Kapitel 14

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Ich erwache mit leichten Kopfschmerzen und frage mich, warum der Wodka unbedingt sein musste. Ich weiß es nicht mehr. Ach, wem mache ich hier etwas vor? Natürlich weiß ich das noch. Zum Betäuben. Wegen Caleb und seinem Verhalten. Jetzt im Licht des neuen Tages, spüre ich die Enttäuschung deutlich.

Wieder liege ich in diesem Bett und starre an die Decke und wieder sind meine Gedanken bei einem Mann. Meinem Fremden. Und bei Caleb. Seine Augen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich sehe sie ständig vor mir. Aber ich habe auch die Worte von Copp in meinem Kopf. Ich höre sie, als würde er sie zu mir sagen.

Das Caleb an einen anderen Mann denkt, während er mich küsst, hat mich schwer getroffen. Ich bin noch immer enttäuscht. Aber auch wütend. Ja ich bin wütend. Denn ich dachte dabei nicht an einen anderen Mann. Ich dachte die ganze Zeit nur daran, dass es sich richtig anfühlte. Ich frage mich wie weit wir gegangen wären, hätte er den Kuss nicht beendet. Wieviel Nähe hätte ich zugelassen?

Das Erlebnis mit Copp, der Sex-Talk war atemberaubend und fühlte sich verboten gut an. Das darauffolgende Gespräch vertrieb meine Unsicherheit, das Leichte, das Unbeschwerte kehrte zurück. Ich war sehr froh darüber. Wieder einmal wurde mir klar, wie wichtig Copp mir geworden ist.

Diese ganze Situation verwirrt mich. Copperfield und Caleb. Beide Männer in meinen Gedanken. Mir ist übel und gerade möchte ich einfach nur die Stille des anbrechenden Morgens genießen. Aber ich muss aufstehen. Dringend. Ich muss meinen Kreislauf in Schwung bringen und diese verwirrenden Gedanken vertreiben.

Unter der Dusche erwartet mich heißes Wasser und Dampfschwaden. Wie jeden Morgen. Ich lege den Kopf in den Nacken und das heiße Wasser fällt in feinen Bahnen auf mein Gesicht, perlt von meiner Haut über den Hals und die Brust. Der Körper eines Mannes formt sich aus den Nebelschwaden, seine Hände legen sich an meine Hüften, die Daumen streichen sanft über meine Haut. Wie jeden Morgen. Seine Lippen legen sich an meinen Hals und saugen sich fest, hinterlassen eine Spur der Lust. Wie jeden Morgen.

Während meine Hand über die Brust und den Bauch zu meinem Penis gleitet, flüstert der Mann Worte in mein Ohr. 'Denk an mich.' Seine Zunge fährt über meinen Hals, er beißt mir leicht in den Nacken und meine Hand fährt in schnellen Bewegungen über meinen harten Schwanz. Wie jeden Morgen. Ganz deutlich bilden sich die Formen des Körpers aus den Dampfschwaden, sind nicht verschwommen wie früher. Es ist klar der Körper von Copperfield. Aber die Augen gehören Caleb.

Dieses Bild in meinem Kopf, Copps Körper und Calebs Augen lässt meinen Verstand durchdrehen und mein Höhepunkt kommt schneller als mir lieb ist. Ich stöhne und kralle mich in den Fugen der Fliesen fest. Heiß komme ich in meine Hand, sehe meinem Sperma dabei zu wie es sich mit dem Wasser zu meinen Füßen vermischt. Die letzten Wellen des Orgasmus schwingen durch meinen Körper. Surreal fühlt es sich an. Dieses Gefühl etwas Vertrautes vor Augen zu haben, es aber nicht greifen zu können. Caleb vermischte sich mit Copp, mir wird leicht schwindelig und ein leichtes Gefühl der Scham legt sich über mich.

Nach einer ausgiebigen Dusche gehe ich zurück in das Gästezimmer und zum Wandschrank. In einem kleinen Fach liegen ein paar Sachen von mir. Diese werden in den nächsten Monaten verschwinden und durch neue ersetzt. Dann ist das hier nicht mehr länger mein Zimmer, mein Rückzugsort bei meinem besten Freund. Aber das ist nicht schlimm, es ist okay. Ich freue mich über die neue Bestimmung des Zimmers und für meine zwei besten Freunde.

Als Dank, dass ich hier übernachten durfte, bereite ich das Frühstück für Julian und Clara vor. Das Haus ist still, Julian Schnarchen dringt aus dem Zimmer dem meinen gegenüber. Ich schmunzele, arme Clara. Nach reichlich Alkohol sägt Julian ganze Wälder durch sein Schnarchen ab. Rührei mit Speck und gebuttertes Toast für Julian. Pancakes mit Honig für Clara. Wenn ich eines kann, dann ist es kochen. Mum sorgte früh dafür, dass ihre Kinder nicht verhungern müssen, wenn sie nicht mehr zuhause wohnen. Stacey ist eine noch bessere Köchin als ich, Elijah hat echt Glück.

"Guten Morgen mein Großer." Clara umarmt mich liebevoll von hinten und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Dafür muss ich mich zu ihr hinunter beugen. Sie ist sehr klein. Im Gegensatz zu mir.
"Morgen", murmele ich.
"Hast du gut geschlafen?", fragt sie und schmiegt ihren Kopf an meinen Rücken. Seit ein paar Wochen ist sie sehr anhänglich. Neben Stacey und Julian ist Clara die Einzige, die mich so berühren darf.

Sofort schießt ein Gedanke in meinen Kopf, gefolgt von einem Bild und einem weiteren. Wann hört das endlich auf?
"Möchtest du einen Kaffee? Oh sorry, kein Kaffee mehr. Tee?", frage ich und vertreibe somit diese Bilder.
"Gerne. Das Müsli ist leider alle", sagt Clara schuldbewusst.
"Ist schon okay." Es gehen auch Rühreier.
"Als Entschädigung habe ich das hier für dich." Freudestrahlend hält sie mir eine Zeitung entgegen. Meine Familie weiß, dass ich diesem Ritual fröne. Clara und Julian Moore sind ein Teil meiner Familie.

"Ashton?", fragt Clara.
"Hmhm", antworte ich ihr und schaufele die ersten Pancakes auf ihren Teller.
"Kann ich dich etwas fragen?"
"Natürlich."
"Ich habe dich gestern Abend auf der Veranda gesehen." Abrupt stoppe ich meine Tätigkeiten. Der Speck brutzelt in der Pfanne. Ich sehe, wie sich die Ränder dunkel verfärben.

"Mit Caleb", höre ich Clara sagen und der Speck ist mittlerweile sehr krossgebraten. Schnell hole ich ihn aus der Pfanne und lege ihn zu dem Rührei auf den Teller. Einen Klecks Ketchup dazu und ich setze mich neben Clara an die Kücheninsel. Das Rührei ist köstlich. Ich ignoriere ihre Worte absichtlich. Vielleicht vergisst sie, was sie sagen wollte.

"Habt ihr euch geküsst?" Natürlich vergisst sie es nicht.
"Wer hat wen geküsst?", höre ich Julian verschlafen fragen und verschlucke mich vor Schreck fast an meinen Rührei.

because love knows no boundariesWhere stories live. Discover now