10. Luke

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Luke

Kurz bevor wir am Haus ankommen bricht Wil die Stille ,,Luke ich...das was die gesagt haben...", grade will er meine Hand loslassen aber so schnell lass ich ihn nicht los.

,,Du musst es nicht sagen wenn du nicht willst", gelogen. Natürlich will ich wissen was an der Sache dran ist aber Wil wirkt so bedrückt das ich ihn nicht dazu drängen will.
,,Doch...ich sollte es dir erzählen, immerhin bist du mein Freund", seine Worte lassen mich leicht lächeln. Freunde, noch nie hat mir etwas so viel bedeutet wie das. Ich dachte immer ich habe Freunde, selbsternannte Brüder aber nein, sie sind nur Fremde die mich lieber in den Knast wandern lassen als hinter mir zu stehen.

Kurz bleibe ich stehen und lächel ihn an ,,Gut", mühsam versucht auch Wil sich ein Lächeln aufzuzwingen, aber immernoch wirkt er so bedrückt und verängstigt wie eben.

Unsicher sitz ich neben Wil auf seinem Bett, die ganze Zeit hat er kein Wort mehr mit mir Gesprochen und ich will ihn nicht dazu drängen etwas zu sagen falls er sich um entschieden hat.

,,Versprech mir das es nichts zwischen uns ändern wird?", hoffnungsvoll sieht Wil mich an, egal was er mir erzählt es könnte nichts ändern, niemals.
,,Versprochen", sofort legt sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.

Bis sein Blick wieder ernst wird, dann wendet er sich von mir ab und starrt gegen die Wand, eigentlich hasse ich es wen Leute mit mir reden und mir dabei nicht in die augen schauen. Aber jetzt ist es etwas anderes.

,,Hast du dich nie gefragt wieso ich bei Onkel Jo wohne und nicht bei meinen Eltern?", leicht schüttel ich den Kopf, wo ich herkomme leben viele Leute nicht bei ihren Eltern, entweder weil die Abhängig oder im Kanst sind, aber bei Wil ist es schon seltsam. Immerhin kommt er aus guten Verhältnissen...

,,Ich hatte ein normales Leben, alles war gut b-b...bis Papa bei einem Autounfall von uns gegangen ist...Onkel Jo hat seinem Bruder lange nachgetrauert, doch er war stark für uns Kinder...Aber als Haylie dann im Einsatz gestorben ist, ist für ihn eine Welt zusammen gebrochen...", immer stärker zittert sein Körper und die Tränen rollen zu tausenden über seine Wangen.

Am liebsten würde ich ihn in den Arm nehmen aber ich weiß nicht ob ihm das grade helfen würde, somit warte ich ab.

,,..er hat sie geliebt...so sehr...i..immer wen sie zusammen waren war er glücklich...sie wollten heiraten aber dan ist sie..sie ist- Sie hat einen teil von Jo mitgenommen und er ist in ein tiefes Loch gefallen. Nichtmals für uns hatte er die Kraft daraus zu kommen", Wil's Worte schnüren mir die Kehle zu.
Das John so eine schwere Zeit hatte hätte uch nie erwartet, aber trotzdem weiß ich nicht was es mit Wil zu tun hat und warum sagt er uns?

Bevor ich weitere Gedanken daran verschwenden kann redet er weiter.

,,Meine Mutter lernte damals jemanden kennen und ich dachte wir bekommen einen neuen Vater...Es ging alles so schnell, plötzlich wohnte er bei uns und es wurde schlimmer. Er hat uns angefasst, anfangs nur kurz aber es wurde schlimmer...viel schlimmer...Madi hat ihn immer versucht von mir fernzuhalten und sich selbst...-", dann verstummt er. Schon längst kann ich erahnen was er ertragen musste und ich kann nicht anders als die Fäuste zu ballen. Wil ist der süßeste, Herzlichste, Höflichste und bezauberndste Junge den ich kenne...

,,Madi hat sich selbst geopfert, bis zum Schluss, bis sie vor 9 Jahren nicht mehr konnte und mich alleine zurück gelassen hat...wir sind zusammen auf diese welt gekommen, aber grade in dieser schweren zeit ließ sie mich alleine...", Wil's schweres schluchzen zerreißt mein Herz in tausend kleine Teile, endlich geb ich meinem Bedürfnis nach und Schlinge meine Arme um seinen Körper.

Wil's rassendes Herz donnert laut gegen meine Brust, er muss so viel Schmerz, Leid und Angst spüren...und ich kann es ihm nicht Abnehmen.

,,Für dich klingt das sicher alles verrückt und durcheinander, aber ich hab es noch nie jemanden so offen erzählt. Ich fühl mich Sicher bei dir Luke", Bumm..Bumm laut schlägt mein Herz, ich sollte mich nicht darüber freuen, aber ich tu es. Hektisch ratern meine Gedanken, aber mir fallen nicht die richtigen Worte ein, vielleicht weil es keine dafür gibt.

Nach einer weile verstummt Wil's schluchzen, und er erzählt weiter ,,Du musst wissen ich bin ein Zwilling, 7 Minuten vor mir ist Madison auf die Welt gekommen, sie hat mich von klein auf beschützt. Sie liebte Tennis und hat bis spät Abends auf dem Platz Trainert, dann war ich oft allein mit ihm...er hat mir am anfang als noch alles normal war Gitarre spielen beigebracht und mir Einzelstunden gegeben...nur das sie irgendwann nichtmehr umsonst waren...er hat die Tür abgeschlossen und dann waren wir alleine", fester leg ich meine Arme um ihn, um ihn zu trösten und vielleicht auch etwas um mich zu beruhigen.

,,...Ich hab nie jemanden erzählt was da passierte, aber Madi hat es dan herausgefunden, sie hat es gesehen. Nächte lang hat sie geweint...und dan war es zu viel...sie hat ihr Leben gegeben um mich zu retten...Jo war auf der Beerdigung und ich hatte nichts mehr zu verlieren also hab ich es ihm erzählt und er hat mir geglaubt, er hat sein Leben umgekrempelt und für mich gekämpft, den Rest kennst du ja", stumpf lächelt er mich an.

,,Oh Wil...", Tränen rollen über mein Gesicht, fest drück ich ihn an mich, deshalb keine abgeschlossen Türen, deshalb spielt er keine Gitarre mehr, deshalb beschützt Jo ihn so...Es ergibt alles Sinn.

,,Du musst nicht weinen Luke, es ist ok", er lügt, das ist es nicht, nichts ist ok.

Es kam mir immer so vor als hätte jeder jemanden, jemanden den er liebt, um denn er sich sorgt, dem er die Welt zu Füßen legt, an dem er sich anlehnen kann wen er droht zu fallen. Jemanden mit dem man verbunden ist, wie mit einem magischen Band.

Ich war immer davon überzeugt das es so jemanden für mich nicht gibt, weil ich ein Einzelgänger bin und mich sowieso niemand so lieben kann.
Aber dann kam er... Wil ist dieser jemand für mich und ohne das er es weiß hält er mich vom fallen ab. Sonst würde ich tief fallen, sehr tief,  aber er hält mich von der Straße fern.
Bei dem Gedanken das ich für ihn auch dieser jemand sein kann, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich will es, ich will seine Schulter zum anlehnen sein, ich will ihn beschützen. Ich will nur für ihn leben.

Aber das alles ist schon geschehen, ich kann ihn davor nicht mehr beschützen.


......

Jetzt wissen wir wohl so ziemlich alles über Wil💔

Wrong WayWhere stories live. Discover now