Einundvierzig

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IVANA

"Es ist eine Ehre Sie bei uns begrüßen zu können. Ich hoffe, die Reise war angenehm"

Das Anwesen ist groß. Die Tore zum Anwesen sind goldverziert. Der Garten ist prächtig.

Und dennoch ist Alles nicht ansatzweise so mächtig, wie Izáns Anwesen. Beinahe frustriert darüber, dass einer der mächtigsten Familien aus den USA Izán immernoch nicht übertrumpfen kann, sah ich in Leandro Genoveses faltiges Gesicht. Dieser Mann hatte sich zu selten die Zähne geputzt und vermutlich noch die verwachsenen Augenbrauen gezupft. Der Anzug war zu groß für seine dünnen Arme und die eingesunkenen Schultern. Das Jackett trug ihn und nicht umgekehrt.

Jedoch trug er diese geisteskranke Frechheit in seinen Augen, welche ihn gnadenlos machen könnte, wenn die Situation es verlangte. So und genau so stellte ich mir die Mafiosi vor, die ich früher jagte.

Ich antwortete diesem Mann nicht und setzte mich auch nicht auf den Stuhl vor seinem zerrissenen holzigen Schreibtisch, auf welchen er deutete. Im Raum stank es nach Zigarren und anders als den, welchen Izán trank, nach billigem Whiskey.

"Die Akte ist hervorragend präzise", begann der ältere Mann und lehnte sich gelassen zurück. "Aber nicht ausreichend, um ihn anzugreifen. Und das war wohl Ihr Ziel, oder? Deshalb haben Sie uns die Akte geschickt. Aus dem Grund wollen wir mit Ihnen zusammenarbeiten"

Die Akte reichte nicht aus? Wusste dieser Idiot überhaupt was auf den Dokumenten stand? Kann dieses Erbsenhirn überhaupt lesen? Mein Ziel war, dass Izán kämpfen muss, herausgefordert wird, an seine Grenzen kommt.

"Wir wissen, dass in Ihnen mehr steckt, als Sie in die Akte geschrieben haben. Sie wollen Izán fallen sehen? Wir auch. Schon seit Jahren. Der Mann ist unerschütterbar. Schlimmer als sein Vater. Unbesiegt seit er an der Macht ist"

All diese Tatsachen hatte ich bereits gehört. Wollte ich Izán fallen sehen? Ja. Aber nicht sterbend vor Genovese, sondern stolz vor meine Füße.

"Sie zögern. Wieso? Wieso würden Sie uns diese Akte senden und jetzt zögern?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.

Ein junger blonder Mann klopfte, betrat den Raum und stellte zwei Gläser mit Whisky auf den Schreibtisch. Lieber schieße ich mir selbst in den schönen Kopf, bevor ich einmal aus diesem Glas trank.

"Für Sie. Trinken Sie. Dann reden wir über das Geschäft", fügte der junge Mann hinzu. Er schien also auch einer der höher gestellten Mitglieder zu sein. Vielleicht Leandros Sohn. Guilo.

"Ich habe Ihnen eine Akte gesendet, in denen bewiesen wird, dass Izán Bellucci fünfzig Männer von euch vor fünf Jahren in eurem Lager erschießen ließ. Und das reicht euch nicht?"
Ich musste aufpassen, denn immerhin hatte ich nun nicht mehr den Schutz von Izán und die Schutzweste unter meiner Jacke würde sie nicht davon abhalten mich zu foltern.

Das waren keine zivilisierten mental gesunden Männer, die ich nun vor mir hatte.

"Wir reden hier von Izán Bellucci, Senora. Wenn man diesen Mann angreift, dann nur wenn man dazu bereit ist zu sterben. Und so wütend hat uns dieses Massaker nicht gemacht", begann der jüngere Mann. Es war definitiv Guilo, denn die Art wie er seine Augenbrauen zusammenzog ähnelte dem älteren Mann auf dem Stuhl.

IZANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt