Kapitel 8

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Ich hob die Hände, um mir meine Schläfen zu massieren und merkte gegen meinem Willen, dass ich nervös war.

Sehr nervös.

Aber was soll's, berechtigt, oder? Immerhin hatte ich keine Ahnung was mich erwarten würde. Wie viele Menschen dort sein würden. Und was ist mit Kameras? Waren da Kameras?

Ach, dumme Frage. Natürlich waren da welche. Das ganze hier war nichts anderes als eine total idiotische Realtityshow. Und die würde ich noch nicht mal gucken, wenn wir uns einen Fernseher leisten könnten.

Der Trompetenton verklang, und das Tor öffnete sich, sofort blitzte es, immer wieder, immer wieder. Sie taten also nicht nur filmen. Na toll.

Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer, während ich unscharf erkannte, dass die ersten Mädchen schon auf den dunkelrotem Teppich stolzierten. Einige winkten, andere machten sogar Fotos mit ihren 'Fans'. Ich bezweifelte, dass ich auch nur einen 'Fan' hatte.

Plötzlich kam ich dran. Und plötzlich kamen mir all die unnötigen Sorgen in den Kopf. Würde ich mit meinen hochhackigen Schuhen stolpern? Was würden die 'Fans' denken, die Menschen da draußen? Würde ich auf den Fotos wieder so mörderisch aussehen? All sowas...

Und dann ging ich raus - das Tor schloss sich hinter mir -, zog mein Kleid ein wenig höher (egal, ob es dadurch kürzer wurde), hob mein Kopf und dachte mir Scheiss drauf.

Head up, stay strong, fake smile - wie ging dieser Spruch nochmal? Ich hatte es vergessen, vor Ewigkeiten mal in einem Buch gelesen. Dummes Gedächtnis. Dumm, dumm, dumm.

Meinen Blick starr nach vorne gerichtet, versuchte ich all das um mich herum auszublenden, während Brown immer noch neben mir herging. Nun ja, es war alles so laut, dass sich alles irgendwie gedämpft anhörte. Oder lag das an meiner Aufregung, meiner Nervosität? Ich hoffte sehr, dass man mir nichts anmerkte.

Irgendwie schaffte ich es mich bis zum Ende des Teppiches abzulenken. Ich hatte mir im Kopf ein neues Gedicht ausgedacht, wohlwissend, es vielleicht nie aufschreiben zu können. Oder es bis zur einer Möglichkeit vergessen zu haben.

Wenn alles anders wäre,

dann würde mich freuen,

mit dir,

und mir,

und jetzt niemals was bereuen.

Vielleicht nicht der beste Reim, aber einigermaßen drückte er meine Gefühle aus. Ich bereute es, mich eingeschrieben zu machen. Ich bereute es, mich mit Carter zerstritten zu haben.

Aber am meisten bereute ich, dass ich Carter nicht aufgehalten hatte. Nichts mehr getan hatte.

Aufgegeben hatte.

Sollte ich nicht eigentlich stark sein?

Plötzlich packte mich jemand am Arm und ich drehte meinen Kopf, aus Reflex und aus Neugier. Dicht hinter mich trat Brown, so nah, dass ich seinen Atem hören konnte. Na ja, irgendwie war das... zu nah. Ich hoffte mal, dass er das zu meinem Schutzt tat. Nicht, dass sich herausstellte, dass er - trotz des jungen Alters - irgendwie pädophil war.

Ich erblickte einen Moderator, der sich ein Mikrofon ins Gesicht hielt, neben ihm stand eine Kamera. Er lächelte ein strahlendes Zahnpastalächeln. Toll nicht? So strahlende Zähne hatte selbst Prinzchen nicht.

"Hallo, Cayenne Black, mein Name ist Tristan. Ich bin hier, um dich zu interviewn, wie all die anderen Mädchen auch. Du musst bloß ein paar Fragen beantworten."

Aha. Schön, dass man mich fragte, ob ich das wollte, oder nicht.

Aber ich wollte ja stark sein. Also musste ich hier durch.

"Eh, fragen sie."

Der Mod-... Tristan räusperte sich, und sah auf einen kleinen Zettel in seiner Hand, bevor er seinen Blick wieder hob, "Ich hoffe ich kann dich beim Vornamen ansprechen, Cayenne" - nein, eigentlich nicht. Aber hier fragte ja niemand nach der eigenen Meinung, wie schon erwähnt - "Meine erste Frage wäre, wie fühlen sie sich?"

Puh, wenigstens keine persönlichen Fragen.

Aber... wie fühlte ich mich?

"Im Moment ganz okay", gestand ich ehrlich,"Ich mache mir Sorgen um meinen Bruder."

Tristand lachte, als ich hätte ich einen ultrawitzigen Witz gemacht. Hahaha. Ja, super, fand ich auch.

"Die Meisten machen sich sorgen um den Prinzen, und ihre einzige Sorge ist die um ihren Bruder? Hahaha." Er lachte immer noch, und langsam hielt ich das nicht mehr aus. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, um klarzustellen, dass das mein verdammter Ernst war.

Endlich schien er es zu kapieren, auch wenn er jetzt ziemlich verwirrt wirkte. "Nun ja, eh, hm, da sie es ernst meinen.. anscheinend... eh, ist ihr Verhältnis zu ihrem Bruder sehr eng?"

"Nein, natürlich nicht.", antwortete ich trocken, "Er ist schließlich nur mein Bruder." Und dann aus Angst, es könnte jemand falsch verstehen, setzte ich noch hinzu: "Und für alle mit einem IQ eines Toastbrotes - das war Ironie. Kann ich gehen?"

Das Letzte rutschte mir aus Ungeduld heraus.

Der arme Tristand schien noch verwirrter. "Äh, klar."

Wie schön. Danke. Hab dich lieb.

Ich wand mich mit Brown an meiner Seite um, und wir stiegen in eine schon bereitstehende schwarze Limousine, die zu allem Überfluss auch noch wie neu polierte glänzte. Wobei, wahrscheinlich war sie neu poliert. Vielleicht waren auf dem Dach auch unsichtbare, kleine, süße Heinzelmännchen, die -

Okay, nein, stopp. Das reichte. Ich wurde verrückt. Defintiv.

Am Rande des Verstandes kichert der Wahnsinn - oder wie hieß das?

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Hallo!

Sorry, dass ich so lange nicht geupdatet habe. Ich werde das jetzt öfter tun. Bloß hatte ich für eine relativ lange Zeit kein Internet und ja.

Und, Oh mein Gott!, über 800 Reads! Und über 60 Votes! Und ach, ich könnte euch alle knuddeln, ehrlich. Ihr seid so lieb! Danke, danke, danke! ♥

Das war es eigentlich schon, was ich sagen wollte. Hab euch lieb!

♥ x ♥

Auserwählt.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora