Voller Zuversicht

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Marina

Ich schaue meinen Mann an, der atemlos und zittrig im Türrahmen steht. Er scheint etwas überrumpelt, mich und Jannes hier zu sehen. Ich kann es ihm nicht verübeln. Gestern Abend bin ich einfach vor ihm davongelaufen, weil es mich überfordert hat, dass wir uns so nahe gewesen waren und unsere Sehnsucht es geschafft hat, dass wir miteinander geschlafen haben. Ein kleiner Teil in mir hat die ganze Zeit daran gedacht, dass David mich betrogen hat und er, Vanessa bestimmt genauso gevögelt hat, wie wir es gestern getan haben.

Aber ich weiß, dass David nicht in Vanessa verliebt ist. Er hat sie nie geliebt. Das ist mir klar geworden. Sein Gefühlsausbruch gestern, hat mir gezeigt, dass er es nie verarbeiten konnte, dass wir das Baby verloren haben. Ich habe seine Sichtweise erfahren und verstanden, dass er einfach Angst um mich hatte. Das macht den Betrug zwar nicht ungeschehen und rechtfertigt diesen auch in keiner Weise, aber ich habe auch viel in den letzten Monaten erlebt und kann mich in die Gefühlslage meines Mannes, hineinversetzen. Jetzt ist es wichtig, dass wir um unsere Liebe kämpfen. Um unsere Ehe. Ich will meinen Mann nicht verlieren, dazu ist die Liebe, die ich für ihn empfinde, einfach viel zu stark.

Es hat mir trotz allem viel Überwindung gekostet, wieder nach Hause zu kommen. Ein erster Schritt, der aufzeigen soll, dass ich bereit bin, David zu verzeihen. Wenn wir unsere Ehe retten wollen, dann müssen wir beide hart an uns arbeiten und ab sofort alles mit einander teilen. Der Schicksalsschlag war heftig und jetzt müssen wir herausfinden, ob wir das schaffen, was wir uns vor vier Jahren versprochen haben, als wir uns das Jawort gegeben haben. Das Leben ist ein Auf und Ab, es kann nicht immer nur glückliche Momente darin geben. Ich stelle mir manchmal immer noch die Frage, warum ich das Baby verlieren musste. Vielleicht sollte es so sein, wahrscheinlich musste es auch so kommen, dass David mich betrügt. Möglicherweise ist das ein Test, ob unsere Liebe zueinander stark genug ist und auch die schweren Situationen im Leben, bestehen kann. 

Meine Gedanken stoppen, als David sich endlich in Bewegung setzt und direkt auf Jannes und mich zusteuert. Hastig zieht David sich das verschwitzte Oberteil aus und wechselt es gegen ein Neues, schlüpft aus seiner Hose und legt sich dann neben mich. Obwohl er nicht direkt hinter mir liegt, spüre ich seinen schnellen Herzschlag an meinem Rücken.

„Ich lege Jannes eben in sein Bett", murmele ich und komme eher ungeschickt auf die Füße. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich mich wieder ins Bett lege. Diesmal so, dass ich David direkt in die Augen schauen kann. Es gibt so vieles, dass ich mit David besprechen muss, vielleicht ist es aber der falsche Zeitpunkt, weil dieser verdammt müde aussieht und zur Bestätigung tief gähnt.

„Können wir reden?", wispere ich schließlich und schaue zu, wie David, die Augenlider, die er eben kurz geschlossen hatte, wieder aufreißt.

„Natürlich..", meint er und streicht mir sanft über den Oberarm. Eine Berührung, die mich kurz zusammenzucken lässt, ehe sich Gänsehaut auf der zarten Haut, breitmacht.

David und ich reden lange. Es tut einfach nur gut, endlich wieder zu Hause zu sein. Wir reden über so vieles in dieser Nacht. Darüber, dass wir beide Fehler gemacht haben, über unsere Liebe, die wir beide nicht aufgeben möchten, dann unterhalten wir uns über seine Mama, darüber, dass er zwei kleine Schwestern hat und noch so vieles mehr. David erzählt mir von dem Gespräch, das er gestern mit Tobias geführt hat. In der Zeit, in der ich bei Mama und Papa war, ist so viel passiert. Dann erzähle ich meinem Mann, wie Jannes sich in den letzten Wochen gemacht hat, darüber, dass der Kleine seine ersten deutlichen Worte gesprochen hat und schon ziemlich viel vor sich hin babbelt, mittlerweile auch kleine Sätze, wie „Ball haben" oder „Mama komm".

Am Ende liegen wir ganz nah aneinander und genießen nur die Nähe zueinander. Ich spüre Davids Finger, die sachte über die feine Haut meiner Arme streichen, ehe sein Atem gleichmäßiger wird und er leise zu schnarchen beginnt.

Ich fühle mich endlich wieder richtig geborgen und bin voller Zuversicht. 

In Your ArmsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt