Sammelsurium

Die Zelle - 1

Mal ist es hell. Mal ist es dunkel. Selten ist es laut, öfter ist es leise. Zu leise. So leise, dass ich mein Herz schlagen höre. Es hämmert etwas zu schnell, nicht rhythmisch, es stört.

Stimmen, das öffnen und schließen von Türen, Schritte, hin, zurück - alles da draußen, alles vor der Tür, nur ich dahinter.

Ich starre das immer gleiche Motiv an. Ein Schreibtisch, eine Wand, dessen Farbe mir schon lange nicht mehr gefällt, ein Schrank, ein Stuhl. Im Bett, das ich einst mochte, liege ich, obwohl ich eigentlich nicht mehr liegen kann, doch aufstehen schaff ich nicht.

Ich drehe mich um. Eine Wand, immer noch diese dumme Farbe.

Gelb, die Farbe der Sonne, der Wärme - und mir ist oft zu warm, aber dann friere ich wieder, zittre, klappere mit den Zähnen - , aber Gelb steht auch für Positivität, welche ich längst verloren habe. Also passt sie nicht mehr zu mir. Kann sie nicht mehr sehen.

Ein Blick auf die Uhr, es ist 8:39 Uhr, den ganzen Tag habe ich noch vor mir - ein Grauen.

Wie soll ich die Zeit rumbekommen. Weder kann ich schlafen - nicht mehr - noch kann ich lesen, oder einen Film schauen. Es ist anstrengend. Ich hieve mich auf die andere Seite zurück.

Wieder ein Schreibtisch, ein Schrank, ein Stuhl. Interessant. Unterhaltend.

Wie bekomme ich die Zeit rum?

Das Zeitgefühl habe ich vor einer Weile schon verloren. Manchmal denke ich, eine Stunde wäre vergangen, sehe auf die Uhr und es ist nicht mal eine Halbe rum. Meist nur fünf Minuten.

Wie soll ich den Tag rumbekommen?

Ich starre eine Weile ins Nichts. Betrachte erneut das Bild, welches vor mir liegt. Ich sehe den Schrank, er ist aus Holz, braun, eigentlich ganz schön, mit goldenen Griffen. Dann fällt es mir auf: Der Schrank passt nicht zur Wand. Es passt nicht. Es ist nicht harmonisch. Warum ist mir das vorher nie aufgefallen? War ich blind, zu beschäftigt?

Auch der Schreibtisch passt nicht ins Bild. Vollkommen aus silbernem Metall gemacht, ergibt die Kombination als Gesamtbild ein wahres Chaos. Es ergibt keinen Sinn. Es stört mich. Ich kann es nicht mehr sehen.