Kapitel 13

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Das war unfassbar heiß. Ich stehe nackt mit verschwitztem Körper und klebrigen Händen, komplett außer Atem und über alle Maßen befriedigt im Zimmer und versuche zu realisieren was hier gerade passiert ist. Copp hat mich mit seinen Worten in eine Welt mitgenommen, die ich so noch nicht erlebt habe.

Allein durch die Bilder in meinem Kopf, die durch seine Worte, seine Beschreibungen entstanden sind, hatte ich einen ekstatischen Orgasmus. Das gestern war schon heiß, aber heute hat er mich in eine andere Welt entführt. Ich bin noch immer auf meinen Hoch, ich möchte diese Stufe auch nicht verlassen.

Mit zittrigen Beinen gehe ich in das angrenzende Bad und bin gerade sehr froh darüber, dass Clara immer auf unangekündigten Besuch vorbereitet ist. Ich steige unter die Dusche und das heiße Wasser prasselt auf meinen Rücken. Meine erhitzte Stirn lege ich an die Fliesen, die Kühle befreit meinen Kopf vom Nebel. Ich schließe meine Augen und genieße die wohltuende Wärme. Plötzlich schrecke ich zusammen, was war das?

Zwei Augen schoben sich in meine Gedanken. Braun grün und lange dichte Wimpern. Ein verführerischer Blick und ein Zwinkern. Caleb. Ich schüttele meinen Kopf und vertreibe den Gedanken an ihn. Er gehört hier nicht her.

Lange liege ich im Bett und starre an die Decke. Ich kann nicht einschlafen. Meine Gedanken wandern immer wieder zu Copperfield. Er hat sich nicht gemeldet. Meine letzte Nachricht blieb bis jetzt unbeantwortet. Meine Finger streichen über das Display meines Telefons, aber es bleibt stumm. Kein Ton, kein rotes Blinklicht. Ich frage mich, was er denkt.

'Ich wünschte ich könnte dich sehen.' waren seine Worte und mein Herz stolperte. Das wünsche ich mir auch. Und doch habe ich Bedenken. Es ist eine andere Ebene Fotos zu schicken und Dinge zu schreiben, als sich wirklich zu sehen. Meine Antwort hört sich jetzt so dämlich an. 'Ich weiß.' Was soll ihm das schon sagen?

RobinHood
Bist du noch wach?

Ich habe etwas Angst vor seiner Antwort. Wenn ich eine bekomme.

Copperfield
Ja. Ich bin noch wach.

RobinHood
Ich frage mich, was du über mich denkst.

Copperfield
Machst du dir Gedanken darüber, dass ich dich für einen Perversen halten könnte? Einen Lüstling, der einen einsamen Mann ausnutzt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen?

So habe ich es noch gar nicht gesehen. Aber er hat Recht. Ich habe Bedenken, dass er mich für pervers halten könnte.

Copperfield
Rede mit mir.

Manchmal habe ich das Gefühl, du verschweigt mir etwas.

RobinHood
Ich bin nicht pervers. Ich mag das, was wir haben.

Copperfield
Hast du dich dabei gut gefühlt?

RobinHood
Sehr. Und du?

Copperfield
Ebenfalls. Es ist alles gut zwischen uns. Mach dir keine Gedanken.

Ich kann nicht schlafen. Erzählst du mir noch etwas?

RobinHood
Gerne. Was möchtest du hören?

Copperfield
Warum soll ich dich RobinHood nennen? Du hast mir nie darauf geantwortet.

RobinHood
Ja das war blöd. Ich hätte einen anderen Namen nehmen sollen.

Copperfield
Wenn du es mir erzählst, erzähle ich dir den Ursprung meines Namen.

Wir lernten uns vor sechs Monaten kennen. Er hatte in einer Bar jemanden aufgerissen und diese Bekanntschaft schrieb seine Nummer auf eine Serviette. Noch am selben Abend schrieb er eine Nachricht, weil er sich auf ein Date verabreden wollte. Die letzte Ziffer war verwischt. 7 und 1. Leicht zu verwechseln. Die Nachricht landete bei mir. Und damit begann diese aufregende Reise. Wir hatten sofort eine Verbindung zueinander. Unser erster Chat dauerte fast drei Stunden. Bis ich über meinem Telefon eingeschlafen war.

Ich weiß noch, dass ich einen langen, sehr unschönen Tag im Büro hatte und einfach nur müde war. Eigentlich wollte ich nur noch schlafen und dann kam die Nachricht von Copp die alles veränderte. Die mich veränderte. Zumindest in dieser virtuellen Welt. Bei ihm konnte ich von Anfang an frei schreiben. Offen und ehrlich. Mit einer Portion Witz und Sarkasmus. Hätten wir uns im realen Leben, in einer Bar oder einem Club kennen gelernt, wäre es anders gewesen. Vermutlich hätte ich ihn mit offenem Mund und hochrotem Kopf angestarrt. Wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft gerungen und zum Ende hin wäre ich panisch geflüchtet. Wie immer. Ja, sehr sicher sogar wäre es genauso abgelaufen.

Copperfield
Haben wir einen Deal?

RobinHood
Ja den haben wir. Aber wenn du mich verarscht, dann finde ich dich. Und dann hoffe ich für dich, du kannst schnell laufen :)

Copperfield
Ist das ein Versprechen? Auf ein Treffen? Jagst du mich dann um den Tisch? Um mich zu packen...

RobinHood
Oh Copp...

Copperfield
Ach komme schon.

RobinHood
Siehst du wie ich die Augen verdrehe? Na gut. Ich erzähle es dir.

Copperfield
Ich höre.

RobinHood
Ich kann mit einem Bogen umgehen.

Copperfield
Echt? Wie cool. Trägst du dabei auch Strumpfhosen?

Es war ein Fehler. Er macht sich über mich lustig. Ich wusste es, das war zu erwarten. Warum sollte ein Kerl wie er mich auch ernst nehmen? Zum verrückt werden... oh warte, er meint den Film. Bei der Vorstellung von mir in Strumpfhosen muss ich schmunzeln. Aber Strafe muss sein. Jetzt lasse ich ihn schmoren.

Copperfield
Bist du sauer?

RobinHood
Vielleicht... das war nicht nett.

Copperfield
Es tut mir leid. War blöd. Du trägst bestimmt keine Strumpfhosen.

RobinHood
Nein trage ich nicht. Das du so über mich denkst...

Copperfield
Ich habe eine ganz andere Vorstellung.

RobinHood
Erzähle es mir.

Copperfield
Du in einer schwarzen ledernen Kampfmontur. Mit einem Bogen in der Hand und dem Köcher auf dem Rücken. Ein ernster Gesichtsausdruck, entschlossen und stark. Männlich.

RobinHood
Besser.

Copperfield
Bist du noch sauer?

RobinHood
Nein bin ich nicht.

Copperfield
Gehst du noch zum Bogenschießen? Wie bist du dazu gekommen?

RobinHood
Mein Vater hat mich oft mitgenommen, wenn er zum Training ging. Ich habe ein gewisses Talent von ihm geerbt. Früher war es unser Männerding.

Copperfield
Was ist passiert?

RobinHood
Dad hat nicht mehr die Kraft einen Bogen zu halten. Und ich habe aufgehört als ich aufs College ging. Jetzt du.

Copperfield
Du verschweigst etwas. Ich weiß es. Aber gut, ich dränge dich nicht. Vielleicht bist du irgendwann bereit es mir zu erzählen. Ich bin da und höre dir zu.

Jetzt zu mir. Ich wollte als Kind immer Zauberer werden. Und ich weiß, dass du jetzt lachst. Ich kann es förmlich sehen und hören. Aber das ist okay. Ich steh da drüber.

RobinHood
Ich lache nicht.

Und wie ich lache. Zauberer? Er wollte Zauberer werden? Das ist lustig. Ich stell ihn mir vor mit einem langen nachtblauen Umhang und silbernen Sternen auf dem Stoff. Dazu ein Hut mit Spitze und breiter Krempe. Ebenfalls nachtblau und mit silbernen Sternen.

because love knows no boundariesWhere stories live. Discover now