Kapitel 8

129 8 0
                                    

Die Regentropfen prasselten leise gegen die Fensterscheibe in der Küche. Ich stand in meinem kuschligsten weißen Pulli davor und sah einfach nur nach draußen. Eine Tasse heißen Tee hielt ich in meinen Händen umklammert. In den letzten Tagen war es deutlich kühler geworden, doch das war es nicht, was mich momentan zu stören schien. Um genauer zu sein, milderte es eher meine schlechte Laune, die mich plagte, seit ich aufgestanden war. Und genau seit diesem Augenblick ging mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf. Wann hatte ich in den letzten Tagen aufgegeben? Warum wehrte ich mich nicht mehr gegen die Gefangenschaft durch den Schwarzhaarigen, empfand sie sogar als halb so wild?

Ich verdrehte die Augen und schlürfte an meinem Tee. Noch mehr als das beschäftigte mich aber die Tatsache, dass sich zwischen uns irgendwas zu verändern schien. Am gestrigen Abend hatten wie zusammen auf der Couch gesessen und es hatte sich zu leicht angefühlt. Mir war durchaus bewusst, dass es fast schon zu einfach war, mehr von ihm zu wollen, als nur meine Freiheit und mein Handy zurück. Dass ich ihm sogar freiwillig mehr geben wollte, als er bereits erwartete. Ich musste wirklich verrückt geworden sein.

Wieder trank ich einen Schluck und hielt anschließend die Tasse nah an mein Gesicht. Der warme Dampf strich mir über Lippen und Nase, wärmte sie sanft auf. Ich hörte das Knarren der Treppenstufen durchs Haus schallen und war mir sicher, dass dies mein kleines Problem auf zwei Beinen war. Loki. Anscheinend hatte er sich doch noch entschlossen, mir Gesellschaft zu leisten. Denn nach dem vergangenen Abend schien er mir irgendwie aus dem Weg zu gehen. Noch bevor ich heute Morgen aufgestanden bin, hatte er sich in mein Lesezimmer zurückgezogen. Zumindest nahm ich das an, denn das Sofa war verlassen gewesen. Darauf hatte er die letzten Tage netterweise geschlafen. Wobei er auch gut auf dem Boden hätte schlafen können, dachte ich grimmig und sah dabei zu, wie es draußen allmählich windig wurde.

„Kaffee ist alle", brummte ich an den Rand meiner Tasse, als ich die Schritte des Schwarzhaarigen näherkommen hörte.

Er erwiderte nichts, doch ich hörte, wie einer der Essstühle zurückgeschoben wurde. Also drehte ich mich zu ihm um und sah ihm einen Augenblick dabei zu, wie er sich etwas von dem Mittagessen, das ich gemacht hatte, auf den leeren Teller lud, der vor ihm stand. Ja, ich hatte Essen gemacht, auch wenn ich mir gerade wünschte, ich hätte es durch Katzenfutter ausgetauscht. Welches ich natürlich nicht besaß, geistig aber schon auf meine nächste Einkaufsliste setzte.

Während Loki aß, beobachtete ich ihn dabei und nippte hin und wieder an meinem Tee. Ich überlegte noch, was ich zu ihm sagen sollte, denn so ganz sicher war ich mir da nicht. Vermutlich wäre es nicht sonderlich klug, ihm einfach irgendwas gegen den Kopf zu werfen. Als er dann jedoch fertig war und einfach aufstand, ohne den leeren Teller zumindest zur Spüle oder sogar in den Geschirrspüler zu stellen, reichte es mir.

„Du kannst deinen Teller ruhig wegräumen, wenn du fertig bist", sagte ich und knirschte mit den Zähnen. Er sollte sich ja nicht daran gewöhnen, dass ich ihm auch noch alles hinterher räumte.

Der Schwarzhaarige drehte sich zu mir um und runzelte die Stirn. „Dafür gibt es Bedienstete", erwiderte er und besaß doch tatsächlich die Dreistigkeit, mir zuzuzwinkern.

Meine Hände verkrampften um meine Tasse und ein Muskel in meinem Oberarm zuckte vor Anspannung. „Oh, der werte Herr Gott erwartet jetzt auch noch, dass ich ihm hinterher räume?", wollte ich mit ruhiger Stimme wissen, doch in mir brodelte es bereits.

Loki jedoch zuckte nur mit den Schultern und drehte sich einfach um. Er war bereits einige Schritte gegangen und dabei, die Küche zu verlassen, da sagte er: „Wenn es dir nichts ausmacht."

Da reichte es mir endgültig. Ich lief ihm eilig einige Schritte hinterher, ehe ich ihm meine mittlerweile leere Tasse entgegen schleuderte. So wirklich erwartet, dass er sie auffing, hatte ich nicht. Doch ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich ihn wirklich treffen würde. Somit kam es für uns beide recht überraschend, als das dickbäuchige Keramik ihn am Hinterkopf traf und anschließend in unzähligen Einzelteilen auf dem Boden landete. Wie erstarrt verharrten wir beide in unseren Bewegungen und ich wagte es kaum zu atmen. Das war wirklich keine meiner besten Ideen gewesen, dachte ich mir noch, als er auch schon zu mir herumwirbelte.

Falling  *Loki FF*Where stories live. Discover now