Tagesordnung.

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Zum dritten mal schreckte ich auf. Um 4:00 Uhr hatte Felix' Wecker mich aus dem Schlaf gerissen, um 5:30 Uhr der von Minho und nun klingelte Chans Wecker. Ich zog mir verzweifelt die Bettdecke über den Kopf. "Aufstehen, Jisung.", nörgelte es neben mir. "Will nicht!", jammerte ich und machte nicht den leisesten Anstand, unter meiner Decke vorzukommen. Chan hievte sich aus dem Bett und ich sah noch seine krausen Haare durch die Tür verschwinden. Ich kuschelte mich erneut ein. Keine Chance, heute bekam mich niemand aus dem Bett. Es war ungewohnt, hier in meinem ehemaligen Bett zu schlafen. Und es war ungewohnt, neben Chan zu schlafen, auch wenn es schön war! Gestern Abend wurde ausgiebig gekuschelt und er hatte mich in den Schlaf gekrault. Wie es wohl nebenan bei Felix und Minho abgelaufen ist? Gehört hatte man nichts von den beiden. Ich wälzte mich hin und her. Na toll, ich war total fertig, konnte aber auch nicht mehr schlafen. Ich streckte meinen Arm in Richtung Nachttisch aus und angelte mir mein Handy. Ich schrieb Minho eine kurze Nachricht, dass ich ihm einen tollen Tag wünsche und ihn liebe. Danach öffnete ich den Chat mit Felix. Ich tippte zwar ebenfalls ein, dass ich ihm einen schönen Tag wünschte, aber ich war etwas überfordert, was ich ans Ende setzen sollte. 'Ich liebe dich' war etwas zu viel des Guten, 'Hab' dich lieb' war etwas zu wenig. Dann gab ich 'Ich bin froh, dich zu haben' ein, denn das war ich ja schließlich auch!


Ich setzte mich auf und ließ meine Beine aus dem Bett hängen. Ich rieb mir mein zerknautschtes Gesicht und versuchte verzweifelt, den Schlaf aus meinen Augen loszuwerden. Mit einem mal schwang die Tür auf und ein splitterfasernackter Chan stand im Türrahmen. Meine Wangen brannten, als hätten sie Feuer gefangen. Ja, ich kannte ihn nackt, aber irgendwie war es, nun dass wir zusammen waren, doch nochmal anderes. Ich riss meine müden Augen auf und mein Blick blieb an seiner Leistengegend hängen. "Du bist ja doch wach. Schade, eigentlich wollte ich dich gerade aus dem Bett vögeln.", sagte er trocken. Endlich wanderte mein Blick in sein Gesicht. "Dir auch einen guten Morgen.", versuchte ich mit einem schwachen Lächeln meine Überforderung zu überspielen. Er rieb sich mit seinem Handtuch die Haare trocken und kam auf mich zu. "Ich habe noch ein bisschen Zeit. Wollen wir kurz kuscheln?", bot er mir an. Sofort schmiss ich mich zurück ins Bett. Grinsend kletterte der Ältere zu mir unter die Decke und schloss mich fest in seine Arme. Er roch gut. Nach Duschgel und nach Chan! "Hast du gut geschlafen?", fragte er leise. Ich jammerte los: "Überhaupt nicht! Alle Wecker haben mich geweckt!". Er drehte sich zu mir und streichelte meine Wange: "Wie gemein. War es komisch, neben mir zu schlafen?". "Es war komisch, nicht neben Minho zu schlafen. Aber es war sehr schön mit dir neben mir!", strahlte ich ihn an, was er sofort erwiderte.


"Muss ich leise sein, wenn du arbeitest? Hast du wieder ein Gespräch mit Webcam?", fragte ich, als ich frisch geduscht in der Küche ankam, wo Chan bereits konzentriert auf seinen Laptop starrte. "Bisher habe ich kein Meeting, das kann sich aber auch mal spontan ändern. Besonders leise sein brauchst du nicht, alles gut. Machst du uns Kaffee?", erklärte er und hielt mir anschließend seine Tasse entgegen. Ich nahm sie ihm ab und ging zur Küchenzeile. "Du, kann ich dich was Komisches fragen?", meinte ich unsicher. "Klar, was gibt's?", ermutigte er mich, also fuhr ich fort: "Wäre es nicht einfach, wenn ihr hier einzieht? Also, ich weiß, das wäre ziemlich schnell, aber... Felix kann von hier aus zur Arbeit laufen, du kannst von überall aus arbeiten, wir müssten nicht ständig so lang fahren..". Er sah mich die ganze Zeit über an, während ich das sagte, was mich nervös werden ließ. War es doof, ihn das jetzt schon zu fragen? Sein Blick war nicht sonderlich aussagekräftig. Die letzten Tropfen Kaffee fielen in die Tasse. Vorsichtig lief ich zum Küchentisch und stellte sie ab. Dann setzte ich mich und überlegte, ob ich heute noch eine Antwort von Chan kriegen würde. "Wollen wir da vielleicht heute Abend in Ruhe zu viert drüber reden?", seine Antwort ließ mich ungeduldig werden. "Kannst du mir nicht trotzdem schon mal sagen, was du davon hältst?", bettelte ich ihn etwas an. Er lehnte sich zurück und holte Luft: "Also ich fänd es schön, mit euch zusammen zu wohnen, aber ich weiß nicht, wie die anderen dazu stehen.". Ich wollte gerade eine Diskussion starten, da vibrierte Chans Handy. "Tut mir leid, da muss ich rangehen, ja?", entschuldigte er sich bei mir und nahm den Anruf entgegen. So leise wie möglich stand ich auf und schlenderte ins Wohnzimmer. Das Gespräch war bestimmt wichtig.


Ich hatte mich gerade auf dem Sofa zusammengerollt, da stand Chan im Türrahmen. Fragend sah er mich an. "Hast du nicht was vergessen?", meinte er. "Was denn?", fragte ich verwirrt. "Du bist auf dem Sofa." - "Ja, ich weiß, danke!" - "Was musst du tun?" - "Liegen?" - "Nein. Was musst du vorher tun?" - "Aufhören, zu stehen." - "Ji! Was musst du machen, bevor du auf das Sofa gehst?!", sagte er immer verzweifelter. Ich stützte mich auf. "Was muss ich denn machen?!", sagte ich ebenfalls verzweifelt. "Du musst fragen!", wies Chan mich auf meinen Fehler hin. "Oh. Ich dachte, ich muss dich nicht fragen, weil ich dich letztens auch nicht fragen musste..", meinte ich unsicher. "Aber wir sind doch bei euch!" - "Nein, wir sind bei uns!" - "Gut, dann sind wir eben bei uns! Aber in dieser Wohnung musst du fragen!" - "Wieso ist das abhängig von der Wohnung?!" - "Aber Minho hat doch gesagt, du musst fragen!" - "Aber DU hast gesagt, ich muss NICHT fragen!", wechselten wir uns ab und gewannen an Lautstärke. "Ich glaube, wir sollten uns heute Abend zusammensetzen und mal über alle Regeln sprechen..", stellte er fest und ich nickte stumm. Er kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Und nun?", fragte er mich. "Ich habe gegen keine DEINER Regeln verstoßen. Also sollte doch gerade noch alles in Ordnung sein, oder?", grübelte ich. Der Ältere nickte: "Ich denke schon..". Das war alles gar nicht so einfach.


Minho kam als erstes wieder nach Hause. Sofort warf ich mich auf den Boden, um ihn zu begrüßen. "Ach, das ist einfach der schönste Moment des Tages.", sagte er zufrieden, als er vor mir zum Stehen kam. Ich stand auf und fiel ihm um den Hals. "Ich habe dich vermisst!", sagte ich wehleidig. "Arbeitet Chan noch?", fragte er mich leise und ich schüttelte den Kopf. Minho zog Schuhe und Jacke aus und ging in die Küche. Er zögerte kurz, ging dann aber doch zielstrebig auf den Ältesten zu. "Schön, dass du zurück bist!", sagte Chan mit einem warmen Lächeln und streckte sich Minho etwas entgegen, um einen kurzen Kuss zur Begrüßung zu empfangen. Mein Herz schlug höher, es war schön, die beiden so zu sehen. Ob Minho sich tatsächlich von ihm dominieren lassen würde? Ich würde Geld dafür bezahlen, um es zu sehen! Allein in meiner Vorstellung war es so aufregend! Konnte ich Minho danach überhaupt noch als Dom ernst nehmen? Doch, konnte ich. Dafür würde er schon sorgen. "Wir müssen uns unbedingt zusammensetzen. Jisung und ich waren vorhin sehr verwirrt..", berichtete Chan. "Verwirrt? Worüber?", fragte Minho interessiert und nahm am Tisch Platz. "Er hatte nicht gefragt, ob er aufs Sofa darf." - "Also hast du ihn runtergeschmissen. Gut gemacht." - "Nein, habe ich nicht." - "Aber er muss vorher fragen." - "Dich schon, aber mir ist das egal.." - "Aber.. Oh.", brach Minho die Diskussion ab. Chan und ich nickten monoton. "Verdammt. Es gibt Schlupflöcher für die Brat..", sagte Minho und warf mir einen strengen Blick zu. "Das sind keine Schlupflöcher! Das sind ungeklärte Dinge!", verteidigte ich mich sofort. "Na, dann haben wir ja heute Abend was zu tun.", setzte er das Thema auf die Tagesordnung.


Während Chan und Minho das Abendessen zubereiteten und ich mit dem bloßen Schälen einer Gurke überfordert war, kam Felix endlich nach Hause. Drei Leute zu begrüßen, kostete einiges an Zeit, aber ich wartete geduldig, bis ich an der Reihe war. Sofort half der Sonnenschein mir dabei, den Salat weiter zuzubereiten. "Felix, wir wollen nachher besprechen, was für Regeln wir haben wollen.", erklärte ich ihm sogleich. "Das klingt aufregend! Ich will jeden Tag Süßigkeiten essen!", platzte es aus ihm heraus. "So war das nicht gemeint!", stoppte Chan ihn sofort. "Ich will, dass Minho und Chan fragen, bevor sie aufs Sofa dürfen!", sagte ich frech. Kurze Stille. Die beiden Dominanten tauschten einen kurzen Blick aus. Chan stellte den Herd aus und zog die Pfanne von der heißen Herdplatte. Minho legte das scharfe Messer aus der Hand. Gleichzeitig drehten sie sich zu mir und kamen auf mich zu. Mein Lächeln verzog sich in Sekundenbruchteilen zu reiner Reue. Chan griff sich mein rechtes Handgelenk, Minho das Linke und sie schliffen mich gemeinsam ins Schlafzimmer. "Das war doch nur ein Scherz!", wehrte ich mich mit Worten, da wurde ich auch schon im Nacken gepackt und aufs Bett gedrückt. "Du wagst es, uns Regeln vorzuschreiben?", sagte Minho kalt.  


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"Be a good boy." - Teil 3 || MinsungWhere stories live. Discover now