Öffentliches Ertrinken

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Alles begann mit einem lauten Knacken, das mich hochschrecken ließ.

Mein Blick folgte dem beängstigenden Sound - es kam von oben. Da war ein Riss in der Decke.

Zunächst ein kleiner, der lediglich wenige Tropfen, des draußen tobenden Unwetters, hineinließ.

Wie es dazu kam oder warum, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Abgesehen davon kümmerte der Riss niemanden.

Der Schaden war gering und ertragbar, also wendete keiner Energie auf, um mein überschaubar kleines Problem zu lösen.

Viele übersahen es vielleicht auch einfach oder wollten es nicht sehen.

Wäre es dabei geblieben, wäre niemand auf die Idee gekommen einen schweren Ziegelstein auf meinem brüchigen Dach abzuladen, wäre das Unwetter nicht so dunkel und wütend gewesen, hätte ich ohne Weiteres mit dem Riss leben können.

Nur leider blieb es nicht dabei. Der Riss wurde erst zu einem faust- und dann einem körpergroßen Loch, das stetig an Fläche zunahm.

Und obwohl das Haus sich langsam mit Wasser füllte, das Dach immer weiter schwand und ich immer tiefer in Problemen schwamm, reparierte niemand das Dach, beschützte mich niemand vor dem Hagel, welcher auf mich niederprasselte und blutige Narben auf meiner Haut hinterließ.

Selbst meine stummen Hilfeschreie bewegten niemanden zum Handeln. Stattdessen sahen sie zu. Beobachteten wie die letzten Balken, die das Dach noch zusammengehalten hatten auf mich niederstürzten und mich unter Wasser zogen.

Ja, sie sahen mir sogar beim Ertrinken zu.

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