Probier' dich aus.

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Gestern Abend waren wir wieder zuhause angekommen. Die letzten Tage im Hotel waren noch super spannend und schön, aber ich freute mich einfach, endlich wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen. Egal, wie schön es im Urlaub auch sein mochte, nichts ging über das eigene Bett! Ich genoss es außerdem, endlich wieder mit Minho allein zu sein, dass wir tun und lassen konnten, was wir wollten. Also Minho zumindest, für mich galten ja andere Regeln. Ich stopfte gerade einen Berg Wäsche in die Maschine, da kam er im Türrahmen unseres Badezimmers an. Er lehnte sich an und sagte: "Wenn es für dich in Ordnung ist, kommt Hyunjin nachher vorbei. Wir wollen uns zusammensetzen und seinen Arbeitsvertrag besprechen.". Ich schaute auf und fragte: "Wohnt der etwa in unserer Nähe? Das wäre ein ziemlicher Zufall." - "Nein, aber er möchte herziehen. Er bleibt so lange in einem Hotel.". Ich überschlug grob im Kopf, wie teuer das für ihn werden würde und meinte: "Ist der reich?! Das sind ja nicht nur zwei Nächte!". Minho zuckte mit den Schultern und sagte, dass das ja nicht unser Problem sei. Ich stellte das richtige Programm an der Waschmaschine ein und stand auf. "Meinetwegen kannst du ihm anbieten, dass er solange bei uns wohnt.", schlug ich vor und Minho antwortete: "Ich war mir nicht sicher, wie du dazu stehst, deshalb habe ich nicht gefragt.". "Ach, ist doch kein Thema. Er kann ja in der Zeit meine täglichen Aufgaben übernehmen.", sagte ich mit einem gehässigen Grinsen. "Das kannst du gleich wieder vergessen. Ich hatte da eher an das genaue Gegenteil gedacht!", machte er mir schnell verständlich, dass hier zuhause kein Faulenzen mehr angesagt war. "Das Gegenteil?", hakte ich nach und wurde von Minho mit in die Küche gezogen. Dort schob er mich zu meinem Stuhl und ich setzte mich.


"Also?", fragte ich erneut nach mehr Informationen. "Erinnerst du dich, was Hyunjin im Hotel gesagt hatte?" - "Er hat vieles gesagt. Aber du meinst etwas Bestimmtes, oder?" - "Wie lange beschäftigt er sich mit BDSM?" - "Ein paar Monate, glaube ich." - "Und hattest du das Gefühl, dass er wirklich Ahnung hat?". Ich überlegte. Keine Ahnung, ich hatte ihn ja nie in einem solchen Kontext erlebt. "Ich glaube, Hyunjin kann unsere Hilfe gebrauchen.", meinte Minho, woraufhin ich fragend zu ihm aufsah. "Oh, Jisung! Du stehst mit beiden Beinen fest auf dem Schlauch!", maulte er etwas, weil ich das anscheinend Offensichtliche nicht begriff. Er konnte unsere Hilfe gebrauchen, soweit so gut. "Ja, dann halte doch deine ganzen Vorträge, die du allen anderen auch immer erzählst. Ist ja nicht so schwer, ihm das zu erklären, oder?", maulte ich zurück. "Erstens: Nicht in diesem Ton, Kitten! Zweitens: Ich glaube, er braucht mehr, als nur jemanden, der ihm das alles erzählt.", fuhr er fort und ich ließ meinen Blick schüchtern über die Tischplatte wandern. "Was genau stellst du dir vor?", bat ich ihn, mir endlich offen zu sagen, was sein Plan war. "Ich denke, es würde ihm helfen, wenn er nicht nur alles erklärt bekommt sondern sich auch etwas ausprobieren darf.", brachte er es hervor. "Warte?! Ich soll sein Sub sein?", kombinierte ich endlich alles in meinem Kopf. "Du musst nichts tun, was du nicht möchtest. Aber Hyunjin sagte ja, dass seine Partnerin oder sein Partner meinte, er wäre zu lieb gewesen. Was gibt es denn da Besseres, als eine Brat wie dich?", gab Minho mir indirekt ein Kompliment und brachte mich dazu, ordentlich nachzudenken. "Ich weiß nicht. Ich komme mir langsam irgendwie ziemlich billig vor, wenn so viele verschiedene Menschen was mit mir machen wollen..", fasste ich meine Gefühle einmal grob zusammen. "Das verstehe ich, Kitten. Tut mir leid, ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass du stets und ständig etwas für oder mit anderen tun musst.", entschuldigte er sich bei mir und gab mir einen Kuss.


"Ist es okay, wenn ich meine Jogginghose anziehe, wenn Hyunjin kommt?", bettelte ich und wurde fest in die Arme geschlossen. In einem ganz weichen Ton flüsterte Minho mir ins Ohr: "Natürlich ist das NICHT in Ordnung. Du hast eine Woche lang quasi tun und lassen können, was du wolltest. Ich glaube, du vergisst langsam, wie es hier läuft.". Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust und schmollte etwas. Manchmal war es wirklich hart, auf all das hören zu müssen, was er sagte. "Darf ich wenigstens einen Hoodie von dir anziehen?", quengelte ich und bekam seine Erlaubnis. Ich stürmte sogleich ins Ankleidezimmer und wühlte mich durch mehrere Schubladen, bis ich einen Pullover gefunden hatte, der mir besonders gefiel. Ich riss mir meinen eigenen Hoodie quasi vom Leid und steckte meine Arme in die Ärmel. "Du siehst niedlich in meinen Sachen aus.", kommentierte Minho, der gerade zu mir kam. Ich lächelte ihn an, schloss alle Schubladen wieder ordentlich, hob meinen Pulli vom Boden auf und ging mit ihm zum Wäschekorb, um ihn dort hineinfallen zu lassen. "Sag mal, als was genau willst du Hyunjin denn nun eigentlich einstellen? Ist nicht jeder Posten bei dir besetzt?", fragte ich etwas stutzig. "Eigentlich hast du recht, ja. Ich werde ihn für das Team 'Online-Handel' verantwortlich machen. Dort läuft am meisten schief. Ich denke, dass ich davon profitiere, wenn wir jemanden Festes haben, der die Gruppe anleitet, einteilt, Abläufe überprüft.", erklärte Minho und ergänzte: "Und ich muss nur noch einen anschnauzen, wenn was schiefgeht und nicht mehr jeden Einzelnen.". Schockiert schaute ich ihn an: "Du machst ihn für die Fehler anderer verantwortlich?!". "Nein, das mache ich nicht. Er soll einfach nur die nächste Instanz sein, der die Fehler gemeldet werden, sodass das alles gar nicht erst bei mir ankommt. Er nimmt mir also quasi die Aufgabe ab, ständig alles wieder geradezubiegen. Außerdem werde ich ihn gut bezahlen, sodass er es mir vergeben wird, wenn ich ihn mal zusammenscheiße.", erklärte Minho mir ruhig. Allzu unfair klang es nun also nicht mehr.


"Machst du bitte die Tür auf?", sagte Minho, als es klingelte. Er stand gerade in der Küche und bereitete noch einiges an Fingerfood zu. Ich tapste zur Tür und drückte den Summer. Ich kniete mich nicht hin. Ich stand dem Thema ziemlich hin- und hergerissen gegenüber. Einerseits wollte ich so nett sein und Hyunjin in dem Thema etwas zur Seite stehen, aber andererseits.. Was war eigentlich das 'Andererseits'? Es war ja nicht so, dass Minho von mir erwartete, dass ich alles mit mir machen ließ. Es ging nicht um Sex, es ging nur darum, dass er etwas Sicherheit bekam und sich entwickeln könnte. Ich hörte Hyunjins Schritte auf der Treppe. Ach, verdammt! Was sollte ich nur tun?! Half ich ihm? "ACH MAN!", rief ich einmal kurz wütend und schmiss mich dann gerade noch rechtzeitig auf den Boden. Verdammte Scheiße, ich konnte einfach nicht anders! Ich hörte, wie die Schritte erst langsamer wurden, dann anhielten und dann schneller wurden. Hyunjin hockte sich neben mich, rüttelte leicht an mir und fragte besorgt: "Jisung!! Was ist los?! Alles okay?". Murrend antwortete ich ihm: "M-Hm....". "Was machst du da auf dem Boden?", fragte er verwirrt und half mir auf. Minho lehnte aus dem Türrahmen der Küche und grinste mich an. "Ich will nichts hören!", machte ich ihm gleich klar. "Du bist toll, Kitten! Wirklich!", bedankte er sich bei mir und begrüßte dann endlich unseren Besuch, der noch immer völlig verwirrt im Flur stand. "Komm rein, Hyunjin! Ich habe alles vorbereitet.", meinte mein Dom und winkte ihn weiter in die Wohnung.


Natürlich wurde erst alles Geschäftliche geklärt. Hyunjin war ziemlich geschockt, als er von seiner zukünftigen Position erfuhr. "Wieso gibst du mir einen so hohen Posten?", bat er Minho um Erklärung. "Weil es mich nervt, dass ich ständig irgendwas regeln muss. ALLE Leute kommen zu mir, wenn etwas schiefgeht. Ich verbringe den halben Tag damit, mir unnötig lange Erklärungen anzuhören, die Leute zu beruhigen oder anzumachen und mich dann darum zu kümmern, dass alles wieder läuft. Und da ich nicht innerhalb der nächsten drei Jahre an einem Herzinfarkt sterben will, muss ich eben schauen, dass ich einiges an Aufgaben anders delegiere.", meinte dieser ernst. "Dein Posten wird nicht immer nur schön sein. Glaub mir. In einer solchen Position musst du leider auch mal hart sein und das kann einem wirklich ein schlechtes Gewissen bereiten. Ich glaube aber, dass du gut dafür geeignet bist und es hinkriegst, dass die Leute Vertrauen zu dir haben, auch wenn du mal auf den Tisch haust.", sprach Minho Hyunjin aufbauend zu. Dieser starrte in seine Tasse und sagte dann, ohne den Blick zu heben: "Ich werde dich nicht enttäuschen.". Minho schob ihm den Arbeitsvertrag zu, den er heute morgen noch fertig gemacht hatte. Völlig geschockt sprang Hyunjin vom Stuhl auf und sagte lauthals: "SO VIEL?! MINHO, DAS GEHT NICHT!". "Doch, das geht. Du wirst merken, wie hart es sein kann. Und du nimmst mir eine große Last damit ab, sodass ich bereit bin, dich gut zu bezahlen.", entgegnete er mit einem Blick, der ausreichte, um zu zeigen, dass er nicht mit sich diskutieren ließ.


"Da wäre noch etwas anderes. Du hast dir ein Hotel gebucht?", fragte mein Dom seinen neuen Angestellten. Dieser nickte und MInho fuhr fort: "Stornier deine Buchung. Du kommst bei uns unter, bis du eine Wohnung hast.". "Das kann ich nicht annehmen, wirklich. Minho, du tust mit diesem Job schon mehr als zu viel für mich, ehrlich.", entgegnete Hyunjin. "Es war nicht meine Idee, Jisung hatte es vorgeschlagen.", wurde nun die Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Etwas übereilig stellte ich mein Glas ab, sodass etwas Wasser über den Rand schwappte und sich auf dem Tisch verteilte. "Ja, also.. Wir wissen alle, wie teuer Hotels sind und.. Unser Ankleidezimmer hat ein großes Gästebett.. Also.. Kein Thema.", erklärte ich möglichst locker, um Hyunjins schlechtes Gewissen etwas abzumildern. Der schüttelte wortlos den Kopf. "Wieso seid ihr so nett zu mir?", fragte er leise. "Ach, Hyunjin, mach mal kein Drama. Es ist alles ein Geben und ein Nehmen.", fuhr ich fort. Endlich setzte der aufgelöste Blonde sich wieder hin. "Ich will euch hier wirklich nicht auf die Nerven gehen.", betonte er und Minho entgegnete ihm prompt: "Du kannst dich revanchieren. Halte Jisung einfach in Schacht.". "Jisung in Schacht halten?", vergewisserte er sich. "Ja. Ich habe für die nächste Zeit viel zu tun und ihm wird schnell langweilig." - "Hey!", grätschte ich dazwischen. Minho zwinkerte mir unauffällig zu. Ah, so war das also. Er erfand das Szenario schnell, um Hyunjin einen plausiblen Grund zu geben. "Und was soll ich da bitte tun? Ihm ein Puzzle hinlegen?!" - "Ich bin kein kleines Kind.." - "Entschuldige, Jisung. So war das nicht gemeint.. Ich verstehe nur ni-" - "Halt' ihn einfach davon ab, mir auf den Sack zu gehen, Hyunjin. Mit fast allen Mitteln.", beendete Minho schließlich die Diskussion. "Mit fast allen Mitteln? Über was genau redet ihr beide hier eigentlich?!", wurde weiter nachgehakt und die Situation wurde immer fragwürdiger. "Sagen wir mal so: Ich biete dir an, dass Jisung dein Sub ist. Du darfst nicht mit ihm schlafen, aber du darfst dich in deiner Rolle als Dom an ihm ausprobieren.", sagte mein Dom ganz unverblümt.___________________________________________________________________________

"Be a good boy." - Teil 3 || MinsungWhere stories live. Discover now