🔥 XII. Fiero

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Fiero hatte in der Nacht kaum ein Auge zugetan und mehrmals mit dem Gedanken gespielt, auszureißen. Allerdings hatte Archibald anscheinend beschlossen, sehr scharf darauf zu achten, dass der jüngste Prinz keinen Unsinn tat, und schaute immer mal wieder bei Fiero vorbei. Und da leider auch Graf Medici und Leonore vorbeikamen, um nach dem Rechten zu sehen oder nach irgendwelchen Wünschen zu fragen, war es Fiero leider kaum möglich, Archibald fortzuschicken. Denn auch wenn dieser ihm nichts tun konnte, solange er unter dem Dach der Medicis wohnte, fürchtete Fiero große Konsequenzen in seiner Nähe.

Als er am frühen Morgen aufwachte, rieb er sich ächzend die Augen und blinzelte an die bemalte Zimmerdecke. Achtzehn Jahre alt, dachte er, und ich würde lieber sterben als hier sein zu müssen.
Trotzdem zwang er sich aus den Laken und rappelte sich auf. Kopfschmerzen von der schlaflosen Nacht kündigten sich bereits an, und er versuchte sie bestmöglich zu ignorieren und griff nach einem Wasserkrug.
Anschließend wusch er sich und schlüpfte in seine Uniform; die Festattagskleider würde er am Abend erst anziehen. Da er wohl momentan noch einen Wachstumsschub bekam, war sie etwas eng an manchen Stellen geworden, aber nun konnte er nichts mehr daran ändern. Er zupfte vor dem Spiegel alles zurecht und bürstete seine Haare.
Es klopfte an der Tür. Nervös drehte er sich um und rief „Herein!"

Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit Konran. Verblüfft und gleichzeitig misstrauisch runzelte er die Stirn.
„Guten Morgen", sagte sein Bruder. „Darf ich eintreten?"
„Guten Morgen... nur zu."
Konran lächelte leicht und schloss die Tür hinter sich. „Du hast einen Brief erhalten, Fiero."
Langsam kam Fiero auf ihn zu. Konran setzte sich ungefragt auf sein Bett, also tat Fiero es ihm mit ein wenig Abstand nach. Sein Bruder reichte ihn ein kunstvoll verziertes Kuvert mit Wachsstempel des Königshauses– anscheinend hatten ihm seine Eltern noch Glückwünschen wollen, wenn sie schon nicht da waren.

Er musste ein Seufzen unterdrücken und legte ihn beiseite. „Ich öffne ihn heut Abend, wenn ich mehr Zeit nach der Feier habe. Ich werde doch sicher schon erwartet, nicht?"
Konran blickte ihn lange an. Ahnte er irgendetwas von dem, was in Fiero vorging? Oder gefiel ihm seine Antwort einfach nicht?
Konran atmete tief durch und sagte schließlich leise: „Ich vermisse den kleinen Rebellen, der du früher warst. Du bist so... ungewohnt zivilisiert geworden."
„Ist das ein Test?", fragte Fiero missmutig.
„Ganz und gar nicht." Konran fuhr sich durch die etwas längeren, hellbraunen Haare, die er im Gegensatz zu seinen Brüdern von ihrer Mutter geerbt hatte. Dieses Mal lächelte er leicht. „Ich habe dich immer für deinen Mut bewundert, deinen Willen durchzusetzen, auch wenn es als Königssohn zum scheitern verurteilt ist. Und ich wünschte, ich könnte dich vor deinem Schicksal bewahren, aber es tut mir leid, Bruder, leider kann ich es nicht. Du musst da nun durch, aber... ich glaube fest daran, dass du deinen eigenen Weg findest und glücklich wirst. Also was auch immer in dir vorgeht, bleib dabei. Sei du selbst. Es muss ja keiner wissen, wer du wirklich bist."

Mit offenem Mund starrte Fiero ihn an. Hatte er sich all das gerade nur eingebildet, oder hatte Konran dies wirklich gesagt? Es klang so surreal, dass es keinesfalls echt sein konnte.
Konran drückte seinen Arm und stand dann auf. „Bevor ich es vergesse... ich glaube, ich bleibe länger in Venedig. Ich habe da jemanden getroffen..." Er zwinkerte vielsagend.
„Du... bist du etwa verliebt?", stammelte Fiero ungläubig.
Konran grinste breit und streckte sich. Auch er steckte in seinen besten Kleidern, bei ihm passten diese aber zumindest. „Vielleicht bin ich verliebt, oh ja... aber sag es erstmal keinem, dann hast du was gut bei mir."
Fiero's Gedanken begangen bei diesen Worten zu rasen. „Das nehme ich wörtlich."
„Dachte ich mir. Wir sehen uns unten, Bruderherz."

Völlig perplex blieb Fiero sitzen und schaute ihm nach. Selbst als Konran schon lange weg war, saß er einfach nur da und fragte sich, was zum Teufel gerade passiert war. Irgendwann klopfte es allerdings erneut, und dieses Mal war es Ramona, welche den Kopf reinsteckte.
„Ich dachte wirklich, du schläfst noch", sagte sie trocken. Ungebeten hüpfte sie in sein Zimmer und ließ sich neben ihm aufs Bett plumpsen. „Alles gute zum Geburtstag... Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?"
„Danke", wisperte Fiero abwesend. Was sollte er sonst schon sagen? Seine Kopfschmerzen wurden stärker und er kämpfte verzweifelt gegen den Drang an, sich einfach einzusperren und zu weinen.

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