Kapitel 16

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>>> Daemon <<<

Leonie. Leonie. Leonie. Bitte lass sie einfach heute neben mir liegen, wenn ich aufwache. Sie soll mich anlächeln. Ich möchte in ihren Augen ertrinken und sie nie wieder loslassen. Sie schützen. Vor Gott und der Welt.

Ein leider allzu bekanntes Summen eines Handys lässt mich aufschrecken. Die Nummer von Sarah leuchtet auf Leonies Display auf. Keine Ahnung wer sich die Mühe macht, sie so zu terrorisieren, aber derjenige ist echt hartnäckig. Den Gedanken, ob Sarah vielleicht doch noch lebt... verwerfe ich jedes Mal. Weil es nahezu unmöglich ist. Auch wenn wir ihre Leiche nie gesehen haben, waren wir beide life auf ihrer Beerdigung. Ich versuche es zu ignorieren. Genauso wie jeden noch so erdenklichen Gedanken an sie oder Leonie. Ich weiß nicht wo sie ist, wie es ihr geht, was sie gerade macht.
Und der Gedanke bringt mich beinahe um.
Ihr Handy hat sie, kurz bevor sie gegangen ist, kurzerhand meinem Vater gegeben. Warum auch immer.

Ich scrolle gelangweilt durch Leo's Galerie. Selfies mit Naomi und Franzi. Videos von Früher mit ihrer Schwester. Bilder auf denen sie posiert. Bilder auf denen sie lächelt. Lacht. Weint. Es zerbricht mir mein Herz. Und vielleicht ist es falsch, was ich hier gerade mache, aber es ist das einzige was mich noch an sie bindet. Ihre Berührungen auf meiner Haut verblassen allmählich und so auch jegliche Erinnerungen.
Vor 2 Monaten und 3 Tagen hat sie dieses Haus verlassen. Mein Zimmer verlassen. Mich. Ihre Freunde. Ich frage mich immernoch wie mein Vater es zulassen konnte. Er wusste das etwas nicht gestimmt hat.
Immer wieder, wenn ich nachts wach liege, den Mond und die Sterne betrachte, fluten angsteinflößende Gedanken meinen Kopf.
Leo könnte tot sein. Du hast keinen Kontakt zu ihr.
Vielleicht siehst du sie nie wieder. Nie wieder.
Vielleicht wirst du sie garnicht mehr wieder erkennen, wenn sie zurück kommen sollte.
Vielleicht hasst sie dich. Warum?
Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht.

Wenn ich mich nicht gerade in solchen Gedanken verliere, geben mir meine Freunde halt und versuchen mich so gut es geht abzulenken. Steve und Chris hatten zwar nie ein besonders krasses Verhältnis zu Leo, trotzdem waren sie auch mit ihr befreundet. Franzi und Naomi verbringen die Schulpausen nur noch bei uns. Vielleicht ist es ihre Art zu zeigen, das sie Leo nicht vergessen haben. Jeden Tag muss ich mir neue Lügen einfallen lassen um die Clique zu besänftigen. Niemand von ihnen weiß von dem eigentlichen Grund, warum Leo weg ist.
Ich habe schlicht weg erzählt, sie sei vorübergehend wegen familiären Verpflichtungen im Ausland. Aber auch das wirkt langsam nicht mehr. Schließlich ist sie nicht mehr erreichbar. Und auch wenn sie von der Schule freigestellt ist. Trotzdem werden sie misstrauisch. Versuchen jeden Funken Wahrheit aus mir herauszupressen.
Aber ich gebe nichts Preis, was Leo in Gefahr bringen könnte, also halte ich die Klappe.
Man sagt mir, ich hätte mich zurückgezogen. Mein Vater macht sich Sorgen. Aber mit ihm habe ich aufgehört zu reden. Vielleicht mal ein 'guten Morgen' oder ein schlichtes 'schlaf gut' . Mehr nicht.
Meine Freunde versuchen mit mir zu reden. Versuchen genauere Gründe herauszufinden, warum ich weniger Rede, schlechtere Noten habe und mich lieber in Selbstmitleid suhle.
Chris und Steve ist bewusst, das Leo Schuld ist. Das sie mir inzwischen wichtiger ist, als nur ein bisschen Freundschaft, ist wahrscheinlich jedem in meinem Freundeskreis mittlerweile klar.
Jeder von Ihnen macht sich Sorgen um Leonie. Sie zeigen es nur nicht.

Ich vermisse Leo nicht mehr nur. Ich habe eine Scheißangst sie wirklich zu verlieren. Keine Stelle ihres zarten, weichen Körpers mehr berühren zu können. Sie ansehen zu können. Sie lachen oder weinen zu hören. Ihr keinen Schutz mehr bieten zu können, fühlt sich scheiße an.
Wenn sie jemand Anderen gefunden hat?
Nein.

Ich halte immer noch ihr Handy umklammert, als sei es mein größter Schatz. Ich lehne mich zurück in meinen Gamerstuhl und betrachte missmutig den Bildschirm vor mir. Die Word- Datei auf meinem PC ist leer. Dieser gottverdammte Aufsatz. Ich muss ihn bis morgen fertig haben und abschicken. Da ich meinen letzten Test verkackt habe, habe ich die Chance erhalten meine Note aufzubessern. Meine Schulleistung stürzt Tag für Tag mehr ab. Mehr Fünfen und mehr durchgefallene Prüfungen. Mehr Stress. Mehr Vorwürfe von meinem Vater. Ich solle mich anstrengen. Mich selbst wiederfinden. Mit Leo in Hinterkopf geht das schlecht, Dad.
Ich schaue kritisch die Bierflasche auf der anderen Seite des Tisches an. Ich werde mich nicht selbst verlieren in dem Zeugs. So sehr mein Kopf mir auch zuschreit, ich solle meine Gedanken einfach weg trinken, gebe ich dem nicht nach. Leo würde das nicht gutheißen.
Also verdränge ich so gut es geht jeglichen Gedanken an sie und beginne zu tippen...

***

The good Times and the bad Ones, Kapitel 16- Ende

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⏰ Last updated: May 12 ⏰

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