Hilf mir!

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Die Wohnungstür schwang auf und ich kniete mich auf den Boden. "Hallo Kitten. Hyunjin, hinsetzen!", begrüßte Minho mich erst sanft und brüllte dann durch die Wohnung. Nervöses Gepolter kam aus der Küche, gefolgt von laut quietschenden Stuhlbeinen. Ich lachte leise, während ich mich wieder aufrichtete und gab meinem Dom einen Kuss zur Begrüßung. "Wärst du so lieb und würdest den Einkauf ausräumen?", bat Minho mich. Sofort nahm ich ihm die Tüte ab und freute mich, als ich die Packung meines Lieblingskuchens obenauf entdeckte. "Du hörst mir jetzt genau zu.", begann das Gespräch und selbst ich konnte gerade nicht wirklich einschätzen, ob er Hyunjin nur etwas erklären oder doch eher erwürgen wollte. Der große Blonde saß fast schon zitternd auf dem Stuhl und kniff mit seinen langen Fingern in seine Oberschenkel. In aller Ruhe nahm Minho neben ihm Platz, faltete seine Hände und sah seinem Gegenüber tief in die Augen: "Regeln für heute Abend: Mit Jisung darfst du das tun, was ihr ausmacht. Ich werde heute Abend allerdings mitspielen. Chan wird dir auch helfen. Ich sage das nur ein einziges mal: Du lässt deine Finger vorerst von Felix! Gib Chan keinen Grund, dich auseinander nehmen zu wollen, denn er wird es tun. Ohne zu zögern! Hast du das kapiert?". Totenstille. Dann endlich meldete sich Hyunjin zu Wort: "Hab's verstanden. Danke, Minho!". Überfordert von der Situation, spielte ich im Kühlschrank 'Einsatz in vier Wänden' und stellte einige Dinge um, nur um der unangenehmen Stimmung zu entfliehen. Natürlich war es gut, dass Minho das so klar und deutlich sagte, aber ich selbst wäre wohl schon hier vor lauter Panik tot vom Stuhl gekippt. Minho drehte sich zu mir und fragte: "Kitten? Mit Chan und Felix alles, wie gehabt oder gibt es etwas, was du nicht möchtest?". Langsam schloss ich die Tür des Kühlschranks und versteckte so gleichzeitig das kreative Chaos, was ich angerichtet hatte. Eigentlich gab es nichts, was für eine Änderung der Regeln sprach. Außer eins: Hyunjin. Der hatte mich bisher weder nackt noch durchgebumst gesehen. Störte mich das? War es mir egal? Fand ich es geil? Keine Ahnung, alles davon war möglich. "Ich würde gern noch etwas drüber nachdenken, ja?", sagte ich ehrlich.


Mit einem riesigen Kuscheltier zwischen den Armen, lag ich zusammengerollt im Bett und grübelte. Klar, tat ich ja ständig. Aber in dieser Situation war es wohl auch mehr als nachvollziehbar. Oder nicht? "Kann ich dich was fragen?", war eine der blödesten Fragen, die man stellen konnte, aber ich schickte Felix trotzdem den Text. Ungeduldig knautschte ich die Füllung des Plüschtiers zwischen meinen Fingern zusammen und starrte gebannt auf das Display. Endlich wurden die zwei kleinen Haken neben meiner Nachricht blau und verrieten mir, dass der Sonnenschein sie gelesen hatte. "Was ist los?", ploppte seine Antwort auf. Ich drehte mich auf den Rücken und steckte meinen Finger durch den Ring an der Rückseite meines Handys, damit es mir nicht so einfach ins Gesicht knallen konnte.

Ich:

Ich weiß nicht, was ich wegen heute Abend machen soll..

Felix:

Was genau meinst du?

Ich:

Ich hab mich vor Hyunjin noch nie ausgezogen.

Felix:

Ah, verstehe. Kann einen ganz schön verunsichern.

Ich:

Verunsichern ist gut! Ich bin mit der Situation komplett überfordert..

Gerade, als ich die Nachricht abgeschickt hatte, klopfte es an der Schlafzimmertür. Mit einem gequälten "Ja?", gewährte ich Einlass. Hyunjin steckte seinen Kopf durch den Türspalt und schaute etwas verwirrt zu mir und dem Kuscheltier. "Alles gut?", erkundigte er sich und ich rollte mich noch enger zusammen. "Ich habe einen Konflikt." - "Mit wem? Mit diesem Chan? Oh mein Gott, ich habe jetzt schon Panik, ich-" - "Mit mir selbst, du Trottel!", erklärte ich über Umwege und Hyunjin verstummte. Ich hob meinen Kopf an und sah zu ihm rüber. "Willst du reinkommen? Das ist irgendwie komisch, wenn du da so in der Tür klebst.", bot ich ihm an und sofort kam er auf mich zu. Er schmiss sich ans Fußende des Bettes und sagte: "Also?". Schüchtern zog ich das Stofftier weiter nach oben und vergrub mein Gesicht darin. Ich rieb meine Lippen über den flauschigen Stoff, bis es fast unangenehm wurde. "Ich weiß nicht, was ich wegen nachher will.", sagte ich unsicher. "Wieso, was willst du denn?", fragte er und ich verdrehte die Augen: "Hörst du mir zu?! Ich weiß nicht, was ich will!". Im gleichen Zuge fing ich leise an zu lachen. "Ich meinte, was dein Problem ist.", sagte der Größere entschuldigend und lachte nun selbst über seine dämliche Gegenfrage.

"Be a good boy." - Teil 3 || MinsungWhere stories live. Discover now