🔥 XIV. Fiero

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Feuer.
Flammen, es brannte, in seinen Lungen loderte es, raubte ihm den Atem. Sein Hals schmerzte und brannte, schnürte ihm die Luft ab. Sein Herz schlug so schnell, dass es wehtat, und dann wurde es plötzlich langsamer, pumpte verzweifelt im Kampf gegen...

Keuchend schlug Fiero die Augen auf und rang nach Luft, doch es war, als befände er sich unter Wasser, wo es keine Luft zum Atmen gab. Seine Sicht war verschwommen. Doch hinter der Benommenheit nahm er plötzlich etwas wahr... nicht nur etwas, jemanden. Hände, die seinen Hals umfassten und zudrückten, das Gewicht eines Körpers auf ihm. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass jemand ihn würgte, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Ein Schwall Adrenalin wurde losgelöst und schoss durch seine tauben Glieder, gab ihm ein wenig Energie zurück. Er bäumte sich auf, umfasste die Handgelenke seines Angreifers und grub die Fingernägel in sein Fleisch. Er grunzte, wehrte sich, trat und schlug um sich. Der Griff um seinen Hals lockerte sich nur ein wenig, aber genug, dass er nach Luft schnappen konnte. Er ignorierte den Schwindel und holte blindlings aus, traf das Gesicht des Mannes und schlug erneut auf ihn ein. Der Mann fiel zurück, und Fiero schoss in die Höhe, schubste ihn von sich und trat nach ihm. Ein Keuchen entfuhr dem Angreifer. Er rappelte sich auf, knurrte wütend und rannte hinaus.

Sofort verließ ihn die ganze Kraft. Fiero purzelte vom Bett, landete auf den Knien und japste verzweifelt nach Luft. Er wollte schreien, wollte jemanden auf sich aufmerksam machen, doch kein Ton verließ seine ausgetrocknete, schmerzende Kehle. Sein Herz raste noch immer wie wild, Kopfschmerzen bahnten sich an und betäubten ihn noch mehr. Röchelnd drückte er die Stirn auf den Boden und hielt die Hände schützend über seinen Kopf. Ein Schluchzer entfuhr ihm, dann noch einer, und er begann bitterlich zu weinen.

Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon so jämmerlich da saß und weinte, anstatt Hilfe zu holen. Viel zu lange. Doch irgendwann versiegten seine Tränen, und was blieb war eine gähnende Leere. Sein Brustkorb füllte sich wieder mit Sauerstoff, obgleich er sich genauso atemlos wie zuvor fühlte.
Er wollte nicht darüber nachdenken, aber tief in seinem inneren wusste er, warum er nicht direkt um Hilfe gerufen hatte.
Ganz tief drinnen wusste er, wer dies getan hatte.

Wie eine Marionette schleppte er sich durch sein Zimmer und suchte eine Kerze. Er brauchte mehrere Versuche, um eine Flamme zu entzünden und trug die Kerze zitternd zu seinem Spiegel. Eine fahle, schlotternde Gestalt blickte ihm mit aufgerissenen Augen daraus entgegen. Seine tauben Finger fassten nach dem Kragen seines Leinenhemdes, das er zum schlafen angezogen hatte. Dunkelrote Abdrücke zogen sich über seine Haut, in der klaren Form von langen Fingern. Er schluckte schwer, es schmerzte. Was sollte er nun tun? Seine eigene Familie des versuchten Mordes betiteln? Er wusste nicht, ob es Archibald oder Marshall gewesen war. Es würde schwer werden, den Grafen davon zu überzeugen, dass ausgerechnet die eigene Königsfamilie dafür verantwortlich sein sollte.

Ein trockenes Würgen brach durch seinen Rachen, Galle stieg auf. Er stellte die Kerze weg und stolperte durch sein Zimmer, bis er seinen Wasserkrug fand und einen großen Schluck daraus trank. Schwer atmend sah er sich in seinem Gemach um, das noch immer so fremd für ihn erschien, und nun auch nicht mehr sicher.
Nervös pustete er seine Kerze aus, suchte sich zitternd ein frisches Hemd und tauschte es gegen das durchgeschwitzte. Dann öffnete er seine Tür und lugte auf den Flur hinaus. Es war still. Ob tatsächlich keiner in den Schatten auf ihn wartete, wusste er nicht, aber er wagte sich hinaus und verschloss die Tür hinter sich.

Er tapste auf die gegenüberliegende Tür zu und klopfte leicht an, bevor er die Klinke niederdrückte und in Ramona's Zimmer schaute.
Das Mädchen war allein, lag zusammengerollt unter ihren Decken. Fiero atmete tief ein und schlich hinein. Zur Sicherheit drehte er den Schlüssel einmal leise im Schloss herum und ging auf Ramona's Bett zu. Die irrationale Angst, dass jemand ihr ebenfalls etwas getan haben könnte, bahnte sich den Weg durch seine verängstigten Gedanken. Er kniete sich vor sie und fasste vorsichtig nach ihrem Arm, horchte nach ihrem Atem.
Sie schlief einfach nur, tief und fest. Er legte eine Hand an ihre Stirn, welche immer noch sehr warm war. Also stand er auf und suchte sich einen der feuchten Wickel, um ihn auf ihre Stirn zu legen.
Er seufzte tief. Er wollte sich nicht zu ihr legen, also wanderte er ans andere Ende des Zimmers, wo ein Sessel zum lesen stand, und machte es sich darin so gemütlich wie möglich.

Die Prinzen von VenedigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt