9|Was ist eigentlich mit dir und dem Felton?

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Am nächsten Morgen war Tom sehr nett zu mir.
Also er ist natürlich immer sehr lieb und behandelt mich wie eine Prinzessin, aber heute morgen war er noch zuvorkommender als sonst.
Ich konnte kaum einen Schritt gehen, ohne dass er mir sofort seine Hilfe anbot.
„Alles in Ordnung?", fragte ich lachend, als wir in der Küche standen und ich noch nicht einmal meinen Kaffee selber umrühren durfte.
„Ja, wieso fragst du?", er überreichte mir stolz meine Tasse Kaffee.
Ich nahm sie dankend an, die Nacht über haben wir ja nicht allzu viel Schlaf abgekriegt...
„Naja...du kümmerst dich wirklich noch mehr als sonst um mich, wieso hab ich das jetzt auf einmal verdient?"
Ich merkte, wie Tom etwas nervös wurde.
„Sag schon", lachte ich und boxte im leicht gegen die Brust.
„Ich hab irgendwie ein bisschen ein schlechtes Gewissen wegen gestern Nacht...", rückte er endlich mit der Sprache raus.
Das Lachen verschwand von meinem Gesicht.
„Wieso das denn?", fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn.
„Naja hätte ich gewusst, dass das dein erstes Mal gewesen ist dann wäre ich vorsichtiger gewesen und..."
Mit einem energischen Wendeln meiner Hand brachte ich ihn zum Schweigen.
„Tom bitte hör auf. Es war super schön und gut und du hast alles richtig gemacht, ich hätte es mir nicht besser vorstellen können!"
„Wirklich?", auf seinem Gesicht machte sich Erleichterung breit.
Er legte seine Hände an meine Hüften und zog mich ganz nah an ihn.
In meinem Bauch kribbelte es wieder.
Wie konnte er mich denn nur soooo verrückt machen?!
Ich stellte mich auf Zehenspitzen um ihm einen Kuss zu geben.
Er erwiderte ihn sofort und aus einem kleinen Kuss wurde ein immer wilder werdendes Rumgeknutsche.
Toms Hände wanderten meinen Rücken hinunter unter mein viel zu großes T-Shirt, welches ich mir von ihm zum Schlafen geliehen hatte.
Mit beiden Händen an meinem Hintern fing er schließlich an, leidenschaftlicher meinen Hals zu küssen.
„Okay das reicht", kicherte ich und drückte sein Gesicht liebevoll von mir weg.
„Ich muss jetzt wirklich los, ich habe einen sehr vollen Tag!"
Enttäuscht ließ Tom von mir ab, versuchte sich aber nichts anmerken zu lassen.
„Wieso, was hast du denn heute alles so vor?", fragte er und blickte sich suchend nach seiner Tasse Kaffee um.
„Also jetzt fahr ich erstmal zu den Filmstudios, ich kann da heute nämlich endlich meinen Arbeitsvertrag unterschreiben-"
„Wow du wirst wirklich als Produzentin unter Vertrag genommen?! Wieso hast du nichts gesagt, herzlichen Glückwunsch!"
Meine Backen wurden glühend heiß.
„Co-Produzentin und danke, es ist nicht der Rede wert", winkte ich ab, freute mich aber insgeheim sehr, dass Tom sich so für mich freute.
„Naja und danach hab ich ein paar Kurse in der Uni", beendete ich noch den Vortrag über meinen Tagesplan.
„Hört sich gut an, dann können wir ja heute Abend da weiter machen, wo wir gerade aufgehört haben", er sah mich mit einem verlangendem Blick an.
„Oh tut mir leid, heute Abend ist eine große Party in einem der Studentenwohnheime, ich gehe direkt nach der Uni zu Claire damit wir uns da gemeinsam fertig machen können..."
Ich sah ihn mit einem entschuldigendem Blick an.
Dieses Mal konnte er seine Enttäuschung nur schlecht verbergen.
„Party?"
Er sah plötzlich total schlecht gelaunt und mürrisch aus.
„Tom?", ich sah ihn fragend an.
„Wir können doch morgen wieder was machen!"
Er sah mich nur mit einem finsteren Blick an und drehte mir dann den Rücken zu, um seine Tasse in die Spülmaschine zu räumen.
„Ich könnte dich doch auch von der Party abholen, oder nicht?"
Ich verzog das Gesicht.
„Lieber nicht, ich möchte da schon auch was trinken und so, dass ist mir sonst ein bisschen unangenehm vor dir..."
Ich wurde rot.
„Spinnst du, dann lass ich dich bestimmt nicht alleine auf ne Party gehen, du betrunken und mit Jungs - garantiert nicht!"
Jetzt war Tom richtig wütend.
„Tom was ist denn plötzlich los mit dir? Bist du eifersüchtig?", lachte ich, in mir brodelte es aber vor Wut.
Was fällt ihm ein mit dir Party verbieten zu wollen, oder was auch immer gerade vor hatte?!
„Komm schon (Y/N), ich hol dich heute Abend von da ab und du versprichst mir, nur ganz wenig zu trinken okay? Ich mach mir sonst Sorgen...."
Plötzlich war er wieder ganz süß und streichelte meinen Arm.
Ich konnte nicht anders, als zu zustimmen.
„Na gut, wenn es dir sooo wichtig ist", zwinkerte ich ihm zu und machte mich dann schnell im Bad fertig.

„Ich schreibe dir", teilte ich ihm mit, während ich meine Boots und meinen beigen Mantel anzog.
Er stand in Jogginghose und Oberkörperfrei am Türrahmen gelehnt und beobachtete mich.
„Also bis später", verabschiedete ich mich und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
„Pass auf dich auf und trink nicht viel!", ermahnte Tom mich nochmal, ehe er mich mit einem Klaps auf den Hinterm aus der Tür an die kalte Herbstluft schob.
Ich schulterte meine braune Ledertasche und lief schnellen Schrittes Richtung Bahnstation.
Ich war sehr aufgeregt, mit meiner Teilzeitanstellung als Co-Produzentin bei einem Filmstudio, was schon wirklich viele großartige und berühmte Filme herausgebracht hatte, ging ein großer Traum in Erfüllung.

Die letzten Meter bis zur Tür hüpfte ich regelrecht.
„Guten Morgen (Y/N), wie geht es dir?", begrüßte mich mein Manager, der draußen auf mich gewartet hatte, damit wir gemeinsam hinein gehen könnten.
„Hey Mike", ich umarmte ihm flüchtig.
„Du glaubst gar nicht, wie aufgeregt ich bin!"
„Ich kann's mir vorstellen", brummte Mike und lachte.

„Was ist eigentlich mit dir und dem Felton?", fragte er, während wir die Treppen zur Chefetage hinauf liefen.
„Was soll mit ihm sein?", fragte ich und versuchte, so unwissend wie nur möglich zu klingen, meine leicht erröteten Wangen verrieten mich aber.
„Alles klar", lachte Mike, eine Antwort von mir war für ihn nicht mehr nötig, ich war dankbar, dass er nicht weiter nachhakte.
Mike war schon lange ein sehr guter Freund meines Papas gewesen, ihm wollte ich noch nichts von Tom und mir erzählen, es war einfach noch frisch und tatsächlich war mir der Altersunterschied meinem Vater gegenüber auch etwas unangenehm.
Als wir endlich in der obersten Etage des Gebäudes ankamen, wurden wir schon freundlich erwartet.
„Hallo Ms. Duesmann, es ist uns eine Ehre, dass sie sich dazu entschieden haben, das Angebot anzunehmen!", begrüßte mich ein freundlich aussehender Mann.
Von der Statur erinnerte er mich etwas an meinen Vater.
Sehr groß aber auch etwas Bauch - zum kuscheln eben.
„Ich glaube ich muss mich wohl eher bedanken, so eine riesige Chance bekommt kaum jemand!", freudig unterzeichneten wir also den Arbeitsvertrag und ich wurde direkt in den Film eingeführt, an dem ich mich beteiligen würde.
Es war ein Liebesdrama, ich musste schmunzeln, als ich das Drehbuch durchblätterte.
„Also wäre dann alles geklärt?", fragte Mike.
Der nett aussehende Mann, der sich als Mr. Dunleavy vorstellte, bejahte und ehe ich mich versah, befanden Mike und ich uns wieder draußen.
Dieses Mal aber mit Skript zum Film, eigenem Schlüssel und sogar einem eigenem Büroplatz.
Ich war überglücklich.
„Hör zu (y/n), ich würde ja gerne mit dir feiern, aber ich habe leider andere Termine, lass uns das verschieben", Mike blickte mich entschuldigend an.
„Kein Problem Mikey, ich hab's selber etwas stressig", lächelte ich und wir umarmten uns zur Verabschiedung.
„Kannst ja dann mal deinen Tom mitbringen!", rief Mike mir im weglaufen noch zu und wieder wurde ich rot.
Im Glück über meinen neuen Job schwelgend, machte ich mich auf den Weg zu meiner kleinen Wohnung, ich war schon einige Tage nicht mehr dort gewesen und wollte nur nach dem rechten sehen.
Außerdem musste ich mir ein paar Klamotten für heute Abend einpacken.
Als ich dann wieder in meinem Zimmer stand, fühlte es sich sehr fremd an.
Ganz unbewohnt, Klamotten lagen unordentlich auf dem Boden, es musste dringend mal wieder gelüftet werden.
Ich sah zu meinen Pflanzen auf dem Fensterbrett, die alle traurig ihre Köpfe hingen ließen.
Ich seufzte.
Ich hatte so viel Zeit mit Tom verbracht, dass ich mich schon ganz an sein Haus gewöhnt hatte und vor allem an seine Anwesenheit, dass mich eine Welle der Einsamkeit überrollte, als ich mich auf mein nicht gemachtes Bett setzte.
Ich war zwar immer sehr dankbar gewesen, sogar eine eigene kleine Wohnung in London haben zu können und nicht in einem der herunter gekommenen Studentenwohnheime wohnen zu müssen, jedoch verband ich mit diesem Zimmer eher schlechte Erinnerungen.
Nicht zuletzt weil hier die Sache mit meinem Ex stattgefunden hatte....
Ich verdrängte den Gedanken schnell wieder, griff mir für heute Abend ein Kleid aus meinem Schrank und hetzte dann wieder aus der Wohnung.
Eine Sekunde länger und ich hätte einen Nervenzusammenbruch da drinnen bekommen.
Auch wenn die Bedrängung und Vergewaltigung nun mehrere Jahre her war, war sie immer noch sehr präsent in meinem Kopf.
Tom war bisweilen der einzige, bei dem ich mich völlig entspannt gehen lassen konnte.
Und mit dem Gedanken, später wieder in seinen Armen einschlafen zu können, versuchte ich, positiv gestärkt den Tag weiter zuführen.

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