Kapitel 13

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Ich legte den Weg von meinem Haus nach New York in einem Zustand emotionaler Taubheit zurück. Ohne meine Handtasche, meinen Mantel und mein Handy blieben mir nur wenige Möglichkeiten. Atemlos, verwirrt und total erschöpft von allem, was mir passiert war, hielt ich auf das Stadtzentrum zu. Jedoch hatte ich keine Ahnung, was ich hier eigentlich wollte. Ich konnte nicht leugnen, dass ich darüber nachgedacht hatte, zur Polizei zu gehen oder gleich diese sogenannten Avengers zu kontaktieren. Doch ich konnte es nicht. Vermutlich hatte Loki mich mit einem Zauber belegt, aber schon allein der Gedanke daran ließ mein Herz schmerzhaft in meiner Brust schlagen.

Dann dachte ich daran, zu meiner Mutter zu fahren und mich mit Hilfe ihrer Probleme zumindest eine Weile von meinen eigenen abzulenken. Aber ich hatte mein Handy nicht dabei und daher auch keinerlei Möglichkeit, sie zu erreichen.

Ich blinkte und fädelte mich in eine gerade frei gewordene Parklücke ein. Mit zitternden Händen stellte ich den Motor ab, ehe ich mein Gesicht in den Handflächen vergrub. So eine verfluche Mistkacke, dachte ich und stöhnte frustriert auf.

Ein zaghaftes Klopfen an der Fensterscheibe ließ mich aufblicken. Ein blonder, groß gewachsener Mann hatte sich an der Fahrertür heruntergebeugt und sah mich aus strahlendblauen Augen an.

In meiner Verwirrung ließ ich die Scheibe ein wenig herunter, dachte gar nicht daran, was wäre, wenn er mich jetzt ausrauben wollte. „Ja?", murmelte ich und fuhr mir mit einer Hand durch mein Haar.

„Ist alles in Ordnung bei Ihnen, Miss?", fragte er und sah mich prüfend an. Ich runzelte die Stirn und tat dasselbe. Er kam mir ein wenig bekannt vor, doch ich befand mich nicht wirklich in der Verfassung, da genauer drüber nachzudenken. Meist war ich nur in New York, um Esther zu besuchen und das war nicht gerade oft.

„Es geht schon", murmelte ich und atmete tief durch. Ich hatte nicht gelogen, nicht ganz zumindest.

„Sind Sie sicher?", hakte er nach und ich wusste genau, dass ich sicherlich nicht danach aussah. Doch was mischte er sich überhaupt ein? Es war ja nicht so, dass ich die erste Frau war, die in ihrem Auto an der Straßenseite stand und sichtlich verzweifelt wirkte.

„Ja, bin ich", erwiderte ich diesmal etwas nachdrücklicher und mir kam eine Idee. „Beziehungsprobleme, verstehen Sie sicher."

Ein aufmunterndes Lächeln schlich sich in sein Gesicht und er schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wenn er Sie zum Weinen bringt, ist er es vermutlich nicht wert."

Erst da bemerkte ich, dass mir anscheinend schon die ganze Zeit Tränen über die Wange liefen. Wo kamen die denn auf einmal her? Hastig wischte ich sie weg und warf einen Blick in den Rückspiegel. Meine Güte, ich sah grauenhaft aus. Ich biss mir verlegen auf die Unterlippe und sah den Fremden wieder an.

„Ich sollte jetzt nach Hause fahren", murmelte ich, mir immer noch nicht sicher über seine genauen Absichten.

„Seien Sie vorsichtig und viel Glück", erwiderte er lächelnd, während ich die Fensterscheibe auch schon wieder hochfahren ließ. Mit einem skeptischen Seitenblick auf ihn, startete ich den Motor und sobald er genügend Platz gemacht hatte, fuhr ich auch schon aus der Parklücke und rauschte davon.

Mehr als acht Stunden waren mittlerweile vergangen, seit Loki und ich das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Noch immer konnte ich nicht aus meinem Auto aussteigen, obwohl ich bereits mehrere Minuten in der Garage stand. Ich wollte mich dem Ganzen einfach noch nicht stellen. Einige Male atmete ich tief durch, ehe ich mich dazu überreden konnte, doch noch das Auto zu verlassen. Kaum hatte ich die schwere Autotür zugeknallt, öffnete sich auch schon die Tür zur angrenzenden Küche.

Falling  *Loki FF*Where stories live. Discover now