Kapitel 14 - In der Winkelgasse

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Wie ein aufgeschrecktes Reh wandte Jade ihren Kopf nach links, nach rechts, versuchte die Geräusche und Bewegungen der anderen Menschen auf der Straße einzuordnen. Nach so vielen Wochen wegegesperrt und in geringster Gesellschaft war diese Situation, raus zu gehen und unter anderen Menschen zu sein einfach nur die Hölle. Sie hatte Angst, einen Fehler zu machen, die Bestrafung durch Amena spüren zu müssen. Die blonde Hexe lief links von ihr und rechts hatte sich die braunhaarige Isabelle positioniert. Jades Herz raste und auch ihr Atem ging viel zu schnell, ihr wurde abwechseln warm und kalt und einige Male wäre sie fast zurückgefallen. Gleichzeitig verwirrte sie die Tatsache, dass man keinen Zauber über sie gelegt hatte und, dass sie einfach so aus der Haustür spaziert waren. Sie hatte versucht, sich den Weg einzuprägen, das Haus oder die Umgebung doch es war, als würde die Erinnerung daran bereits Jahre zurück liegen. Natürlich, was hatte sie denn gedacht? Das eine Organisation wie diese so fahrlässig mit wichtigen Informationen umgehen würde? Das hier war kein kleiner Jungenstreich, es handelte sich um eine Gruppe Hexen und Zauberer die Chaos herrschen sehen wollten. Als sie das Schild des tropfenden Kessels erkannte, seufzte Jade erleichtert auf. Für einen Moment, und wenn es nur ein kleiner sein würde, hätte sie dann Ruhe vor dem Gedränge und großen Menschenmassen. Es war gegen 11 Uhr und im tropfenden Kessel war eher weniger los. Außer dem alten Wirt, Tom, war nur ein weiterer Zauberer anwesend, der lustlos in einer Art Suppe stocherte. Wortlos führte Amena sie durch den Schankraum in den Hinterhof, zückte dann ihren Zauberstab und klopfte auf die bekannten Backsteine, die das Tor zur Winkelgasse öffnen würden. Ungeduldig schnalzte sie mit der Zunge, so wie Jades es schon öfters bei der Black beobachtet hatte. Als der letzte Backstein in seiner Position war, setzte sich Amena in Bewegung. Sie warf Jade einen strengen Blick zu und bedeutete ihr, sich immer in Amenas Nähe zu halten. Jade war verblüfft, dass so viel in der Winkelgasse los war. Sie hatte sie bisher immer nur kurz vor der Schulzeit erlebt, wenn ihre Großmutter die Rabatte in Anspruch nahm oder letztes Jahr, das erste Mal auch für ihre Schulsachen. Der Gedanke daran, dass sie jetzt eigentlich in Hogwarts sein sollte verpasste Jade einen leichten Stich im Herzen. Doch sie riss sich zusammen, wischte eine einzelne Träne weg und versuchte ihr ausdrucksloses Gesicht zu halten. Wenn Amena nur eine Gefühlsregung merken würde, das wusste Jade zu gut, würde sie wieder eine Strafe bekommen. Beinahe flehend schaute sie den vielen Hexen und Zauberern nach, wünscht irgendjemand würde sie erkennen, würde sehen wer sie war. Würde erkennen, dass sie gefangen war und ihrem Elend endlich ein Ende setzen. Doch kaum jemand beachtete die drei Hexen, ab und an wurden Amena und Isabelle gegrüßt und mehrmals erkannte Jade andere Mitglieder des Todesserverbundes. Sie konnten sich frei bewegen, liefen einfach so am helllichten Tag durch die Winkelgasse, gingen einkaufen und lebten ihr Leben.

„Ah, da sind wir ja. Madame Malkin ist die beste Schneiderin in London, wäre da nicht dieser kleine Makel, dass sie auch Schlammblüter und anderen Abschaum versorgt." Insgeheim musste Jade daran denken, dass ja auch Amena bedient wurde und eher zu Abschaum zählte als Muggelgeborene. Ein kleines Grinsen konnte sie nicht verhindern. Amena schien dies im Schaufenster gesehen zu haben, während sie gerade einen fürchterlichen Festumhang gemustert hatte.

„Was grinst du so blöd?" Amena stemmte die Hände in die Hüfte und drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu Jade um.

„Ich... es ist nichts. Ich finde die Arbeit von Madame nur ebenfalls sehr... schön und finde es schade, dass Teile dieser Arbeit an niedere Zauberer und Hexen verloren gehen." Anscheinend schien Amena ihr diese kleine Ausrede geglaubt zu haben. Immerhin dachte sie auch, sie hätte Jade bereits gebrochen. Aber darauf konnte diese Sabberhexe lange warten. Sie wartete nur auf den richtigen Moment und er würde kommen. Und dann würde Amena Black dumm aus der Wäsche schauen, über den Tisch gezogen von einem kleinen Mädchen.

Madame Malkin war wie eh und je gut gelaunt aber ein wenig gehetzt. Sie begrüßte ihre Kunden mit einem freundlichen Blick, aber Jade erkannte einen Hauch Angst in ihren Augen schimmern. Jade konnte es der älteren, etwas korpulenten Dame in dem pflaumenfarbigen Kostüm nicht verübeln.

Definitiv nicht Harry Potter! (2)Where stories live. Discover now