Kapitel 3

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„Aber wenn ich es Ihnen doch sage, der Typ liegt hier direkt vor mir auf meinem Teppich."

Seit geschlagenen zehn Minuten versuchte ich den Herrn am Telefon davon zu überzeugen, mir noch einmal jemanden vorbei zu schicken. Dieses Mal hatte ich direkt bei der nächsten Polizeistation angerufen, anstatt den Notruf zu wählen. Doch wie es aussah hatte Mr. Davis bereits jeden dort davon überzeugt, dass ich mir alles nur ausgedacht hatte. Im Laufe des Gesprächs wurde ich immer genervter, was natürlich nicht gerade dazu beitrug, dass ich glaubwürdiger erschien. Nicht dass ich es eigentlich nötig hätte, immerhin log ich ja nicht.

„Miss Watkins, laut den Aussagen meines Kollegen deutete nichts auf einen Einbruch oder dergleichen hin. Ich schlage vor, dass Sie jetzt in ihr Bett gehen und sich einmal so richtig ausschlafen. Und morgen sieht alles gleich ganz anders aus, versprochen. Es gibt einige gute Anlaufstellen, die Ihnen sicher helfen kö-"

„Ich bilde mir nichts ein!", brüllte ich bereits das dritte Mal durch das Telefon, doch auch jetzt hatte ich nicht wirklich Erfolg damit.

„Guten Abend, Miss Watkins", erwiderte der Mann nur und legte anschließend auch schon auf.

„Arschloch", murmelte ich, ließ mein Handy sinken und steckte es anschließend wieder ein. „So eine verfluchte Scheiße." Ich blickte zu meinem unerwünschten Gast und war vollkommen überfordert. Die Polizei schien mir wirklich nicht helfen zu wollen, also musste ich da jetzt irgendwie alleine durch. Doch was sollte ich jetzt tun? Ich konnte schlecht warten, bis er aufwachte und dann darauf hoffen, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen.

Ich hob den Besen wieder auf und trat zögerlich ein paar Schritte auf ihn zu und betrachtete seinen reglosen Körper genauer. Die Wunde an seiner Stirn war anscheinend durch meinen Schlag wieder aufgegangen und ein kleines, rotes Rinnsal floss über seine Haut. Wenn ich nichts tat, würde er mir definitiv den Teppich versauen. Zwar gab es Schlimmeres, und zwar dass ich da lag, doch das musste ja nun auch nicht unbedingt sein. Ich stupste ihn mit dem Besen zwei Mal an und wartete ab, ob er sich noch einmal regte. Doch nichts geschah, also legte ich meine bewehrte Waffe an die Seite.

Ich ging neben ihm in die Knie und suchte ihn eilig nach Waffen ab. Doch außer dem Dolch, der noch immer am Fenster lag, konnte ich nichts finden. Meine Hände lagen auf meinen Oberschenkeln und mit den Fingern trommelte ich auf dem Jeansstoff meiner Baggy herum, während ich nachdachte. Ich konnte ihn nicht einfach hier liegen lassen und wahrscheinlich kam nun eine Art Helfersyndrom in mir zum Vorschein. Dann fasste ich einen Entschluss, von dem ich jetzt schon ahnte, dass ich ihn sicher bereuen würde.

Brummelnd erhob ich mich und tapste von rechts nach links, suchte die beste Position für mein Vorhaben. Schließlich entschied ich mich, mich einfach in die Nähe seines Kopfes zu stellen. Ich beugte mich herunter und drehte den Fremden auf den Rücken. Soweit so gut, dachte ich und wusste, dass jetzt der schwerste Teil des Ganzen kommen würde. Gedanklich beschimpfte ich mich selbst für diesen glorreichen Einfall, dennoch bückte ich mich und schob meine Arme so gut es ging unter ihn. Mehr schlecht als recht, versuchte ich an seinem enganliegenden Oberteil irgendwie Halt zu finden. Doch sein lächerlicher Umhang schien das Ganze sabotieren zu wollen, denn er störte mich. Kurzerhand entschloss ich mich, das Teil einfach abzureißen. Mein gutes Recht, sagte ich mir, immerhin hätte er ja hier nicht eindringen müssen.

Ich packte den grünen Stoff und zog kräftig daran. Doch es tat sich nichts. Das Ding musste wirklich stark vernäht wurden sein. Ich zog noch einmal, diesmal stärker. Aber auch jetzt geschah nichts. Da kam mir plötzlich seine Idee. Mit einem Grinsen auf den Lippen griff ich den Stoff in der Nähe seiner Schultern und zog so stark ich konnte. Und tatsächlich. Der Fremde wurde hinterher gezogen.

Falling  *Loki FF*Where stories live. Discover now