19. Luke

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Luke

Schweißgebadet schreck ich hoch, seit dem Wil vor ein paar Wochen so verängstigt unter mir lag sucht mich immer der gleiche Traum heim.

Wie ich ihn berühre und küsse. Bis er mich plötzlich panisch ansieht, sich seine Augen mit Tränen füllen und sein schluchzen immer lauter wird.

Grade als ich ihn trösten will legen sich Handschellen um meine Hände, Gitter rasen zwischen uns herunter und Wil entfernt sich immer weiter von mir, so das ich in einen dunklen Tunnel Blicke.
Ich befinde mich wieder im Gefängnis. Alles ist still, nur Wil's schluchzen in der Ferne wird immer lauter, dann ertönen auch wieder die dunklen Stimmen der drei Typen auf dem Schulhof.

Langsam verstummt sein schluchzen, bis panische Hilfeschreie aus der Dunkelheit ertönen, Wil.
Mit aller Kraft rappel ich an den Gittern, aber sie öffnen sich nicht. Stattdessen vernehme ich John's Stimme ,,Luke, es ist deine Schuld. Jeder seiner schreie ist deine Schuld...".

Erschöpft streich ich mir durchs Gesicht, kann dieser Traum nicht einfach aufhören? Es ist nur ein Traum und doch spüre ich wie er jeden Tag die Distanz zwischen Wil und mir größer werden lässt. Die Angst ihn wirklich irgendwann zu verletzen ist unerträglich.

Kurz seh ich auf mein Handy, 05:47 Uhr, naja zumindest kann ich jetzt auch aufstehen. Gabriel hat bestimmt nichts dagegen wenn ich etwas früher anfange zu arbeiten.

Leise schleich ich mich in Wil's Zimmer bevor ich losgehe, er hat heute die ersten beiden Stunden entfall und er schläft noch.
Lächelnd setz ich mich zu ihm ans Bett, wenn er schläft ist es so leicht ihm nah zu sein. Ich kann ihn einfach beobachte ohne Angst zu haben etwas falsch zu machen.
,,Bis nachher Wil".

Tief in Gedanken versunken mach ich mich auf den weg zur arbeit, erst als ich in das kleine mir so vertraute Café eintrete kann ich die wirren Gedanken verdrängen. Arbeit ist und bleibt vorläufig meine einzige Lösung.

Die Stunden verfliegen förmlich von selbst bis mein Handy klingelt, bestimmt Wil. Momentan ist es sowieso ruhig im Café als geh ich schnell vor die Tür und hohle mein Handy hervor Carter.
Augenblicklich verkrampft sich mein ganzer Körper, wie oft wollte ich ihre Nummer schon löschen oder blockieren, grade jetzt wünsche ich mir es getan zu haben. Aber das konnte ich nie und ich werde es nie können.

Zögerlich nehm ich den Anruf an aber sage kein Wort.
,,Lu?", Carter's weiche Stimme jagt mir ein Schauer über den Rücken, wie lange hab ich sie nicht mehr gehört? Zu lange...

,,Kitty...", eigentlich möchte ich noch etwas sagen doch meine stimme verliert jegliche Kraft.
Ein leises Lachen entkommt ihr ,,Oh Lu, immernoch der alte Spitzname? Ich bin froh das du dran gegangen bist...ich brauch dich..."

Tief atme ich aus, ich sollte sie definitiv nicht mehr so nennen, es verringert die Distanz zwischen uns zu sehr ,,Was brauchst du Carter? Geld?", meine Stimme ist kalt, ich sollte jegliche Emotionen zwischen uns löschen.

,,Ich weiß das du warscheinlich nichts von mir hören willst aber ich brauche dich, ich wohn wieder im alten Haus an der Ecke, vielleicht kommst du", dann ertönt ein tuten, sie hat aufgelegt. Ich sollte nicht hin gehen, Kitty ist meine Vergangenheit und sollte das auch bleiben.

Mein Kopf ist leer gefegt, also geh ich wieder rein und fang an den abwasch zu machen, allein mit meinen Gedanken. Sie sollte mich nicht so beschäftigen, aber das tut sie, das wird sie immer. Das Haus an der Ecke, wie viele schöne Stunden haben wir da verbracht? Warscheinlich könnte ich den weg Immernoch im schlaf laufen.

Wrong WayWhere stories live. Discover now