Prolog

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David

Ich stehe in der Küche von unserem Haus, dem Einfamilienhaus mit dem penibel gepflegtem Rasen vor der Haustür, das ich mit meiner Frau Marina und unserem zwanzig Monate altem Sohn, bewohne. Die Wut brodelt wie Feuer in mir und am liebsten würde ich irgendwas kurz und klein schlagen, um diese Flammen zu löschen. Fassungslosigkeit und Scham mir gegenüber selbst mischen sich zu meinen Gefühlen und lassen meine Beine wie von selbst auf den Küchentisch zu gehen. Meine Faust brettert auf die Platte des Esszimmertisches aus massiver Eiche. Ein quälender Schmerz meiner Fingerknöchel ist das Ergebnis, befriedigt mich aber nicht auf die Weise, die ich mir vorgestellt hatte. Tränen steigen in meine Augen, als ich ein zweites Mal auf die Tischplatte einprügele. Sie steht noch immer als klarer Gewinner da und neckt mich mit der Tatsache, dass sie keine einzige Schramme von meinem schwachen Versuch mich abzureagieren abbekommen hat. Kraftlos, fast als wäre ich eine Marionette, die soeben einfach fallen gelassen worden ist, sinke ich auf die kalten Fliesen des Küchenbodens. Die Wucht meiner Tränen, die jetzt aus mir herausrinnen, nehmen mir die Luft zum Atmen und lassen mich wie ein Häufchen Elend zusammensinken.

Vor ein paar Minuten ist meine ganze Welt zusammengebrochen. Ich selbst habe es zugelassen, wo ich doch hätte stark bleiben sollen.

Aber stattdessen...

Es ist Papa, ausgerechnet Papa, der mich in diesem Zustand vorfindet und mich von meinem Elend befreit. Er zieht mich mit Leichtigkeit auf die Füße, murmelt dazwischen immer wieder etwas vor sich hin. Leise fluchend kümmert er sich um meine Hand, wickelt etwas nasse Küchenrolle um die leicht blutigen Fingerknöchel und führt mich dann ins Badezimmer.

Ich fühle den Schmerz in meiner Hand nicht einmal. So sehr blutet mein gebrochenes Herz und die Scherben dieses bohren sich in jede Faser meines Körpers.

Nachdem ich geduscht habe will ich mich bei Papa bedanken, aber er ist schon wieder verschwunden. Wie soll ich es ihm verübeln? Im Wohnzimmer finde ich einen Zettel, den er mir hinterlassen hat. Mein Papa ist so old school, er hinterlässt lieber handgeschriebene Zettel, wo eine WhatsApp doch so viel schneller getippt wäre. Ich werfe einen Blick auf seine gekrakelten Wörter.

"Ich hatte eine wunderbare Zeit, während ich alles ruinierte"-Taylor Swift

Mehr steht da nicht und trotzdem hat Papa damit direkt ins Schwarze getroffen. 

In Your ArmsWhere stories live. Discover now