In fremden Händen.

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Etwas verloren stand ich in der Küche rum und war den Tränen nah. Wieso fiel es mir so schwer, für ein paar Tage von Minho getrennt zu sein?! Leise Schritte näherten sich und ich wurde behutsam in eine Umarmung gezogen. Sofort zog mein Magen sich zusammen und ich hielt die Luft an, doch trotzdem schafften es ein paar Tränen, aus meinen Augen zu rollen. Schluchzend drückte ich mich an Chan und versuchte, mich wieder einzukriegen. "Ist okay. Lass es raus.", sagte er und wog mich in seinen Armen hin und her. Ich fühlte mich, wie ein kleines Kind, das wegen einer völlig belanglosen Sache weinte. Mein Schluchzen wurde lauter und besorgt kam nun auch Felix aus dem Wohnzimmer. Er strich mir zart über den Kopf und schaute mit schiefgelegtem Kopf in meine Augen. Ergriffen schob er seine Unterlippe vor. Ich wollte wirklich aufhören zu weinen, aber das war leichter gesagt, als getan. Felix legte ebenfalls seine Arme um mich, sodass ich zwischen den beiden hing. Ihre Wärme half mir, wieder in einem normalen Rhythmus zu atmen und endlich wurde ich zumindest etwas ruhiger. Als ich schon länger nicht mehr schluchzte, löste der Sonnenschein sich von mir und sah mich prüfend an. "Ich habe da was, was helfen könnte.", versprach er mir und tapste los. Chan hielt mich noch immer im Arm und ich genoss seine Nähe. Er strahlte so viel Ruhe aus und die brauchte ich gerade wohl sehr.

"Hier! Wir gehen damit aufs Sofa!", sagte Felix leise. In seinen Händen hielt er eine flauschige Decke und ein schwarzes Plüschkätzchen. Endlich löste ich mich von Chan und schlurfte bedröppelt hinter Felix her. Der sprang aufs Sofa und klopfte neben sich. "Darf-", fing ich an und wurde sofort von Chan weitergeschoben: "Bei uns musst du nicht fragen. Du darfst dich einfach hinsetzen.". Überrascht nahm ich neben dem Blonden Platz und wurde sofort in die Decke gekuschelt. "Das ist Mister Midnight. Er ist der beste Tröster. Abgesehen von Channie.", erklärte Felix und setzte mir das Kuscheltier auf den Schoß. Mister Midnight war schwarz wie die Nacht und hatte zwei riesige grüne Augen. Meine Finger umfassten den flauschigen Körper und ich schaute in das Stoffgesicht. Mit meinen Fingerspitzen strich ich einmal die Schnurhaare entlang, die sich danach wackelnd wieder aufstellten. "Ich fahre gleich nochmal einkaufen. Was soll ich denn heute Abend kochen?", fragte Chan ruhig und ich schaffte es einfach nicht, an etwas anderes zu denken, als an den weichen Stoff zwischen meinen Händen. "Dino-Nuggets", rief Felix laut und schmiss die Hände in die Luft. Fragend drehte ich mich zu ihm und sah in das strahlende Gesicht. Ich musste einfach leise lachen, er war so niedlich. "Jisung, magst du Nuggets?", fragte Chan aufmunternd und ich verstand seine Frage nicht so wirklich. Jeder mochte Nuggets und wenn sie dann noch in Form von Dinos waren, dann war es perfekter als perfekt!

Chan hatte uns beiden einen Kuss auf die Stirn gegeben und war zum Einkaufen aufgebrochen. Noch immer hatte ich die Decke um mich herum und langsam wurde es wirklich warm hier drunter. Ich pellte mich aus der - Überraschung - rosanen Schicht und setzte Mister Midnight vorsichtig auf die Lehne des Sofas. "Ist Channie anders, wenn ihr bei euch seid?", fragte ich neugierig. Felix überlegte kurz und sagte dann: "Ja, ich denke schon. Hier zuhause ist er nicht so streng, wie bei euch. Er sagt auch immer aus Spaß, dass ich seine Prinzessin bin.". Das Gefühl hatte ich schon nach ein paar Minuten gehabt. "Ist er nie streng?", hakte ich weiter nach. "Oh doch, das ist er. Ich kriege verdammt oft auch eine auf den Arsch.", erklärte der Sonnenschein und lächelte dabei so fröhlich, als sei es das Normalste der Welt. Gut, für uns war es das ja auch. Und genau das war das Schöne an unserer Freundschaft. Wir konnten uns so offen über das Thema austauschen, ohne die Angst, für irgendwas verurteilt zu werden. Wir mussten uns nicht verstecken, nicht verstellen. Das war sehr wertvoll. "Geht's dir denn etwas besser?", fragte Felix, nachdem ich einfach nur vor mich auf die Decke sah, die noch ein Stück über meinem Knie lag. Ich nickte ihm mit einem etwas aufgesetzten Lächeln zu. Er stemmte die Hände neben sich und mit einem mal stürzte er sich auf mich. "Felix!", rief ich überfordert und wurde sofort in eine erdrückende Umarmung gezerrt. Felix schlang seine Beine um mich und rief: "Ich kuschel dich jetzt wieder fröhlich! Wehr dich nicht!". Lautes Gelächter brach zwischen uns aus und irgendwann gab ich mich einfach geschlagen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Irgendwie roch Felix nach Erdbeeren. Ich steckte die Nase in seine Haare und vergewisserte mich, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. Eindeutig erdbeerig!

"Be a good boy." - Teil 3 || MinsungWhere stories live. Discover now