Für unsere Liebe?

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David

Das ich hier jetzt an der Seite meiner Frau bin und sie mir sogar erlaubt hat, sie zu berühren, macht mich einfach nur verdammt glücklich. Ich muss einfach hoffen, dass es positiv ist, ein erster Schritt von sehr vielen, die noch vor uns liegen.

„Wer war sie? Die Frau, mit der du mich betrogen hast?". Marinas Stimme ist leise, fast nur ein Flüstern.

Ich bin nicht wirklich darauf vorbereitet, dass sie mich danach fragen wird. Wahrscheinlich hatte ich es mir insgeheim erhofft, dass sie nie danach fragen wird, aber ich hätte es besser wissen sollen. Sie wird es sowieso erfahren, besser erfährt sie es von mir, als von Papa. Oder von Mama.

„Vanessa", sage ich schließlich. Mehr nicht, nur dieses einzige Wort. Nur ihren Namen. Ich kann Marina nicht anflehen, mir zu vergeben, noch weniger kann ich ihr ein weiteres Mal beteuern, dass all das ein riesengroßer Fehler gewesen ist. Das weiß ich selbst und macht es dadurch auch nicht mehr ungeschehen.

Marina beginnt zu schluchzen und wendet sich von mir ab. Die zarte Annäherung zwischen uns ist zerstört. Jetzt stehe ich wieder vor der großen Mauer, die Marina vor sich aufbaut. Meine Frau grenzt mich erneut von ihrem Schmerz aus. Wie soll ich es ihr verübeln?

Die Bilder von dem Abend, als ich Marina in der Dusche vorgefunden habe, nackt, in ihrem eigenem Blut sitzend und sie völlig starr und abwesend, schießen in meinen Kopf und ich stolpere ein paar Schritte nach hinten, lasse mich dann auf dem Bettrand des Doppelbettes nieder, das mittig im Gästezimmer steht. Die Wucht der Erinnerungen prasselt auf mich ein, Tränen, die ich eine Ewigkeit verdrängt haben muss, rinnen jetzt wie Sturzbäche über mein Gesicht. Schluchzer, die ich so von mir gar nicht kenne, purzeln aus meinem Mund und lassen meinen ganzen Körper beben. Die Tränen verschleiern mir die Sicht, aber dann sehe ich plötzlich Marinas Gesicht direkt vor mir. Die Augen sorgenvoll auf mich gerichtet und ihre Lippen bewegen sich, sie sagt irgendetwas zu mir, aber ich kann es nicht hören.

„„Ich dachte ich verliere dich..", bringe ich schließlich stotternd hervor. „ Als ich dich blutend in der Dusche gefunden habe.. Ich hatte Angst, dass du.. stirbst und mich alleine zurück lässt".

„Es tut mir Leid, dass ich dir nicht die Chance gegeben habe, zu...reden. Ich habe dich von mir gestoßen, eine Mauer um mich herum aufgebaut, die nicht einmal du überwinden konntest. Ich wollte es nicht sehen, aber ich weiß jetzt, dass das die Wahrheit ist.", erwidert Marina mit weit aufgerissenen Augen und hektischem Atem. Sie überwindet den letzten Abstand zwischen uns, indem sie ihre Arme um meinen Oberkörper schlingt und ihren Kopf auf meine Beine legt. Sanft streichele ich ihr über die Locken.

Ich kann sie so gut verstehen, aber ich weiß auch, dass sie die Zeit für sich gebraucht hat. Vielleicht war es ein wenig, vielleicht auch etwas mehr, egoistisch von ihr, aber Marina musste sich erst selbst verzeihen und lernen sich wieder zu lieben, wie hätte sie da mich lieben können?

Ich habe sie trotzdem fallen lassen, ich war es, der aufgegeben hat. Also ist es jetzt auch meine Aufgabe, wieder alles zu richten. Ich hoffe so sehr, dass sie sich darauf einlassen kann. Wir müssen das schaffen! Alleine für Jannes! Aber auch für unsere Liebe!

Marina richtet sich auf, zieht auch mich mit auf die Beine und schubst mich gegen die Wand neben der Zimmertüre. Zuerst bin ich etwas überrascht, dann packe ich sie sanft  an der Schulter und wechsele unsere Positionen, jetzt ist es Marinas Körper, der sich gegen die Wand presst.. Ihre braunen Augen glitzern, aber es sind keine Tränen mehr, die sich darin sammeln. Was auch immer hier gerade passiert, ich habe nicht die Kraft mich zu widersetzen. Unsere Lippen sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt, ich höre meinen eigenen hektischen Atem und muss diese letzte Distanz zwischen uns aufheben. Marina kommt mir schon mit ihren Lippen entgegen, als ich es endlich wage sie zu küssen und dieser Kuss ist hungrig, so voller Leidenschaft und Sehnsucht. Unsere Hände sind schnell und sie sind plötzlich überall. Ich vernehme ein Stöhnen, kann aber nicht mehr ausmachen, ob es von mir kommt oder doch von Marina. Ungeduldig fummelt sie an der Schnalle meines Gürtels. Selbst hat sie nur noch ihre Unterwäsche an. Ich war mir nicht bewusst, dass ich ihr die Klamotten schon ausgezogen habe. Marina drängt sich mit der selben Intensität gegen mich, mit der ich mich am liebsten sofort in ihr bewegen würde. Alles was ich jetzt noch bewusst wahrnehme sind die Geräusche, die meine Frau macht, als ich sie gegen die Wand presse, ihr linkes Bein leicht anhebe und dann in sie eindringe. Marina vergräbt ihre Finger in meinen Rücken und in den Po, versucht verzweifelt sich festzuhalten, weil wir beide nicht wollen, dass das hier zu Ende geht.

„Ich denke es ist besser, wenn du jetzt gehst", hallen Marinas Worte in meinen Ohren. Wir konnten die Lust nicht ewig hinauszögern und jetzt stehe ich komplett nackt und noch total zittrig vor meiner Frau, während diese schon dabei ist sich wieder anzuziehen. Sie schlüpft nur in ihren Rock und in das T-Shirt, die Unterwäsche lässt sie einfach auf dem Boden liegen.

„Ist das dein Ernst? Du schickst mich wieder weg?", frage ich sie ungläubig. Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Und bestimmt war es falsch in dieser Situation mit meiner Frau zu schlafen. Aber ich hatte eine winzige Hoffnung in mir. Marinas braune Augen durchbohren mich. Ich halte ihrem Blick stand. Irgendwann gibt sie auf, dreht ihren Kopf von mir weg, gibt einen tiefen Seufzer von sich und stürmt dann aus dem Zimmer. 

In Your ArmsWhere stories live. Discover now