Frühstück.

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4:00 Uhr morgens, ein schrilles Klingeln riss mich aus meinem Schaf. "Was?!", sagte ich erschrocken, als ich mich orientierungslos im Bett aufsetzte. Felix' tiefe, verschlafene Stimme erklang: "Alles gut, Jisung. Ich muss heute arbeiten.". Es war noch dunkel draußen und das Schlafzimmer wurde nur durch den grellen Handybildschirm leicht ausgeleuchtet. Ich blieb noch sitzen und sah Felix durch die Tür verschwinden. Der Arme musste echt früh aufstehen. Ich gab ein mitleidiges Seufzen von mir und ließ mich unsanft wieder ins Bett sinken. Dabei stieß ich mit dem Hinterkopf gegen Chans Stirn, der sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen neben mir umdrehte: "Ahh..." - "Oh scheiße, es tut mir leid, Chan!". Ich rieb ein paar mal über Chans Stirn, beziehungsweise über seine Hand, die er fest darauf presste. Nicht die schönste Art, aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen zu werden. "Wann müssen wir aufstehen?", fragte ich ihn leise. "Noch nicht.", antworte er mir so unpräzise, wie man nur darauf antworten konnte. Ich zog meinen Arm nach unten und vergrub ihn unter der kuscheligen Bettdecke. Chan drehte sich zu mir um und schlüpfte mit unter meine Decke. Seine Wärme umhüllte mich und ich nickte wieder ein.


Das nächste mal, dass ich meine Augen zerknautscht aufschlug, war wohl um einiges später. Es war strahlend hell draußen und die Betthälfte neben mir war leer. Ich fischte mit meiner Hand nach meinem Handy. Scheiße! Es war bereits nach 9 Uhr. Genervt schwang ich die Füße aus dem weichen Bett und setzte mich auf. Müde rieb ich mir die Augen und horchte plötzlich auf. Da sprach jemand leise nebenan. Es war Chans Stimme. Telefonierte er? Auf Zehenspitzen schlich ich auf die Tür zu. Ich lehnte mich vorsichtig dagegen und lauschte den Worten von nebenan: "Ja, das bekommen wir auf jeden Fall hin, das ist kein Problem. Auf was kommt es Ihnen denn am meisten an?". Klang nach einem wichtigen Gespräch. Ich zog die Tür auf und schielte durch den schmalen Spalt. Er saß am Schreibtisch, der quasi genau vor der Tür stand. Aber was war das denn bitte für ein Outfit?! Er hatte ein enganliegendes, faltenfreies Hemd an... welches er sich in die Boxershorts gesteckt hatte. Auf dem Kopf trug er ein schwarzes Headset, in dessen Mikrofon er leise hineinsprach. Ich zog die Tür etwas weiter auf, da hob er seine Hand und wedelte auf und ab. Ich sollte mich hinlegen? Ah, verstehe! Wenn ich hinter ihm langlaufen würde, könnte die Person, mit der er gerade sprach, mich sehen. Das war schlau, Chan! Sofort legte ich mich auf den Fußboden und zog mich angestrengt vor, wie ein Soldat, der sich durch ein Kriegsgebiet kämpfte. Chan lachte einmal kurz auf und entschuldigte sich dann bei seinem Gesprächspartner: "Entschuldigung, meine.. Katze hat mich gerade am Bein gekitzelt. Die ist wirklich unmöglich.". Fragend schaute ich kurz auf. Ich hatte ihn doch gar nicht berührt. Mein Arm schob sich langsam die Badezimmertür hinauf und zog die Türklinke nach unten, sodass ich endlich ins Bad kriechen konnte. Darin angekommen, schloss ich die Tür wieder so leise wie möglich und stand auf, um endlich meine Blase zu leeren, die mittlerweile kurz vor dem Platzen stand.


Ich wartete geduldig im Bad, bis ich hörte, wie Chan nebenan sagte: "So machen wir das! Ich melde mich die Tage bei Ihnen, wenn das grobe Layout steht... Sehr gern doch... Den wünsche ich Ihnen auch, danke!". Ich zog die Tür auf und überprüfte, ob ich rauskommen konnte. Chan sah mich an und prustete vor Lachen laut los. Ich verstand nicht ganz, was los war. "Jisung, ich meinte damit, dass du kurz warten sollst! Nicht, dass du dich hinter mir langschlängeln sollst!", machte er die Handbewegung von eben nach. Seine Augen glänzten unter den Freudentränen und er hielt sich den Bauch. "Oh...", kommentierte ich, als ich endlich begriff, wie bescheuert ich mich schon wieder verhalten hatte. "Und was ist das für ein bescheuertes Outfit?!", fragte ich, um von mir abzulenken und deutete auf ihn. "Ach, der Kunde kann sowieso nur meine obere Hälfte sehen.", sagte Chan und knöpfte das Hemd auf. Ich war etwas überrascht, konnte aber verstehen, dass er nicht länger so durch die Gegend laufen wollte. "Frühstück?", fragte er mich, als er mit freiem Oberkörper vor mir aufstand. Meine Wangen glühten und ich schaffte es nur, zu nicken. Sein bloßer Anblick war schon besser, als jedes Frühstück. Während er mir , noch immer fast nackt, einen Kaffee machte, schrieb ich Minho meine Guten-Morgen-Nachricht mit viel zu vielen Herzchen. Ob er schon in einem Meeting saß? "Du, sag mal.. Als was arbeitest du eigentlich?", fragte ich und pflückte eine Weintraube aus der Obstschale vor mir. Chan erstarrte. Er drehte sich langsam zu mir um und seufzte. War das eine doofe Frage von mir? "Jisung, wenn ich dir das sagen würde, dann..", begann er und ich beendete den Satz für ihn: "..dann müsstest du mich töten." - " Richtig." - "Was.." - "Was?". Nun bewegte ich mich nicht mehr. Seine Hand glitt zum Messerblock und zog einen der scharfen Gegenstände langsam heraus. Die Klinge blitzte kurz auf, als sich das Sonnenlicht darin spiegelte. Ich schluckte. "Oh, Gott! Das war doch nur ein Scherz!", rief er und steckte das Messer wieder zurück. Für ein paar Sekunden hatte ich leichte Panik.

"Be a good boy." - Teil 3 || MinsungWhere stories live. Discover now