🔥 VII. Fiero

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Der Prinz wurde von den ersten Sonnenstrahlen des morgens geweckt und blinzelte in den farbenfrohen Himmel hinauf.
Kurz wunderte er sich, wo er war, und dann fiel ihm wieder ein, dass er erst gestern bei den Medicis eingezogen war.
Er streckte sich ausgiebig und gähnte. Etwas rutschte von seinen Beinen, hektisch griff er danach, bevor es auf den Boden knallen konnte. Glücklicherweise, denn dann fiel ihm wieder ein, was er in dieser Nacht noch gemacht hatte.

Mit großen Augen betrachtete er seine Zeichnungen. Der mysteriöse Gondoliere blickte ihm ihn schwarz und weiß entgegen, stumm wie auch in der Realität. Verträumt ließ Fiero die Finger übers Papier gleiten, verwischte dabei etwas von der Kohle.
Missmutig schüttelte Fiero den Kopf und säuberte sich die Finger an einem Tuch. Es war doch nur ein einfacher Mann, der seiner Arbeit nachging. Er musste dringend aufhören, sich so in seinen Gedanken zu verlieren.

Das war in solch einer magischen Stadt allerdings nicht gerade einfach. Um sich abzulenken, packte er seine Zeichensachen ein und wechselte schnell in frische Klamotten, bevor er beschwingt die Türen seiner Terrasse öffnete und an die frische Luft trat.
Der Himmel öffnete seine Tore in samten, kräftigen Orange- und Lilatönen. Dächer und Türme der Stadt ragten in die Farben hinauf und boten ihm immer mehr Inspiration zu malen, dass es ihm schon in den Fingern zuckte.
Herr, was machte Italien nur mit ihm? Er war doch gerade erst einen Tag lang hier.

Es klopfte zaghaft an seiner Tür. „Herein", rief Fiero leise und drehte sich herum.
Die Tante streckte ihren Kopf in das Zimmer und lächelte ihn breit an. „Guten Morgen, Mylord. Gut geschlafen?"
„Danke, ich hoffe, Ihr auch?", sagte Fiero kurz angebunden und lächelte höflich.
„Ja, sehr gut." Leonora kicherte verzückt.
Hast du alles, was du brauchst, mein Junge? Wir frühstücken um sieben. Aber Himmel, du musst dich erst waschen. Schau deine Haare an, so kannst du dich doch nicht sehen lassen— ich sage den Dienstmädchen, sie sollen dir einen Bottich mit heißen Wasser bringen. Soll ich Ramona—"

Himmel, nein. „Ich bin alt genug, ich schaffe das schon. Danke, Leonora", unterbrach Fiero ihren Redefluss, bevor sie noch unglaublichere Fantasien sponn.
Leonora holte tief Luft, lächelte aber wohlwollend. „In Ordnung. Bis gleich. Seid pünktlich, Prinz. Eure Familie frühstückt mit uns!"
Augenblicklich zerbrach der Frieden des morgens, und Fiero starrte mit hängenden Schultern auf die ins Schloss gefallene Tür. Er hatte schon jetzt keinen Appetit mehr und sehnte sich danach, einfach wieder in die Federn zu fallen und seinen Träumen hinterher zu jagen.

Abwesend wartete Fiero an seiner Terrasse, bis es erneut an der Tür klopfte und zwei schüchterne Mägde einen großen Bottich mit Wasser hinein schleppten. Normalerweise hätte Fiero ihnen sofort geholfen, doch gerade dachte er gar nicht erst daran.
Schwerfällig stellten sie die Bütte in einer Ecke des Raums ab und knicksten dann vor ihm, bevor sie schnellen Schrittes aus dem Zimmer tapsten, jedoch nicht ohne ihm verstohlene Blick zuzuwerfen.
Stirnrunzelnd schloss Fiero seine Terrassentür.

Nachdem er sich ausgiebig gewaschen hatte und ihm das wohlig warme Wasser etwas die trüben Gedanken stahl, trocknete er sich mit einem großen flauschigen Handtuch, welches er einmal aus Paris mitgebracht hatte. Dann suchte er sich angemessene Kleidung heraus, obgleich ihm keineswegs danach war, sich herauszuputzen. Allerdings hatte er sonst keinerlei Kleidung mitbringen können, welche ihm lieber gewesen war.

Schließlich warf er einen flüchtigen Blick auf seine Taschenuhr. Kurz vor sieben. Zeit, sich aufzumachen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Fiero verließ sein Gemach und schlug den Weg zum großen Esszimmer der Familie ein.
In der Villa Medici war es deutlich ruhiger als in seinem Schloss in England. Friedvoller, weniger hektisch. Es war hell, die Sonne blitzte durch die großen Fenster, viel Glas war bunt und warf hübsche Lichter durch die Räume. Es roch nach frischen Blumen, Wein und Kräutern. Bei ihm zuhause war alles trostlos, lehmfarben und grimmig.
Mit erhobenem Haupt trat er durch die halboffene Flügeltür des Esszimmers. Er würde sich von seinen Verwandten nicht unterkriegen lassen, egal, zu was sie hier noch imstande waren.

Die Prinzen von VenedigTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang