Prolog

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Kälte. Dunkelheit. Hunger. Unsicherheit. Das beschrieb so ungefähr die Situation, in der Noah und viele andere sich befanden. Er wusste nicht, was sie hier sollten, noch wusste, wer die Männer und Frauen waren, die sie entführt hatten. Es ging alles so schnell. Er wusste nicht einmal mehr, wie viele Tage seitdem vergangen waren, denn der kleine, dunkle Raum, in dem er zusammen mit Jade, Edwin, Pascal, Casey und Leonie eigesperrt war, hatte keinerlei Fenster und die Tür war aus massivem Eisen, ohne einen Lichteinlass. Sie waren gezwungen, zu sechst in einem Raum zu schlafen, ohne Betten, oder wenigstens Decken, sie bekamen zweimal am Tag etwas zu essen, aber davon auch nicht genug und bereits nach wenigen Tagen, nachdem sie hierher gebracht wurden, ertönten die ersten Schreie. Es war alles wie in einem Horroroman, nur war dies die Realität. Am Anfang hatten sie es für eine Art kranken Scherz gehalten und Noah konnte sich noch ziemlich gut daran erinnern, was an diesem Tag passiert war. Der Tag, an dem sie eigentlich nach Hause hätten fahren sollen, der Tag an dem sie sich Pläne für die Sommerferien gemacht hatten, der Tag, an dem der Albtraum Wirklichkeit wurde.

Das erste nach dem Aufwachen, war ein höllischer Kopfschmerz, so als wäre Noah volle Breitseite gegen eine Backsteinmauer gerannt. Danach spürte er, dass er von jemandem getragen wurde. Es war ein großer und bulliger Mann, mit empört schlecht rasiertem Bart und einem Triefauge. Desweiteren wurde nicht nur Noah sondern auch Casey von dem Mann getragen. Angst machte sich in Noah breit. Was war denn hier los? Etwas weiter vorne hörte er Pascal und Leonie, wobei Pascals Stimme am lautesten war. Sie wurde wie ihre Schwester von einem riesigen, glatzköpfigen Mann über die Schulter getragen. Noah wusste nicht ganz, ob er lachen oder Pascal einen Stein an den Kopf werfen sollte.

„Wissen sie, ich kenne ein ganz tolles Haarkurierungsmittel, welches wunderbar gegen Schuppen und Flechten wirkt." Pascal schien das alles nicht wirklich ernst zu nehmen. Sie dachte wohl, es sei ein Scherz. Leonie machte ein Gesicht, als würde sie ihre Schwester gar nicht kennen und der glatzköpfige Mann sah so aus, als würde er wesentlich lieber einen glitschigen Stein zu tragen, als dieses quasselnde Mädchen.

Noah konnte nicht hinter sich blicken, doch er wusste, dass Jade hinter ihm getragen wurde. „Lass mich los. Ich bin doch kein Sack kein Kartoffeln! Hallo? Hörst du mir überhaupt zu? Hey!" Jades Stimme hallte zu ihm und eine bissige Antwort ertönte. „Sei leise, du blöder Rotfuchs!"

Jetzt konnte Noah sich auch endlich umgucken. Es war dunkel um sie herum und von irgendwoher kamen quietschende Geräusche, wie von Fledermäusen oder rostigen Ketten. Anscheinend befanden sie sich in einem verlassenen Gebäude, durch ein zerbrochenes Fenster, welches mit ein paar Brettern zugenagelt wurde, schien schwaches Licht und der Mond war in einem kleinen Riss im Holz zu sehen. Noah traute sich nicht, etwas zu sagen, sondern beobachtete lieber, während Pascal vor ihm und Jade hinter ihm weiterhin quasselten als gäbe es keinen Morgen mehr. Was ihm auffiel, war der einheitliche schwarze, raue Stoffmantel, denn alle Männer trugen. Ebenfalls waren sie alle komplett dunkel gekleidet und keine hellen Farben waren zu sehen.

Die Steinwände waren kalt und glitschig und ein Echo ertönte von den Schritten, die die Männer auf dem Betonboden taten. Metalltüren waren gleichmäßig in den Wänden eingebaut und der Gang wurde spärlich durch teilweise stark verdreckte Glühbirnen beleuchtet. Ein eiskalter Wind wehte durch das ganze Gemäuer und Noah fröstelte. Er trug noch immer seinen Hogwartsumhang, der jedoch an den Ärmeln eingerissen war. Casey war noch immer bewusstlos und von Edwin hatte Noah auch noch nichts gesehen oder gehört. Hoffentlich ging es den anderen gut. Adley und Jill waren kurz vor dem Überfall verschwunden und Tamara, sowie Amanda hatte ihr Abteil schon Stunden zuvor verlassen. Wenn er es sich recht überlegte, war Edwin auch vorher verschwunden. Vielleicht wurden auch nur sie fünf entführt, dachte er hoffnungsvoll. So wären seine anderen Freunde nicht in Gefahr.

Definitiv nicht Harry Potter! (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt