Kapitel 20

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Die nächsten Tage kam ich zur Abwechslung wieder mal zum Frühstück, denn das Essen war einfach zu köstlich, um nicht zu kommen.

Li hatte ich nach ihrem Date nicht mehr getroffen, was ich ganz angenehm fand, da ich wieder einmal nachdenken musste. Die Zimmermädchen konnte ich mittlerweile auch ganz gut ignorieren und zog ohne Murren oder Gejammer eigentlich alles an, was sie mir gaben.

Ingesamt kam ich eigentlich ganz gut zurecht. Wäre da nicht diese Angst vor dem Wächter.

Vor diesem Zeugen-Wächter.

Ich war ihm nicht wieder begegnet und hatte ihn auch nicht wiedergesehen, konnte aber überhaupt nicht einschätzen wann er auftauchen könnte. Denn ich weiß weiterhin gar nichts über ihn, weder seinen Namen, noch was er macht, noch warum und wie lange er hier ist. Aber ich konnte auch schlecht fragen, ohne das jemand misstrauisch wurde.

Zum Glück hatten die Leibwächter uns auch endlich verlassen, da wir uns nun endlich etwas besser auskannten, was die endlosen Gänge anging. Beziehungsweise wussten wir den Weg von unseren Zimmern zum Essenssaal zum Flur mit Bibliothek und Erholungsraum (so nannte ich ihn einfach, da alle andere ihn so beschrieben) und wieder zurück.

Das war wahrscheinlich noch nicht mal ein dreißigstel von diesem Palast, besonders wenn man bedachte, wo ich auch schon ausversehen gelandet war.

Jedenfalls zog der Prinz seine Dates mit den unzähligen Mädchen durch und nach sechs Tagen war er dann endlich mit allen fertig.

Wortwörtlich.

Er sah nähmlich ziemlich fertig und gestresst aus.

Irgendwie tat er mir ja Leid. Es würde mich so nerven, wenn ich mich jeden Tag mit mehreren Mädchen an einem Tag treffen UND unterhalten müsste.

UND mir ihre Namen merken müsste.

Horror-Vorstellung.

An diesem Morgen machte er während des Frühstückes eine Ansage.

"Hey.", lächelte er (wer hätte das gedacht?), "Ich wollte euch nur mal sagen, dass es heute mal endlich Zeit für euch ist, eure Verwandten oder Freunde anzurufen." Freude strömte durch den Saal. "Aber nur!", sagte Finley dann noch ausdrücklich, "die, die heute weiterkommen. Die Namen gebe ich nach dem Essen bekannt."

Und das tat er.

Die meisten Namen konnte ich mir eh nicht merken und ich hörte auch gar nicht zu. Aber was ich merkte, war, dass ich weiter war.

Und die rothaarige Amelie nicht.

Vielleicht mochte er es nicht, wenn jemand ihn heimlich beobachtete? Und Dinge über ihn erzählte, ob sie nun stimmten oder nicht?

Nun ja, dann gab es wieder das große Gejammer und alles. Ich hielt mich da schön raus, genauso wie Li, die übrigens auch weiter gekommen war.

Irgendwie freute ich mich darüber, auch wenn sie mich die meiste Zeit nur nervte. - Es tat einfach gut, jemanden neben sich zu haben, der, nun ja, vielleicht nicht normal aber auch nicht so überdreht wie all die anderen war.

Etwas später wurden wir - in Begleitung unserer Leibwächter - in den 'Erholungsraum' geführt, der wirklich wie einer aussah. Sofas, ein Fernseher, ein Billiardtisch... man merkte, was ich meinte, oder?

Am Ende des Raumes befand sich ein kleines Hinterzimmerchen.

Dort an der Wand wurde ein Touchscreen projiziert, und ich hatte keine Ahnung wie das funktionierte, dass tatsächlich etwas geschah wenn man auf die Wand klickte. Nicht das ich nicht wüsste was das war (ein Touch-Projektor oder so ähnlich genannt), aber ich konnte mich nicht daran erinnern jemals eines benutzt zu haben.

Auserwählt.Where stories live. Discover now