4. Wil

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Wil

Irritiert sieht Luke mich an ,,Wieso spielst du nicht mehr? Wenn ich könnte würde ich ununterbrochen spielen", seine dunklen Augen leuchten zum erstenmal auf, in dem Moment fängt etwas an in mir zu Kribbeln, warscheinlich weil ich mich einst genauso fühlte.

,,Ich hab irgendwann aufgehört und mit Schlagzeug angefangen", nachdenklich seh ich zur Gitarre, ich hab sie seit 9 Jahren nicht mehr gespielt.

,,Wieso?", eine einfache Frage und trotzdem wirft sie mich aus der Bahn, ich könnte ihn anlügen oder das Thema wechseln, so wie ich es immer tu.
Aber irgendwie will ich es nicht ,,Weil das Schlagzeug die Gitarre übertönt", lächelnd sieht er mich an und geht zur Gitarre ,,Darf ich?", kurz halte ich Inne, seit 9 Jahren hängt sie nur an der Wand, allein der gedanke das wieder jemand darauf spielt jagt mir einen Schauer über den Rücken, und trotzdem nicke ich leicht.

Ohne ein Wort nimmt Luke sie und setzt sich auf mein Bett, inruhe stimmt er sie ein bis er mich ansieht ,,Bereit?". Nein. Halt es durch meinen Kopf.

,,Klar was spielen wir?", frag ich ihn.
Nachdenklich sieht Luke mich an bevor er anfängt zu Lächeln ,,Kannst du See You Again?", und wieder nicke ich.

Langsam fängt er an zu spielen, es ist wie ein Zauber der sich über mich legt, wie von selbst finde ich fliegen die Drums übers Schlagzeug, die Melodie, der Takt es passt einfach, es hat sich schon lange nichtmehr so gut angefühlt.

Kurz seh ich zu Luke, seine Augen sind geschlossen, sein Kopf wippt leicht mit, dann steht er auf. Leise summt er mit, dan wird er immer lauter.
Bis er plötzlich aus ganzem Herzen singt, geschockt verharre ich, meine Aufmerksamkeit liegt schon längst nichtmehr auf den Drumsticks in meiner Hand. Noch nie habe ich jemanden mit einer solchen Stimme gehört, es ist wie als würden die Götter singen und ich bekomme mitten in meinem Zimmer ein Live Konzert. Wie verrückt schlägt mein Herz in meiner Brust, er soll für immer weiter singen.

Viel zu früh verstummt Luke wieder, der letzte Ton seiner Gitarre verklingt im Raum und er sieht mich an ,,Du weinst..." - ,,Du auch", weiß ich ihn drauf hin.

,,Scheiße!", schnell dreht er sich um und wischt seine Tränen weg,es ist so wie Jo immer sagt, die Harten Jungs denken immer sie müssen für ihre Freunde so Hart sein, dabei sind sie es nur für sich selbst um ihren Gefühlen zu entkommen. Aber das funktioniert nicht...

,,Deine Stimme ist unglaublich", Lenk ich das Thema wieder um und setz mich neben ihn aufs Bett.
,,Du hast bei der Hälfte einfach aufgehört zu spielen, vonwegen das Schlagzeug übertönt die Gitarre", zieht er mich auf.

Fasziniert seh ich ihm zum erstenmal in die tiefschwarzen Augen, er ist anders, anders als die andern Schützlinge von Jo und anders als alle anderen Menschen.

,,Falsch, das Schlagzeug übertönt die Gitarre, aber nicht deine Stimme", frech grinse ich ihn an.
,,Übertreib nicht, sonst werd ich noch verlegen", kommt es frech von ihm, ein Harter Junge also.

,,Oh ja, ich seh schon du bist ja schon ganz rot, hier und da...", leicht deute ich mit meinem Finger auf seine Wangen, bevor ich weiter reden kann packt Luke mein Handgelenk und drückt mich leicht nach hinten so das ich mit dem Rücken auf dem Bett lande.

Mit seinem Körper lehnt er sich über mich, im ersten Moment durchströmt mich die Angst aber dann ist da wieder dieses Kribbeln und Herzrasen, aber es fühlt sich nicht schlecht an. Nein ganz im Gegenteil, durch seine Nähe spüre ich auch sein rasendes Herz, es schlägt in einem Takt mit meinem.

,,Du wirst ja ganz rot Willi", schnell dreh ich mich weg und zum Glück lässt er dann auch von mir ab und verschafft mir wieder Freiraum.

,,Willi?", hack ich nach ,,Ja Wil ist so..so stumpf, aber Willi klingt süß".
Lächelnd schüttel ich mit dem Kopf ,,Idiot", und das mein ich ernst, wir kennen uns noch nicht lange und der Kerl verpasst mir schon nen Spitznamen.

,,Selber", laut lachen wir los, ich kann mich garnicht daran erinnern wann ich das letzte mal so gelacht habe und einfach glücklich war.

Nach einer weile seh ich zur Seite und betrachte Luke, seine Augenlieder sind geschlossen und sein Gesicht wirkt absolut entspannt.
,,Seit wann spielst du eigentlich?", frag ich unbefangen nach, irgendwie will ich einfach mit ihm reden. Egal über was.

Langsam öffnen sich seine Augen under sieht zu mir ,,Seit...Eigentlich schon seit immer, immer wen ich ne Gitarre in greifbarer nähe hatte. Aber wen die Kohle knapp wurde war es meist das erste was zu Geld gemacht wurde", in seiner Stimme liegt ein bedrückter Unterton.
Verständlich, ich hab selbst gesehen wie sehr er dafür brennt und etwas was man wirklich liebt aufzugeben ist hart ,,Du kannst meine Gitarre wan immer du willst spielen...", fest beiß ich mir auf die Unterlippe, sie löst so viele Emotionen, Gefühle und Erinnerungen in mir aus aber trotzdem will ich das Luke sie spielt, weil es ihn glücklich macht.

Euphorisch setzt er auch auf ,,Wirklich?", Gedanken verloren betrachte ich ihn, es ist als würde ich ihn  ewig kennen ,,Klar, ein Mann ein Wort".
Wieder leuchten seine Augen auf ,,Oh Gott, Wil ich könnte dich knutschen", und bevor ich etwas sagen kann spüre ich seine weichen Lippen auf meiner Wange, es ist nur für eine Millisekunde dennoch bringt es meine Welt zum anhalten, aber nicht weil er mir wieder viel zu nah gekommen ist. Nein, weil es mir zum erstenmal nichts ausmacht.

Ab dem Moment entspannt sich mein ganzer Körper total und wir führen ewig lange Gespräche über alles mögliche. In dieser Zeit wird mir eins bewusst, der Luke der hier neben mir auf dem Bett liegt ist kein Verbrecher oder Knasti, nein er ist ein Junger Mann mit Träumen und wünschen so wie ich und vielleicht kann er mein ganzes Leben verändern. Wen er es nicht schon längst getan hat.


.......

Ich glaube Wil hängt jetzt schon ziemlich an Luke oder?😆

Wrong WayWhere stories live. Discover now