Kapitel 11

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Das Erste was ich sah war, nun ja, wie sollte ich es am Besten sagen... nun ja, nichts.

Gar nichts.

Nun, eigentlich nicht gar nichts, ich sah sechs Wachen, aber alle waren verdammt groß und verdammt breit und... na ja, man konnte nur erahnen, dass hinter ihnen vllt jemand stand. Aber wirklich sehen konnte man es nicht.

"He, was ist das denn? Die sollen mal weggehen, diese hässlichen Typen. Oder tun die nur so, als wäre hinter ihnen jemand?", zischte Li neben mir so leise, dass nur ich es hören konnte.

"Die tun nur so.", gab ich trocken und fast lautlos zurück, "Was hattest du denn gedacht?" Und dann irgendwann fügte ich noch hinzu: "Ich hoffe nur, dass wir trotzdem frühstücken können. Ich sterbe."

Meine 'Kameradin' - ich war noch lange nicht bereit, sie Freundin zu nennen - nickte nur zustimmend, während die schrankähnlichen Wächter Anstalt machten, sich vom Fleck weg zu bewegen. Endlich. Yeah.

Und dann sah man endlich etwas. Die Königin lächelte. Aber irgendwie, falsch. Vielleicht lächelte sie immer falsch? Und man sah das im Fernsehen nur nicht?

Vielleicht war sie eine richtig böse Hexe, so in Wirklichkeit?

Eine gute Schauspielerin auf jeden Fall nicht.

Anstatt uns zu begrüßen, schaute sie jeden von uns nur kurz an und nickte, während das betroffene Mädchen einen kleinen Knicks machte. Als ihr Blick uns streifte, also mich und Li, verzog sie säuerlich das Gesicht, selbst als Li lächelte. Als sie jedoch mich ansah und ich nicht lächelte und mit meinem viel zu kurzen Kleid nur einen kleinen Knicks andeutete, find sie an zu sprechen, in einen echt grässlichen Ton.

Wenn sie im Fernsehen sprach, hörte es sich bei Weitem schöner an.

"Was ist das denn, Mädchen?", schnauzte sie. Eigentlich war sie ja hübsch, aber wenn sie ihr Gesicht so verzog, war sie es nicht mehr. Trotz des schönem Make-Up's. "Hast du in der Schule nie gelernt, wie man sich richtig verbeugt, oder was?"

"Nein.", kam es von mir wie aus der Pistole geschossen und neben mir waren viele erschrockene Laute zu hören. War das so schlimm? Ich hatte doch nur die Wahrheit gesagt. Dann viel mir etwas ein und ich schob noch schnell das "Eure Hoheit." dahinter.

Puh.

Anstregendes Leben.

"Wie kannst du es wagen, mich anzulügen?", schrie sie schon fast (ich konnte nur Mühsam dem Impuls zu wiederstehen, mir die Ohren zuzuhalten) und man konnte sich das ungefähr so vorstellen, wenn jemand mit Kreide über die Tafel fuhr, und das so ein hässliches Geräusch von sich gab. Jedenfalls war die Königin voll die Klischee-böse-Hexe-Königin und ich hätte liebend gerne jetzt einfach den Raum verlassen wie ich es immer tat, aber ich konnte es nicht.

Ach, ich hasste es, nicht das tun zu können, was ich wollte.

"Ich habe nicht gelogen.", meinte ich schließlich, "Eure Hoheit."

"Ach?"

"Hm, ja, Eure Hoheit. Ich habe es nie gelernt."

"Und du willst mir weißmachen, dass du an der Schule, an der du warst oder bist, es nicht unterrichtet wird?"

Ich holte leise Luft. "Ich weiß es nicht, ob es unterrichtet wird, Eure -"

Sie wedelte mit der Hand. "Paperlapap, natürlich wird es unterrichtet. Und wenn nicht, dann überprüfen die Wächter es und ändern es sofort."

"Die Wächter interessieren sich nicht dafür." Nun, jetzt war es raus. Aber ich konnte das unmöglich so stehen lassen. Was wenn es doch unterrichtet wird? "Wahrscheinlich lernt man es."

Die Köngin lachte, so ein richtig ironisches Lachen, wie ich es immer lachte nur viel fieser. Außerdem war mir schmerzlich bewusst, dass uns immer noch alle beobachteten. "Du sagst wahrscheinlich? Du bist dir also nicht sicher?" Sie lachte nochmal. "Damit meinst du, du warst nicht in der Schule, oder was?"

Doch. Doch war ich. Nur anders. Aber ich wollte jetzt nicht reden.

Meine Schuld.

Alles meine Schuld.

Wie kam ich hier souverän wieder raus?

"Ich war. Ich war nur oft krank, eure Hoheit." Und da log ich schon wieder. Wieso war es  eigentlich immer so, dass ich immer erst die Wahrheit sagte und dann log? Eigentlich sollte es andersrum sein. Denn um aus der störenden Wahrheit wieder raus zu kommen musste man wohl oder übel Lügen erfinden.

"Hmpf." So nett heute. Die Königin ging an uns vorbei und setzte sich an das eine Ende der Tafel. Erst jetzt bemerkte ich, dass der König gar nicht anwesend war. Nun ja.. Dann eben nicht.

Aber der Prinz war da. Und ich war mir sicher, dass ich ihm nie wieder irgendeine - wenn auch sarkastische - Verniedlichung gebe würde.

Er war nähmlich nicht nur schlaksig - er war groß.

Verdammt, verdammt groß.

Wobei, dass vielleicht auch daran liegen könnte, dass ich so klein war. Aber mindestens 1.90 m war er auf jeden Fall.

Und er war sehr normal gekleidetet, anders als in den Fernsehshows: Er trug ein etwas schlabberiges schwarzes T-shirt, dass seine verstrubbelten hellen Haare zur Geltung brachte, neongrüne Sportschuhe passend zu seinen Augen (hust, die waren aber nicht neon, sondern einfach nur normal grün) und seine Hände hatte er in irgendeiner sicherlich sehr teuren Designerjeans vergraben.

Das war ja eigentlich alles schön und gut... aber wozu hatten wir uns jetzt nochmal so schick gemacht?

Neben mir hörte ich ein paar Mädchen seufzen. War ihnen eigentlich klar, dass er es auch hörte?

Doch er grinste nur noch selbstgefälliger. War ja klar, dass so etwas sein Ego unglaublich aufpuschte.

Hmpf.

Auch er nickte jedem von uns zu, nur nicht so steif. Und er übersah auch geflissentlich die Tatsache das ich nichts tat, als er mich ansah. Wahrscheinlich hatte er das nach meiner Auseinandersetzung mit seiner 'lieben' (nicht) Mutter auch nicht anders erwartet.

Oder er dachte seine Präsenz hätte mich in Stockstarre versetzt, seine 'Schönheit' mit geblendet und oh mein Gott und lalala und tralala und ich fall gleich in Ohmacht blablabla..

Ja, wahrscheinlich dachte er Letzteres.

Seufz.

Er war viel arroganter als ich erwartet hatte - das konnte man alleine an seinem Gesichtsausdruck ablesen.

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Als ich hier so saß und den Schluss geschrieben habe, dachte ich mir nur so:

Ach scheiße, eigentlich habe ich noch voll viele Ideen, eigentlich könnte ich doch noch ein Kapitel schreiben, aber nein, verdammt, ich bin zu müde, scheiß drauf, mach ich morgen, oder halt übermorgen, oder wann auch immer, aber jetzt nicht, und jetzt fahre ich erst mal meinen Laptop runter, und lese Will & Will, ein Buch von den fantastischsten Autoren auf der Welt, John Green und David Levithan, und das kann ja nur toll und fantastisch werden, und dann schläfst und gehst morgen zur Schule und hast in den ersten beiden Fächern scheiße langweiliges Physik.

Ja.. so ziemlich genau das.

♥ x ♥

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