Kapitel 1

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Er zog mich in eine abgelegene Ecke des Schulhofs. Grinsend umschlang er meine Taille und zog mich zu sich ran. Ich versuchte mich vergebens aus seinem Griff zu befreien aber er war einfach zu stark. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von Meinem entfernt und kam mir immer näher. Seine Augen durchbohrten mich. Erneut versuche ich zwischen uns ein bisschen Abstand zu schaffen, doch er verfestigte nur seinen Griff und hauchte mir ins Ohr.
"Ich weiß das du es auch willst."
Angewiedert verzog ich das Gesicht. Er versuchte es immer wieder.
"Im Leben nicht, schon vergessen? Zwischen uns ist schon lange nichts mehr!"
Sein Lächeln verfinsterte sich und ich wiederholte nur noch einmal meine Worte:
"WIR SIND NICHT MEHR ZUSAMMEN"
Sein fieses Grinsen kehrte zurück und erwiderte nur:
"Das redest du dir nur ein, ich weiß genau wie sehr du mich vermisst."
Oh nein das tat ich nicht. Ich könnte kotzen, am Liebsten hätte ich ihm ordentlich eine runtergehauen aber dafür war er zu stark. Dieser perverse Idiot erlaubte sich auch alles. Zusätzlich hatte er wohl immernoch nicht verstanden, das wir schon vor einigen Wochen Schluss gemacht hatten, besser gesagt, ich. Seit dem war er nur noch anhänglicher geworden und dackelte mir ständig hinterher.
"Lass sie los, man."
Die vertraute Stimme hallte in meinen Ohren wieder und über die Schulter meines nervtönenden Ex', der mich inzwischen an die Wand gedrückt hielt, erblickte ich endlich sein Gesicht. Daemon stand breitbeinig hinter Fynn, der sich nur noch fester an mich drückte. Fynn, mein achso nerviger Ex der einfach nicht die Finger von mir lassen konnte. Er fuhr herum und stand jetzt direkt vor Daemon. Daemon war einen guten Kopf größter als er und trotzdem wich Fynn nicht zurück. Zusammen gaben beide eine verdammt gute Figur ab. Sie sahen beide gut aus. Nur wäre da nicht ihr Charakter, der unterschiedlicher nicht hätte sein können...

Daemon blickte herablassend auf Fynn hinab und baute sich vor ihm auf. Kaum bekam ich ein bisschen Platz, verzog ich mich direkt zu Daemons Freunden, die ein gutes Stück abseits des Geschehens an der Hauswand des alten Schulgebäudes standen und alles beobachten.

Daemon hatte Fynn schon an die Hauswand gedrängt und schob sich die Ärmel seines Hemdes hoch, bereit zuzuschlagen. Auf halben Wege bekam ich noch ein paar Worte der Beiden mit.
"Lass verdammt nochmal die Finger von ihr, wie oft noch? Sie hat es dir doch oft genug gesagt. Sie. Will. Nix. Mehr. Von. Dir. Kapiert?", knurrte Daemon Fynn zu, der ihn mit hasserfüllten Blicken bewarf, aber kein Wort herausbekam.
In der abgelegenen Ecke würde es kein Lehrer mitbekommen wenn sich hier zwei Schüler verprügelten. Feuer frei für die Jungs.
Von Weitem sah ich wie sie ein paar Worte miteinander tauschten, aber ich war zu weit entfernt, um ein Wort zu verstehen. Daemons kalter Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken. Der feinfühlige Junge, der er einmal war, war er schon lange nicht mehr. Es gab nur eine Schwäche, und das war ich. Wir kannten uns schon lange und ich kannte ihn sehr gut.
Ich zuckte zusammen und taumelte nach hinten als ich zusehen musste wie seine Faust nach vorne schnellte.
Chris legte schützend seinen Arm um meine Schulter.
"Alles okay bei dir?", fragte er. Auf seiner Stirn bildeten sich Sorgenfältchen. Auch die besorgte Miene von Steve entging mir nicht. Die beiden waren die besten Kumpels von Daemon und gaben zu dritt ein gutes Trio ab. Und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart immer wohl.

Neben uns huschte Fynn mit vor dem Gesicht gehaltener Hand, vorbei. Blut rinn ihm aus der Nase. Er hatte den Schwanz eingezogen und war abgehauen.
"Arschloch!", fauchte er Daemon an, der hinter ihm auf uns zugeschlendert kam. Der riss den Kopf zur Seite und brüllte Fynn hinterher:
"Verzieh dich und rühre Leonie nie wieder an!"
Ja. Leonie. Das war mein Name. Ich hatte ihn aus Daemons Mund schon lange nicht mehr gehört. Dankend sank ich in seine Arme, als er bei uns angekommen war. Er erwiderte die Umarmung nicht. Sein eben noch vor Wut und Schmerz verzerrtes Gesicht hatte sich wieder hinter einer gefühllohsen, kalten Maske versteckt. Zögernd löste ich die Arme von ihm und trat einen Schritt zurück. Die Schulklingel läutete bereits. Die Pause war vorbei. Und auch ich verzog mich lieber in den Klassenraum zu meinen Freundinnen, das würde noch ein ewig langer Tag werden.
Doch einwas wusste ich: Daemon hatte sich verändert, und warum wusste ich ganz genau. Nur ich konnte seine Maske und die harten Mauern die er um sich herrum aufgebaut hatte, einreißen und zu seinem eigentlichen warmen Herz vordringen. Ich konnte ihm das geben, was er sich schon immer gewünscht hatte...
The good Times and the bad Ones, Kapitel 1- Ende

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