Kapitel 23

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Ich kann nicht sagen, was es ist, aber wenn ich Caleb sehe, dann verspüre ich den Drang meine Hände in seinen Haaren zu vergraben. Mit den Spitzen meiner Finger durch das tiefe schwarz gleiten und die Weichheit auf der Haut kitzeln lassen. Er sieht anders aus als bei unserer ersten Begegnung. Schatten unter den Augen deuten von zu wenig Schlaf. Und trotzdem ist da wieder dieses funkeln, das mich schon auf der Veranda meines besten Freundes in den Bann gezogen hat.

Mit offenem Mund starre ich ihn an. Ich rieche den Duft, der ihn immer umhüllt. Caleb ist mir so nah. Seine Hand liegt auf meiner, die Hitze steigert sich immens mit jeder Sekunde, die vergeht. Meine Kehle ist staubtrocken und ich habe noch immer nichts gesagt. Caleb versucht ein sanftes Lächeln, aber die Traurigkeit in seinem Blick vertreibt es nicht. Die Erinnerung an Caleb im Bus, mit Tränen in den Augen trifft mich schlagartig und ich bin froh, noch immer zu sitzen. Diese Traurigkeit in seinen Augen, der Schatten von zu wenig Schlaf, Caleb der leise weint zerreißt mein Herz und ich frage mich, warum passiert das immer mir.

Warum kann ich nicht einfach meine Gedanken aussprechen? Caleb zieht seine Hand von meiner und die Wärme und Geborgenheit verschwindet. Das lässt mich seufzen und Caleb sieht mich irritiert an. Ich räuspere mich, aber meine Stimme ist trotz allem leise und fein.
"Hallo Caleb", sage ich und sein Lächeln nimmt zu.
"Wie geht es dir?", fragt er mich. Ich bin mir nicht sicher, was ich ihm sagen soll. 'Danke gut. Das Leben ist zwar eine Schlampe. Aber wenigstens gibt es genug Alkohol um den Kummer zu ertränken.' Oder 'Beschissen denn ich habe einen lieben Menschen von mir gestoßen und das nur weil ich Angst davor habe, dass er mich nicht so lieben könnte wie ich eigentlich bin.'

Aber nichts von alle dem sage ich.
"Es geht." Ist stattdessen meine Antwort und ich komme mir vor wie der letzte Idiot.
"Harte Woche gehabt?" Ich nicke. Caleb setzt sich auf den Stuhl neben mich und schweigt. Eigentlich mag ich ein Schweigen in solch einer Situation nicht. Denn meistens ist es ein Zeichen dafür, dass ich meinen Mund nicht aufbekomme und sich mein Gegenüber furchtbar langweilt.

Aber mit Caleb ist es anders. Auch bei ihm bekomme ich meinen Mund nicht auf. Aber die Stille zwischen uns ist nicht seltsam. Eher ist sie seltsam aufregend. Das Gefühl ist mir neu. In meinem Bauch beginnt es jedes Mal zu kribbeln, wenn ich einen verstohlenen Seitenblick auf Caleb werfe. Elijah kommt und stellt uns beiden ein Glas Whiskey vor die Nase. Bevor ich darüber nachdenken kann, wer diesen bestellt hat, habe ich das Glas bereits in der Hand und mit einem kräftigen Schluck geleert.

Der Alkohol brennt in meiner Kehle, er wärmt mich und lässt mein Herz noch schneller schlagen. Ich spüre Calebs fragenden Blick auf mir und schaue peinlich berührt auf meine Hände. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie auch er sein Glas leert und sich leicht in meine Richtung dreht. Seine Finger streicheln sanft über meine Hand, fahren jeden Zentimeter Haut einzeln ab. Mir stockt der Atem und ich kann mich nicht bewegen. Zu sehr fasziniert mich dieser Anblick.

Die Erkundungstour seiner Finger startet an meinen Handwurzelknochen über die Außenseite zum kleinen Finger und wieder hinauf. Der Handrücken wird umkreist und Caleb streichelt jeden Finger langsam und ausgiebig. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper und drohe innerlich zu verbrennen. Immer wieder umkreist er meinen Handrücken und das Verlangen, das gleiche bei ihm zu machen wird immer stärker. Das Streicheln meiner Hand erregt mich und als er beginnt über meinen Unterarm zu streicheln, seine schlanken Finger sich unter den Ärmel meines Pullovers schieben, stellen sich die Härchen auf und ich unterdrücke ein Stöhnen.

Caleb beobachtet jede meiner Reaktionen und ich verstehe mich gerade selbst nicht. Ein Gedanke huscht durch meinen Kopf und ich sperre diesen in die hinterste Ecke meines Bewusstsein. Stattdessen höre ich Clara in meinem Kopf und beschließe, einen Schritt nach vorne zu wagen. Ich drehe meine Hand und Calebs Finger streicheln über meine Handinnenfläche. Er verschränkt unsere Finger miteinander und ich bin kurz vorm Kollabieren.

Mein Herz schlägt schnell und laut, ich kann es hören und bin mir fast sicher, Caleb hört es auch. Ich spüre das Blut in meinen Kopf steigen und fühle die Hitze an meinen Wangen. Warum mache ich das?
Es fühlt sich gut an. Caleb drückt leicht meine Hand und ich schaue ihn an. Er lächelt und seine Augen strahlen.
"Wir hatten einen ungünstigen Start", sagt er.
"Ich habe viel an dich gedacht." Ja ich auch an dich, sage ich in Gedanken.

"Fangen wir noch mal an? Ich bin Caleb. Schön dich kennen zu lernen." Fuck diese Lippen.
"Ashton", antworte ich leise. "Du kannst mich auch Ash nennen. Wie du möchtest." Ich habe keine Ahnung, warum ich das sage.
"Ashton klingt gut", sagt Caleb und ich beiße mir auf die Unterlippe. Wie er meinen Namen ausspricht. Es klingt so sexy und ich wünschte, er würde nie damit aufhören.

Wieder blicke ich auf unsere Hände, seine Haut ist dunkler als meine. Ich liebe diesen Kontrast. Federleicht berühren meine Fingerspitzen seine Haut. Sie ist warm und ich erinnere mich an das Gefühl von seinen Händen auf meinem Körper.
"Ashton?" Beim Klang meines Namen zucke ich zusammen und halte die Luft an.
"Ich habe auch an dich gedacht", sage ich schnell und entlasse die Luft aus meinen Lungen.

Ich spüre seine Hand auf meinem Knie, mir wird heiß und ich habe plötzlich Angst. Sie frisst sich durch meinen Körper und vergiftet meine Gedanken. Die Bilder von Copps enttäuschten Worten mischen sich mit den verletzenden von Caleb. Aber da ist noch etwas anderes. Calebs Hand wandert höher über meinen Oberschenkel, stoppt kurz vor meinem Penis. Seine Fingerspitzen berühren die Wölbung in meiner Hose und Caleb leckt sich über die Lippen. Ich möchte ihn so gerne küssen.

Die Luft um uns herum knistert. Ich bin schon lange hart und stelle mir vor, wie es sich anfühlt Caleb zu spüren.
"Du machst mich wahnsinnig", haucht Caleb und seine Lippen berühren federleicht die meinen.

because love knows no boundariesWhere stories live. Discover now