Kapitel 6

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Nachdem ich mich umgezogen hatte und wieder in mein Zimmer gegangen bin, sind wir raus gegangen und jetzt stehe ich neben Nora, die von meiner Blamage nichts weiß. ,,Ab zum Versammlungsraum.", sagt Damian enthusiastisch, wobei ich schätze, dass es ironisch gemeint war. ,,Yeyy.", sage ich mit gefakter Freude.
Schließlich vor dem Versammlungsraum stelle ich mich mit Nora neben ein paar andere Mädchen, während Damian und Marlon sich zu den Jungen gesellen.
Endlich gehen wir in den Wald und alle Gruppen teilen sich auf und uns wird erklärt, dass wir sowas wie Schnitzeljagd spielen. Marlon und Nora fummeln an einer Karte rum, die uns von den Leitern gegeben wurde, Damian guckt in den Himmel, während die Kinder sich auf dem Boden wälzen. Mmh alle sind beschäftigt, ich glaube es wäre nicht schlecht wenn ich mich einfach mal umsehe. Ich trete durch ein kleines Gebüsch und laufe, ich schätze 1 Kilometer, bis ich bei ein Paar großen Bäumen ankomme, an welchen ich mich vorbei quetsche, eher gesagt stolpere. Ich falle kurz darauf auf den Boden und schürfe meine Hände auf. ,,Ah!", stöhne ich vor Schmerz auf. Ich hebe langsam meinen Körper und meine Augen treffen auf die wunderschöne Landschaft. ,,Whoa.", staune ich.
Der Ausblick ist unglaublich! Ein riesiger türkiser See mit größeren Steinen am Ufer, weiter hinten sieht man Berge. Der See ist von dem Wald umrandet, aus dem ich gerade gestolpert bin. (Bild) Das erinnert mich an meine Kindheit mit meinem Ex-besten-Freund. Wir sind immer zusammen zum See gefahren und haben gespielt, jedes Jahr bis, naja...
Ich trete näher an den See und setze mich auf eines der Steine und beobachte das ruhige Wasser. Ich weiß komische Frage aber wo sind wir in Nevada? Ich meine, Nevada ist ein ganzer Bundesstaat. Müsste ich mal fragen wenn wir wieder zurück beim Camp sind.
Meine Gedanken schweifen wieder in die Vergangenheit. Liam. Ich vermisse ihn. Er war mein bester Freund, bis vor ein bis zwei Jahren. Ich habe ihn geliebt wie einen Bruder den ich niemals hatte. Ich würde ihn gerne umarmen und mit ihm rum albern wie früher, aber das geht nicht. Mir steigen Tränen in die Augen aber ich lasse nur einer ihren Lauf, die restlichen unterdrücke ich.
Warum? Warum ist es so gekommen und nicht anders? Warum kann ich nicht mehr mit ihm reden, mit ihm spaßen, ihn in meine Arme schließen?
,,Alles kommt so wie es kommt, weil es so richtig ist, mal merken wir es früher, mal später." Der Spruch meiner Mutter, der Spruch der mir Hoffnung gibt. Irgendwann werde ich auch merken, dass es so richtig ist, die Frage ist nur wann?
Ich höre ein Rascheln aus dem Wald, schätze aber dass es ein Hase oder ähnliches ist. Kurz darauf sehe ich eine Gestalt die sich auf dem Stein neben mir niederlässt. Oh Shit. Das ist ein Mensch. Scheiße, klingt das witzig. Als ob ich in einem Jungle leben würde und es was besonderes wäre wenn ich Menschen sehe. Ich wische mir sofort die Träne weg und schaue zu der Person neben mir. ,,Marlon?"
Er dreht sich jetzt auch zu mir und nickt.
,,Die anderen haben gesagt ich soll nach dir suchen. Was machst du hier?"
,,Alle waren in Gedanken versunken oder beschäftigt also habe ich beschlossen mich mal umzusehen und bin auf das hier getroffen." Ich deute auf den See.
,,Wunderschön." Ich suche nach Spott oder Belustigung in Marlons Stimme aber es gibt keine, er meint es wirklich ernst. Ich nicke.
,,Wenn du drei Wünsche hättest, was würdest du aus ihnen machen?"
Huh? Hat mich das gerade Marlon Sawyer gefragt? Trotz meiner Zweifel, dass es ironisch oder so gemeint war, antworte ich ihm.
,,Ich würde die Armut auf der ganzen Welt weg schaffen." Nein, ich will nicht angeben oder tue nur so, ich würde es wirklich gerne, ich spende sogar jedes Jahr einen Teil von meinem Geburtstagsgeld, ich rede nicht nur einfach leer.
,,Ich würde gerne später eine glückliche Familie gründen."
Ich überlege was ich mir noch wünschen würde und da fällt es mir ein.
,,Ich würde gerne Liam zurück haben."
Jetzt schaut mich Marlon fragend an. Ich schüttele den Kopf, da ich ihm keine Antwort darüber geben will.
,,Naja egal wer dieser Liam ist: Alles kommt so wie es kommt, weil es so richtig ist, mal merken wir es früher, mal später." Wow.
,,Woher kennst du diesen Spruch?"
,,Er ist der Spruch der mir Hoffnung gibt was die Sache mit Mary angeht."
Wer ist Mary? Ich frage lieber nicht, denn wenn er es mir hätte sagen wollen, wäre es schon geschehen. Es entsteht eine Stille. Ich will sie brechen also stelle ich ihm eine Frage: ,,Was wären deine Wünsche?"
,,Raus aus diesem Camp.", lacht er. Schade, ich hätte auch gerne eine ernste Antwort gehabt. Er fährt jedoch fort und gibt mir Hoffnung auf etwas ernsteres.
,,Einige Fehler aus der Vergangenheit verbessern." Er hält inne. ,,Mich wieder zu verlieben."
Okay, ich bin mir nicht sicher aber hat der letzte Wunsch nicht vielleicht was mit Mary zu tun?
Es entsteht eine unangenehme Stille bis Marlon sich räuspert, aufsteht und etwas sagt: ,,Wir sollten los. Damian und Nora warten bestimmt schon." Seine, kurz vorher, gefühlvollen Augen werden zu eiskalten. Ich dachte immer braune Augen können nicht kalt werden aber hier der beste Beweis. Sie können es sehr wohl. Wie kann man nur solche Stimmungsschwankungen haben? Vorher war er so interessiert und vielleicht sogar verständnisvoll und nett und jetzt?
Ich glaube wir sollten zum Frauenarzt. Vielleicht hat er so oft mit Mädchen geschlafen das sein Körper irgendwie den evolutionären Schritt gemacht hat und er jetzt schwanger ist. Oder sowas. Die Stimmung ist ziemlich angespannt und mit sowas komme ich nicht klar.
,,Hm, aber nicht bevor ich DAS gemacht habe!" Ich gehe auf ihn zu und schubse ihn mit voller Wucht, sodass er zurück stolpert und in das eiskalte Wasser fällt. Ich weiß dass es kalt ist, da ich kurz vorher meine Hand reingesteckt habe. Ich breche in lautem Gelächter aus und halte mir krampfhaft den Bauch.
,,DU KLEINE B-", er stoppt sich selbst und ein Grinsen legt sich auf seine Lippen. OH OH.
,,Marlon Ed William Sawyer, wage es nicht."
Er hält an. ,,Woher kennst du meine anderen Namen?"
,,Ich kann mich noch dran erinnern als wir acht waren und du dich auf mich gesetzt hast und mir Sand in meine Nase und meinen Mund gestopft hast, als dann deine Mutter gekommen ist und alle vier Namen benutzt hat um mit dir zu schimpfen.",lächle ich hämisch.
Er nickt und tritt langsam näher und ich stolpere wieder, so geschickt wie ich immer bin, zurück und falle hin. Er macht zwei große Schritte und gelangt bei mir an. Ich kreische auf und versuche nach hinten zu krabbeln wobei ich mir sicher bin dass es so ziemlich aussieht wie bei 'The Ring', dieses eine komische, verkrüppelte Wesen. Nicht nur dass es scheiße aussieht, es ist auch nicht wirksam denn Marlon kommt schnell bei mir an, packt mich und hebt mich über seine Schulter. Er lagert seine Hand auf meinem Oberschenkel, meiner Meinung nach etwas zu weit oben und als dann noch die andere Hand auf meinem Hintern landet geht mir das alles zu weit.
,,Hey!", schreie ich laut auf und schnappe empört nach Luft.
,,Finger weg von meinem Arsch. UND die andere Hand rutscht auch sofort weg."
,,Da gibt es nichts was ich noch nicht gefühlt habe. Demnächst können wir es auch ohne Klamotten probieren.", lacht er. An ihn will ich meine Jungfräulichkeit nicht verlieren, aber das werde ich ganz sicher nicht sagen.
,,Du musst schon ziemlich gut sein um meine bisherigen zu toppen und ich bezweifle, dass du das schaffst."
,,Ach und du bist keine Jungfrau? Du kannst mir doch eine Chance geben, ach komm schon, wie wärs mit heute Nacht?", fragt er natürlich spöttisch.
Ich stöhne genervt auf.
,,Klar aber wo? Ich glaube auf dem Klo ist es ok."
Er nickt. Bevor ich etwas sagen kann wie, dass er seine Hände immernoch entfernen soll, spüre ich kaltes Wasser. Er hat mich allen Ernstes ins Wasser geschmissen. Ich beobachte ihn wie er sich außerhalb des Sees schlapp lacht, jedoch hat er nicht Abstand genug genommen, sodass ich ihn an den Beinen packen kann und ins Wasser ziehe. Er schnappt überrascht nach Luft als er wieder auftaucht. Das Wasser ist tiefer als ich dachte. HAH! Mit Mayara Alejandra (Ainhoa) Garcia ist nicht zu spaßen! Jetzt lachen wir beide und treten aus dem Wasser. Wir laufen ein wenig als wir zwei verzweifelte Gestalten sehen die versuchen eine Horde kleiner Kinder zu bändigen.
,,Nein, das kann nicht sein, Tom. Es gibt Slenderman nicht wirklich. Du kannst ihn nicht gesehen haben.", runzelt Nora ihre Stirn während ein kleines Kind sich an ihrer Hose festkrallt. Ich lache auf.
,,Nein behalt bitte deinen Pipimann in deiner Hose, du kannst hier nicht pinkeln wir gehen gleich zurück ins Camp.", schreit Damian verzweifelt und versucht einen Jungen davon abzuhalten seine Hose zu öffnen. Jetzt lachen Marlon und ich laut. Nora hört das und hebt ruckartig ihren Kopf.
,,Wo zum Teufel wart ihr?! Und was zum f*ck ist mit euch passiert?" Okay, man merkt, dass Nora etwas aufgebracht ist.
,,Pscht, es sind Kinder da und ich erzähle dir alles später im Camp."
Sie nickt.
,,Damian komm! Die Schnitzeljagd haben wir sowieso verkackt.", schreit sie rüber zu ihrem guten Freund, welcher jetzt erleichtert seinen Kopf hebt und den 'Pipimann' des Jungen wieder in die Hose schiebt. Igitt!
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Wir kommen schließlich vor unserer Hütte an, nachdem wir die Kinder bei den Leitern abgegeben haben. Ich renne sofort rein und schließe das Bad hinter mir, nachdem ich mir saubere Unterwäsche mit ins Bad genommen habe. Ich höre ein lautes Klopfen und Fluchen von Marlon was ich aber gekonnt ignoriere und in die heiße Dusche steige.
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Heyy :) Mal wieder ein Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen.
Danke für die 85+ Votes und 800+ Reads❤
Das Bild was ich hinzugefügt habe, ist wirklich aus Nevada, nicht dass ihr denkt ich füge einfach irgendeins hinzu ;)
Votet und kommentiert bitte fleißig, ich bin offen für Kritik also bitte nur zu :D
Ach ja und ich habe jetzt eine kleine Veränderung und zwar dass ich meine Notiz(?) am Ende des Kapitels jetzt immer dick schreibe
Bis dann ;)

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