Die Zelle - 2

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Erinnerungen an alte Stunden holen mich ein. Lassen mich nostalgisch an vergangene Tage denken, an das Glück, welches ich einst verspürte.

Die ganze Nacht war ich wach gewesen, habe getanzt, habe gelebt. Ich war mit den verschiedensten Freunden, an aufregensten Orten. Ich habe so viel gesehen, mit neuen Leuten geredet und ach so vieles mehr. Es war schön, ich habe gelebt - damals.

Das alles ist nun Geschichte. Mittlerweile tut es weh, die Erinnerung. Es zeigt mir nur wiederholt, dass diese Zeiten vorbei sind.

Ich nehme einen Schluck vom Wasser - es schmeckt nicht. Sehe erneut auf den Bildschirm, es ist 9:00 Uhr.

Erst um neun? Wie kann das sein? Frustriert schließe ich die Augen.

Ich versuche mich aufzusetzen. Es fällt mir schwer, die Kraft ist geschwunden. Damals war ich mal kräftig, doch heute bin ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Ein Grund, weshalb ich froh bin, dass mich hier drin wenigstens kein Spiegel quält.

Ich möchte mich nicht ansehen, die Knochen spüre ich auch so, das muss ich nicht auch noch vors Gesicht gehalten bekommen. Sicherlich bin ich nicht mehr schön. Aber solange ich es nicht sehen muss, kann ich es ignorieren - so gut es eben geht - was ganz gut ist, ich würde nur mehr im Selbstmitleid versinken. Würd versauern.

Zwar versuche ich mein Selbstmitleid, so gut es geht, in Grenzen zu halten, jedoch gelingt es mir nicht immer. Es ist auch schwer sich hier, allein in diesem Raum und zu schwach um das Bett zu verlassen, nicht selbst leidzutun. Wer tut es denn sonst? Wenn keiner an einen denkt, muss man es eben selbst tun.

Etwas bewegt sich. Es ist eine Fliege, ich sehe sie im Augenwinkel, dann lege ich mich so, dass ich sie genauer sehen kann. Munter fliegt sie über mich hinweg. Gegen die Wand - oh - aber sie fängt sich und kehrt wieder um. Fast neidisch blicke ich ihr hinterher. Dann drängt sich mir die Frage auf: Wie ist sie hier reingekommen?

Fenster und Türen sind geschlossen, also wie ist sie hineingelangt? Und so habe ich eine Frage, eine Aufgabe für den Tag.

SammelsuriumDonde viven las historias. Descúbrelo ahora