Falling *Loki FF*

Kapitel 7

Drei Tage war ich mittlerweile in meinem eigenen Haus eingesperrt. Doch ich musste gestehen, dass es mir immer leichter zu fallen schien, mein Schicksal zu akzeptieren. Loki erwies sich zugegeben als recht angenehmer, ungewollter Mitbewohner. Er ließ mir Freiraum, soweit es natürlich möglich war. Es klang verrückt, doch es war uns auch hin und wieder möglich, recht normale Gespräche zu führen. Zu meiner eigenen Verwirrung musste ich zugeben, dass er mir allmählich sympathisch wurde. Auch wenn er natürlich noch immer nicht alle Latten am Zaun hatte, besonders wenn er davon sprach, wo er angeblich herkam und wer er zu sein glaubte. Doch ich ließ ihn reden und irgendwann fand ich sogar Gefallen an seinen Geschichten. Doch genau das waren sie nur für mich. Geschichten, die unmöglich wahr sein konnten, auch wenn ich bereits mehrmals gesehen hatte, zu was er fähig war.

Gerade saßen wir im Lesezimmer und Loki überflog die Buchrücken in den Regalen. „Wie kann man so was überhaupt lesen?", murmelte er vor sich hin und brachte mich damit mal wieder zum Schmunzeln.

Ich blätterte eine Seite in meinem Buch um, bevor ich ihm antwortete: „Geht ganz gut, du solltest es mal versuchen."

„'Der Nebel', 'Die Straße', 'Tribute von Panem' ", las er laut einige der Titel vor und schüttelte den Kopf. „'Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay'?", fragte er und lachte leise. „Das kann man doch kaum vernünftige Literatur nennen."

„Ach?", fragte ich und klappte mein Buch nun zu, ehe ich ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. „Und was wäre deiner Meinung nach angemessen?", wollte ich wissen und beobachtete ihn genau. Während ich auf seine Antwort wartete, schlug ich die Beine übereinander und konnte über die Abneigung in seinem Blick nur schmunzeln.

Doch ich schien keine Antwort zu bekommen, egal wie lange ich wartete. Also grinste ich auf das Buch in meiner Hand herunter, bevor ich zu dem Schwarzhaarigen schielte. Innerhalb eines Augenblicks hatte ich es hochgehoben und warf es ihm im nächsten auch schon Richtung Kopf. Wie zu erwarten fing er es auf, machte sich dabei nicht einmal die Mühe, in meine Richtung zu schauen. Doch das Zucken seiner Mundwinkel entging mir nicht.

Es war beinahe zu einem kleinen Ritual zwischen uns geworden, in dem ich immer wieder neue Gegenstände fand, die ich ihm entgegen schleuderte. Meistens konnte er sie auch auffangen, so wie eben. Doch manchmal... Ich kicherte bei der Erinnerung daran. Über mögliche Konsequenzen machte ich mir mittlerweile auch keine Gedanken mehr. Auch wenn Loki mich hin und wieder versuchte in meine Schranken zu weisen, so wurde mir doch immer mehr bewusst, dass es ihm nicht darum ging, mich zu verletzen oder gar zu quälen. Und manchmal... da vergaß ich sogar, dass ich eigentlich seine Gefangene war.

Seufzend stand ich auf, als Loki mir immer noch nicht antwortete. Dann eben nicht, sagte ich zu mir selbst und streckte ihm gedanklich die Zunge raus. Erwachsen sein kann ich. Ich zwang mich, den Schwarzhaarigen zu ignorieren, doch bemerkte, wie er versuchte mich unauffällig zu beobachten, als ich zur Tür schritt und anschließend den Raum verließ. Mein Weg führte mich nach unten. Zuerst begab ich mich in die Küche, um mir ein paar kleine Knabbereien und eine Flasche Wein zu organisieren. Damit lief ich zurück ins Wohnzimmer und stellte meine Mitbringsel auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa ab. Gegenüber davon befanden sich noch zwei große, gemütliche Sessel, die wie die Couch in weiß gehalten und mit mehreren Kissen dekoriert waren. An der Wand hing ein großer Fernseher, den ich viel zu selten nutzte. Ich lief hin und holte mir aus dem darunter stehenden Sideboard zwei Weingläser heraus. Selbst benötigte ich nur eins, doch nach Lokis Blick konnte ich mir denken, dass er mir nur allzu bald folgen würde. Und was wäre ich für eine ungewollte Gastgeberin, wenn ich ihn einfach ausschließen würde.

Ich ließ mich in eine Ecke des Sofas fallen und schnappte mir die Fernbedienung. Zwar besaß ich kein Kabelfernsehen, doch dank des Internets brauchte ich das auch gar nicht. Also zappte ich durch mehrere Streaming-Anbieter, ehe ich mich nach einigem Suchen endlich für einen Film entscheiden konnte.