Epilog

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Der große Muggelplatz vor dem St. Mungos Hospital für magische Krankheiten und Verletzungen war voll von Menschen, die ihres Weges gingen und dem schwarzhaarigen Jungen keinerlei Beachtung schenkten, der aus einem verlassenen Schaufenster mit einer hässlichen Kleiderpuppe trat. Noah Graeham blickte sich kurz um, dann wandte er sich der U-Bahn-Station zu, die ihn in die Innenstadt bringen würde. Die Hände in die Taschen vergraben und den Blick grimmig zu Boden gerichtet, trugen ihn seine Füße von alleine zu seinem Ziel. Er hatte erst vor wenigen Minuten wieder seine Schwester besucht, die immer noch unter ärztlicher Untersuchung stand. Jade Graeham war am ärgsten angeschlagen gewesen, nachdem sie aus den Fängen der Todesser befreit worden waren. Wochen war es schon her, doch noch immer schien Jade sich selber die Schuld zu geben, dass sie von ihren Peinigern benutz wurde. Wieder einmal hatte er Jade im Zwist verlassen und er wusste, er würde es spätestens am nächsten Tag bereuen, doch er konnte nicht zulassen, dass sie immer ihren Dickschädel durchsetzen musste.

Vor der U-Bahn-Station traf Noah auf seine Freunde, die ihn schon erwarteten. Es war ein schöner Samstag, also hatten sie keine Schule und von Professor McGonagall, der Schulleiterin von Hogwarts, die Erlaubnis erteilt bekommen, das Schlossgelände zu verlassen. Jill stand neben Adley und hob die Hand zum Gruß, als Noah an sie herantrat. Leonie und Pascal waren ebenfalls da, sowie Edwin, sein Mitbewohner aus dem Hause Ravenclaw.

„Wie geht es Jade heute?", fragte Jill etwas besorgt und musterte Noah genau. Sie musste den bissigen Ausdruck in seinen Augen erkannt haben. Er seufzte resigniert. „Sie ist mal wieder zu stur, um zuzugeben, dass sie nicht die Schuld trägt, an dem, was passiert ist. Ich hab versucht, ihr ins Gewissen zu reden, aber sie schaltet immer ab. Ich weiß echt nicht, was ich noch tun kann."

„Lass ihr etwas Zeit", sagte Adley. „Jade hat viel durchmachen müssen, von dem wir keine Ahnung haben. Immerhin musste sie mit ansehen, wie – wie Casey starb." Der schwarzhaarige Ravenclaw nickte einfach nur stumm und machte sich dann auf den Weg, um sich ein Ticket zu kaufen.

„Sieht aus, als müsste dort jemand wieder aufgemuntert werden", stellte Pascal fest und fing an breit zu grinsen. „Und ich weiß genau, wie wir das anstellen. Alle mir nach!" Noah, der an Pascals verrückte Ideen gewohnt war, folgte dem Mädchen mit den farbigen Haaren zu den Gleisen. Hinter ihm flüsterte Adley zu Jill: „Das kann ja wieder was werden."

„Das hab ich gehört", rief Pascal von vorne. „Aber meine Idee ist wirklich gut. Ich versprech's." Jill kicherte, als sowohl Noah, Adley und auch Leonie seufzten.

Die U-Bahn war für die Londoner Verhältnisse nicht ganz überfüllt, obwohl gerade Mittagszeit war. Nur einige Stationen später stiegen sie bereits wieder aus, als sie den geschäftigen Teil der Stadt erreichten. Pascal führte sie an und obwohl sie alle genau wussten, dass es auch in die Hose gehen könnte, wenn die verrückte Hufflepuff anführen durfte, folgten sie ihr. Jedoch stellte es sich heraus, dass Pascal sie in ein Gebiet führte, dass sie alle nur zu gut kannten: Den tropfenden Kessel. Es war ein muffiger und stickiger kleiner Pub, der nur für die Augen der magischen Bevölkerung sichtbar war und darüber hinaus auch noch ein Verbindungspunkt in die größte und beste Einkaufsstraße ganz Londons führte. Die Winkelgasse war trotz der Jahreszeit, in der die meisten Kunden, nämlich Hogwartsschüler und ihre Eltern, belebt und mit Hexen und Zauberern gut gefüllt. Pascals Aufmunterung sollte in einem kleinen Lokal stattfinden, welches den Namen Florean Fortesues Eissalon trug. Der Inhaber Florean war leider im Krieg vor wenigen Jahren verstorben, doch einer seiner Neffen hatte den Laden übernommen und führte ihn nun weiter. Pascal hatte, so wie es aussah, einen Stammtisch, denn der Kellner schien sie von weitem bereits erkannt haben. „Wie immer?", fragte er nur und führte sie bereits zu einem runden Tisch, an den er schnell noch weitere Stühle zauberte. Speisekarten erschienen wie von Geisterhand vor ihnen und Pascal machte sich bereits daran, darin herum zu blättern. „Los, kommt schon. Ich lad euch ein." Mit skeptischem Blick betrachtete Leonie ihre jüngere Schwester. „Seit wann hast du denn Geld?", fragte sie. Pascal lächelte scheinheilig. „Ich habe kein Geld. Nur einen ganz tollen Gutschein, den ich bekommen habe, weil ich hier so oft hergekommen bin. Und wie es der Zufall will, geht der genau auf uns auf." Leonie schüttelte den Kopf, schlug dann ebenfalls die Speisekarte auf.

Definitiv nicht Harry Potter! (2)Where stories live. Discover now