4/Liebes Schicksal...

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Triggerwarnung!

David

Es sind fünf Wochen vergangen, seit Marina mir von ihren zweiten Schwangerschaft erzählt hat. Ich weiß noch wie schlecht es ihr während der Schwangerschaft mit Jannes ging. Die ersten neun Wochen hat sie fast jeden Morgen an Übelkeit gelitten, diesmal scheint es anders zu sein und das freut auch mich.

Jetzt sitze ich mit meiner Familie am Esstisch. Es war ein langer Arbeitstag und im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich endlich Feierabend habe und mit meiner Frau und meinem Sohn zu Abend essen kann. Marina ist gerade dabei Jannes zu füttern. Der Kleine entscheidet sich zur Zeit immer öfters den Löffel alleine zu heben und Marina ist mehr damit beschäftigt die missglückten Essensreste von ihren Klamotten oder dem Fußboden zu wischen.

„Hast du dir schon überlegt wie die Kleine heißen soll?", frage ich meine Frau, während ich in meinem Essen herumstochere. Irgendwie bin ich bei Kartoffelbrei mit Spinat immer noch ein Kind und bearbeite es mehr mit der Gabel, als ich davon esse.

Marina sieht mir kopfschüttelnd dabei zu, kann sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Sie nimmt ein Stück Küchenrolle und putzt damit Jannes den Mund. Der Kleine wehrt sich mit aller Kraft gegen seine Mama, aber Marina ist trotz allem klare Siegerin. Sie pustet sich eine verirrte Locke aus dem Gesicht und nimmt unseren Sohn aus dem Hochstuhl. Die beiden setzen sich wieder mir gegenüber. Jannes spielt mit seinem Lieblingskuscheltier Hansi Hasi, das auch beim Essen nicht fehlen darf. Meine Frau dagegen schaut mich an und ihre braunen Augen funkeln dabei herausfordernd.

„Woher weißt du, dass es ein Mädchen wird?", fragt sie schließlich und zuckt dann nur mit der Schulter. Ich schaue ihr zu, wie sie sich die Brille zurechtrückt und ihren leeren Teller in die Mitte des Tisches schiebt, damit Jannes ihn nicht in seine greifenden Finger bekommt.

„Ich weiß es einfach, meine Süße", wispere ich. Ich bin aufgestanden und beuge mich jetzt von meinem Platz zu ihr hinüber. Ihr Gesicht ist meinem ganz nahe, ich kann ihren heißen Atem fühlen, der alles in mir durcheinanderbringt und mir Fantasien schenkt, die jetzt total unpassend sind. Ich bin kurz davor sie zu küssen und vielleicht noch meine Hände unter ihr T-Shirt zu schieben, als ich Jannes' Finger spüre, die die Knöpfe meines Hemdes erkunden. Mein Sohn ist kurz davor diese in den Mund zu nehmen, als ich mich geschlagen wieder zurück auf meinen Stuhl sinken lasse.

Baby und unartige Gedanken passen einfach nicht zusammen...

„1:0 für Jannes und mich", meint Marina hämisch grinsend. Jannes klatscht freudig in die Hände, als wolle er so seiner Mutter zustimmen.

Jetzt bin es ich, der mit der Schulter zuckt, aber ich sehe, dass Marina mich gerade genauso sehr will, wie ich sie. Sie beißt sich unauffällig in die Lippen und ihr Blick ist gedankenverloren. Ich freue mich schon darauf, wenn Jannes später endlich im Bett liegt. Still höre ich endlich auf mein Essen zu bearbeiten, um es mir in den Mund zu schaufeln.

Genau jetzt, in diesem Moment bin ich einfach nur glücklich und es fühlt sich alles perfekt an.

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Am Abend liege ich im Bett und warte auf Marina, die noch schnell unter die Dusche springen wollte. Um mir die Zeit zu vertreiben und auch meine Gedanken ein wenig zu beruhigen, schaue ich in eines der Bücher, die Marina erst neulich gekauft hat. Meine Frau ist eine hoffnungslose Romantikerin und ich kann nicht verstehen, was genau es ist, das sie immer so an diese Bücher fesselt. Es ist nicht so, dass ich keine Ahnung von Romantik habe, wenn ich will kann ich auch richtig romantisch werden mit allem was so dazugehört... Kerzen, gutes Essen, vielleicht noch ein teurer Wein, aber Liebesromane? Nein Danke, interessieren mich wirklich Null. Erschöpft nehme die Lesebrille ab und lege sie auf den Nachttisch. Hoffentlich nicke ich nicht ein. Es ist einer dieser Abende an denen alles passt. Jannes schläft seit einer Stunde tief und fest und morgen ist Samstag.

Es vergehen ein paar weitere Minuten, in denen ich an die Decke starre. Langsam keimt Sorge in mir auf. Marina ist schon vor mehr als einer halben Stunde duschen gegangen. Mit dem anschließenden Föhnen und Eincremen braucht sie maximal zwanzig Minuten, meine Frau ist manchmal schneller im Bad fertig, als ich es bin. Ich spähe in Jannes Gitterbett, der Kleine schläft noch, also schleiche ich mich aus dem Zimmer.

Marina sitzt nackt und zusammengekauert auf den Fliesen in der Dusche, als ich im Badezimmer ankomme. Das Wasser rinnt ihr über den Körper, aber sie scheint nicht darauf zu reagieren. Mein Herz setzt für einen Moment aus. Wie in Trance schaue ich zu meiner Frau, mein Kopf will nicht verstehen, während mein Herz längst wild gegen meinen Brustkorb pocht... Nur Sekunden später handele ich unterbewusst. Bringe die wenigen Schritte von der Badezimmertür bis zur Glastür der Dusche hinter mich, reiße sie auf und knie mich zu Marina.

„Süße..." Meine Stimme bricht, als mein Blick auf das Wasser fällt, das sich zwischen ihren Beinen ansammelt. Eine rote Flüssigkeit mischt sich darunter und schwappt mit der klaren Farbe des Duschwassers in den Abfluss. Ich halte den Atem an, um den verzweifelten Schrei, der aus mir herausdrängen will, keine Chance zu geben an die Oberfläche zu dringen. Die Tragweite von dem, was hier gerade passiert, sickert in jede Faser meines Körpers. 

Marina sitzt in ihrem eigenen Blut. So viel Blut!

Die Verzweiflung nimmt Überhand, während ich meine Frau nach oben ziehen will. Ich muss unbedingt herausfinden, wo sie verletzt ist, damit sie nicht noch mehr Blut verliert. Marinas nasser Körper ist nicht nur glitschig, sie macht sich auch verdammt schwer, wehrt sich gegen meine Berührung, so dass ich es nicht schaffe, sie auf die Beine zu hieven. Mittlerweile bin ich selbst klatschnass, das Wasser rinnt mir über die Klamotten, die Haare und das Gesicht hinab. Hilflos drehe ich das Wasser ab, wickele ein Handtuch um Marinas nackten Körper, dann renne ich aus dem Bad. Meine Klamotten triefen und hinterlassen eine nasse Spur auf dem Fußboden. Es ist mir völlig egal, auch als ich in meiner Hektik die Vase umschmeiße, die Marina und ich von ihren Eltern zum letzten Hochzeitstag geschenkt bekommen haben.

„Ich brauche Hilfe", schreie ich ins Haustelefon, als ich das bekloppte Teil endlich auf der Kommode im Eingangsbereich finde. Gerade heute verfluche ich es, dass ich immer alles verlege. „Meine Frau ist schwanger und sie hat eine Menge Blut verloren". Meine Stimme zittert und ich versuche krampfhaft nicht die Nerven zu verlieren. Die Person am anderen Ende der Leitung sagt mir, dass Hilfe unterwegs ist und ich bis dahin unbedingt bei Marina bleiben soll. Ich quittiere es mit einem Nicken, bis ich realisiere, dass das nicht gesehen werden kann.

"Okay... Danke", hauche ich kraftlos ins Telefon. "Bitte beeilen Sie sich." Auf dem Weg zurück ins Bad mache ich einen kurzen Abstecher ins Schlafzimmer, aber Jannes hat Gott sei Dank einen tiefen Schlaf. 

Marina ist immer noch abwesend, aber jetzt zittert sie am ganzen Körper und ich nehme sie vorsichtig in den Arm, darauf bedacht sie und das Baby nicht zu verletzen. Sie wehrt sich nicht gegen mich, unternimmt aber auch keinen Versuch sich bei mir fallen zu lassen. Die Minuten ziehen sich langsam dahin und ich werde immer unruhiger. Das hier ist eine einzige Katastrophe! Die Angst in mir nimmt mit jeder verstrichenen Sekunde zu, aber ich muss stark bleiben. Wegen Marina! Sie ist es, die jetzt alle Kraft braucht, also halte ich sie fest und flüstere immer wieder:" Es wird alles gut... Hilfe ist gleich da".

Liebes Schicksal... Was soll das?!

In Your ArmsNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ