Kapitel 17

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Als wir drinnen waren, beendete der Prinz tatsächlich unser Treffen, wobei er darauf bestand mir einen ekligen Wangenkuss zu geben. Aber was sollte ich schon groß machen? Ich war noch so traumatisiert von dem was passiert war, dass es mir jetzt auch egal war.

Danach wollte ich eigentlich auf mein Zimmer, aber Li fing mich ab und fing an mir tausende von Fragen zu stellen. Wie war es? Was habt ihr gemacht? Was ist passiert? Wie ist er so?

Ich gab ihr nur vage Antworten und erzählte ihr schon gar nicht, was genau passiert war.

Kurz bevor es Abendessen gab (das Mittagessen fiel aus und jeder durfte sich eigene Snacks holen) ging ich mit der Ausrede, ich müsste mich nochmal schick machen, auf mein Zimmer. Wo ich auch blieb.

Ich wusste, ich würde von diesem Essen ausgeschlossen werden, aber ich wollte ja sowieso nicht hingehen. Ich schloss die Tür ab und ging weder auf die Rufe von Li noch auf die meiner Zimmermädchen ein. Schließlich gaben sie auch auf.

Es war mir egal, was die anderen Mädchen jetzt wohl von mir dachten, oder gar der Prinz. Er dachte doch eh schon ich sei gestört. Was soll's?

Ich ging im Kopf nochmal durch, was heute passiert war. Der eine Wächter hatte mich nicht gesehen. Aber warum war er hier?

Ich hatte nicht gewusst, dass damals noch jemand da gewesen war. Wie konnte ich das vergessen? Ich wusste, dass der tote Wächter dort war, aber ein Zeuge?

Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet? Vielleicht wollte mein Verstand mir einen Streich spielen, und mir vorgaukeln, es hätte einen Zeugen gegeben? Ich hoffte es.

Aber egal wie am Ende mein Verstand war, so etwas konnte er doch wohl nicht erschaffen. Eine falsche Erinnerung? Wie denn? Bestimmt hatte ich sie nur verdrängt, damit es mir besser ging.

Und jetzt ist sie wieder da.

Und der Zeuge war hier.

Ich musste unbedingt herausfinden wer er war. Und wieso er hier war. Müsste er nicht irgendwo im Krieg oder so sein? Oder im Gefängnis, weil er mich nicht aufgehalten hatte?

Moment.

Müsste er das nicht wirklich?

Vielleicht hatte er niemandem etwas von mir erzählt. Oder er kannte mein Gesicht gar nicht mehr!

Konnte das sein?

Oder war das zu weit hergeholt?

Es war zum Verzweifeln! Ich musste hier weg.

Ja, ich musste hier weg.

Wie sollte ich denn hier bleiben? Mit einem falschen Alter, einem Haufen von Lügen, und dem Zeugen eines Mordfalles. Meinem Mordfalles. Es würde nicht lange dauern und dann war ich tot, durch irgendeine von deren kreativen Todesstrafen. Und für was das alles? Ein bisschen Geld.

Nur ein bisschen Geld.

War das wirklich alles?

Wieso hatte ich unterschrieben? Ging es uns so schlecht?

Ja ging es. Es ging uns schlecht.

Aber es würde uns noch schlechter gehen, wenn ich tot war! Und Carter auch! Und Spring alleine würde auch nicht lange überleben.

Wieso war ich nur so leichtsinnig gewesen?

Aber wenn ich schon mal hier war, musste ich die Chance nutzen. Tot war ich so oder so: Aber in der Zeit in der ich noch lebte, musste ich Spring und Carter helfen. Unbedingt.

Auserwählt.Where stories live. Discover now