1. Kuchen - eine gute Notlüge

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☀️

»Was ein wunderschöner Sonnenuntergang, nicht wahr?«, spricht Shisui zu seinem besten Freund, ohne zu wissen, was als nächstes passieren wird.

Er blickt in das bildschöne Gesicht seines besten Freundes, der absolut keine Ahnung hat, wie tief die Liebe zu ihm und wie schmerzhaft die Sehnsucht nach ihm für Shisui sind.

Der Himmel scheint heute rot-orange. Es ist ein recht warmer Frühlingstag im August.

Wieder einmal treffen sich die beiden Cousins unabhängig von Clan-Treffen oder der Suche nach einem perfekten
- imperfekten würde es besser treffen -
Anzug für Itachi an seiner Hochzeit, die von Tag zu Tag immer näher rückt.

Bei dem Gedanken, dass Itachi demnächst an diese Tussi zwangsverheiratet wird, tut Shisuis Magen sich spürbar verkrampfen.

Ob Itachi dieses Mädchen womöglich doch liebt? Immerhin verbringen sie fast jeden Tag zusammen. Izumi kettet den Clan-Erben quasi an sich.

Trotzdem sitzt er jetzt hier und schaut zu Shisui, welcher mit dem Rücken auf der saftigen, grünen Wiese liegt. Die Beine ausgestreckt und am Knöchel übereinander gewinkelt. Die Arme nach hinten verschränkt, um seinen Lockenkopf drauf zu betten.

»Ja, das ist er«, stimmt Itachi im mit einem zaghaften Lächeln zu.

Was ist das? Angst? Liebe? Irgendwas davon schimmert so verklemmt in seinen wunderschönen, dunklen Augen.
Shisui kann es nicht deuten.

»Also heiratest du sie wirklich demnächst?«, will Shisui spitz wissen.

»Ja«, antwortet sein Cousin nach einer kurzen Minute des Schweigens. »Ihre Eltern haben heute den Vertrag unterschrieben. In zwei Wochen ist es soweit.«

Er seufzt schwer. Klar, Itachi will sich das alles nicht anmerken lassen. Es war doch von Anfang an klar, dass er sich seine Geliebte - seinen Geliebten - nie alleine aussuchen dürfte.

»Ich hoffe, ich bin eingeladen«, säuselt der Lockenkopf mit einem ironischen Grinsen, das nichts weiter als ein Pokerface ist.

Die ganze Hochzeitsscheiße lässt ihn definitiv nicht kalt. Obwohl Shisui ein klasse Shinobi ist, sogar bei ANBU arbeitet, kann er seine Gefühle bei Itachi nur schwer verstecken.

Wie denn auch?

Sie kennen sich, seit sie klein sind, in die Hosen geschissen haben, mit Kunais übten und ihr Sharingan erweckten.

Ihre Freundschaft so stark und doch so feinfühlig. Beide können sich immer auf den anderen verlassen. Es ist, als würden sie auf Wolke 7 zusammen schweben.

Freundschaftlich.

Denn es war nie mehr als Freundschaft. Zumindest kam es nicht dazu. Und das schmerzt in Shisuis Herz so sehr.

Es ist, als würde man ein Kunai direkte in sein Herz werfen oder als würden Haris sich nach und nach in dieses kleine Geschöpf stechen. Qualvoll.

Doch was soll Shisui tun? Itachi seine Liebe gestehen, obwohl er eh heiratet? Selbst wenn Itachi es erwidern würde, bringt das nichts.

Fugaku, der alte Stinkstiefel, ist so mürrisch und stur wie es nicht mal zehn Stiere sein können, sodass er niemals zulassen würde, dass Itachi mit einem Jungen, der sogar sein Cousin ist, zusammen kommt.

»Itachi braucht einen Erben für diesen Clan«, brummt sein Vater jeden Tag.

Da ist Shisui anderer Meinung. Er findet, dass Itachi jemanden braucht, der ihn liebt, hält und akzeptiert. Nicht eine Person, die ihn nur falsch anlächelt und ›liebt‹, weil er stark ist.

»Bestimmt«, sagt Itachi monoton und sieht der Sonne weiter dabei zu, wie sie sich hinter dem Horizont versteckt.

Nun rappelt sich Shisui auf und blickt erneut in Itachis wunderschönes Gesicht, ehe er fragt: »Warum wolltest du mich eigentlich sehen, Itachi?«

Jawohl, dieses Mal war es Itachi, der seinen Cousin darum bat, mit ihm den Sonnenuntergang zu genießen. Denn - nun, wie soll man es sagen? - Itachi will ihn um sein Versprechen, welches er ihn damals versprach, beten.

Doch von Mut keine Spur. Auf dem Weg noch eingeredet, wie man es am besten vermitteln möchte, aber jetzt? Alles weg.

Die Worte so einfach auf der Zunge, fast ausgesprochen, aber als Itachi seinen besten Freund anschaut, welcher ihn mit seinen atemberaubenden Augen förmlich durchlöchert, wird sein Mund so trocken wie Suna.

»Itachi?«, sticht der Ältere nun perplex.

»Du bist mein bester Freund, Shisui«, beginnt er nun anmaßen, ohne eine Ahnung, was oder wie er sagen soll.

»Bin ich das?«, witzelt der Angesprochene.

Itachi ist ihm aber nicht böse. Ganz im Gegenteil, er findet es gut, dass sein Freund ihn jeder Zeit zum Lachen bringt, und selbst in dieser Situation seinen Humor nicht ablegt.

»Deswegen will ich dich um etwas Wichtiges bitten ...«
Die Worte total unsicher und gar nicht Itachi. Shisuis Augen weiten sich und er setzt sich im Schneidersitz gegenüber von Itachi, um den Blickkontakt genauer aufzubauen.

»Ja?«, geht Shisui unsicher nach.

Stattdessen nimmt der Jüngere seinen ganzen Mut zusammen und beginnt zu sprechen: »Welchen Kuchen würdest du an meiner Hochzeit am passendsten finden?«

Gar nicht die Wort, die Itachi sagen wollte, eher unnötiges Gelaber. Dementsprechend sieht der Lockenkopf zu ihm. Total verstummt und verblüfft.

Er lacht. »Ernsthaft, Itachi? Wegen Kuchen?«

Mit roten Bäckchen schaut der Clan-Erbe zu Boden.
»Ich meine es ernst, Shisui. Izumi meinte, ich solle mich um den Kuchen kümmern und mein erster Gedanke bei Kuchen warst du

Abrupt stoppt er mit seinem Lachen.
»Oh, so ist das. Na dann. Ich finde es toll, dass du an mich und meine Backkünste gedacht hast, Tachi.«

Und da merkt Itachi, wie dumm das ganze war. Shisui kann doch gar nicht backen. Geschweige kochen.

»Also vom Geschmack. Du brauchst ihn nicht selber backen«, korrigiert sich der Junge mit den langen Haaren schnell.

»Schade. Ich wollte schon meine Backschürze suchen gehen«, schmollt sein Cousin spielerisch.
Letztes Jahr hatte er sich und Itachi Schürzen zum Geburtstag gekauft, auf denen ein Bild des jeweiligen anderen draufgedruckt ist. In Pink.
»Okay, dann werde ich mir zu morgen was Passendes überlegen, ja?«

Itachi nickt.

»Gut, dann wohl bis morgen, Itachi«, verabschiedet sich Shisui mit einem ironischen Lächeln.

»Bis morgen.«

»Grüß deine Eltern und Sasu-Chan von mir!«

»Natürlich.«

Somit steht Shisui auf, klopft sich den Dreck von seinem Hintern, lächelt Itachi noch zu und geht dann mit den Händen in der Hosentasche. Der Kopf neigt zu Boden.
So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er dachte, Itachi will ihn was Wichtiges fragen und nicht über Kuchen reden.

So sieht Itachi seinem Cousin nach, der im letzten Licht der Sonne strahlt. Er bereut es. Die Worte waren doch so einfach auf der Zunge.

Ich liebe dich.

Denn er fühlt doch genauso.

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~L
1038 Wörter

Sunset Where stories live. Discover now