Zeit des Vergessens - 3

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Selbstsicher und frei von Sorgen überschritt Noah die Türschwelle. Er trat in einen weiteren gut beleuchteten Raum. Klinisch weiß leuchteten ihm die Wände entgegen, die anders als im Flur kahl waren.

Der Raum erinnerte Noah an ein Wartezimmer. Mehrere Stühle standen nebeneinander an der Wand, in den Ecken kleine Tischchen mit Zeitungen.

Nacheinander blickte er in die Gesichter derer, die bereits saßen. Erkennen tat er niemanden. Wo war er hier?

Bis auf einen einzigen Stuhl, waren alle anderen Plätze besetzt und so blieb Noah nichts anderes übrig, als auf diesem Platz zu nehmen. Und da saß er und wartete. Worauf müsste er noch rausfinden, doch es tat gut zu sitzen. Bisher hatte er nicht gemerkt, wie anstrengend die letzten Minuten oder Stunden waren. Bei der Zeit war er sich nicht so ganz sicher, das Gefühl dafür hatte er verloren.

"Entschuldigung", er lehnte sich leicht zur älteren Dame, die neben ihm saß, hinüber. "Worauf warten wir hier? Und wo sind wir?"

"Das weiß niemand hier so genau", sie lachte nervös. "Aber es werden immer wieder Personen aufgerufen. Die verschwinden dann hinter dieser Tür." Sie zeigte auf die Tür auf der gegenüberliegenden Seite, welche Noah noch gar nicht aufgefallen war. "Wiederkommen tun sie nicht, aber wo anders können wir sowieso nicht hin."

"Was ist mit-"

Die alte Dame schüttelte den Kopf. "Durch die Tür, durch welche sie gekommen sind, können sie nicht zurück. Warten sie einfach junger Mann, sie sind auch irgendwann dran."

"Danke." Noah nickte ihr zu und lehnte sich wieder zurück. Was ein seltsamer Ort. Doch was sollte ihm schlimmes passieren? Notfalls würde er immer noch aufwachen können, schließlich musste das hier ein Traum sein.

Anders konnte er es sich zumindest nicht erklären. Und manchmal spann einem das Unterbewusstsein komische Dinge zusammen. All das war der beste Beweis dafür.

Es geschah, wie die alte Dame gesagt hatte, nach und nach wurden Personen aufgerufen, darunter auch sie. Zwischenzeitlich kamen neue Personen nach, ebenfalls durch die Tür, über die auch er in diesen Raum gelangt war. Die meisten waren deutlich älter als er. Lediglich ein Mädchen im Kindesalter zog, gemeinsam mit ihm, den Altersdurchschnitt deutlich nach unten.

Doch niemand den er kannte erschien im Türrahmen. Sein Unterbewusstsein musste ganze Arbeit geleistet haben, sich nur neue Personen auszudenken.

Außerdem war Noah beeindruckt, wie detailreich alles war und wie echt sich der Traum anfühlte. Er bekam sogar langsam schmerzen am Gesäß, durch das lange sitzen.

Wie viel Zeit wirklich vergangen war, ließ sich schwer schätzen. Sein Unterbewusstsein hatte nämlich die Uhr, bei der Konstruktion den Raumes, vergessen.

"Noah Lind." Ein alter Mann im weißen Kittel erschien im Türrahmen der besagten Tür.

"Ja", erwiderte Noah. Er war dran. Endlich würde er erfahren, wohin die Menschen verschwanden. Endlich würde er das Geheimnis seines eigenen Traumes lüften.

"Folgen sie mir bitte", sagte der Alte und verschwand wieder aus Noahs Blickfeld.

Noah tat wie ihm geheißen und ging dem Mann nach.

Die Tür wurde hinter ihm geschlossen und irgendwas sagte Noah - jetzt gab es kein zurück.

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