Kapitel 10

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"Jetzt sind wir wegen dir zu spät", meckerte Daemon.
Wir standen unschlüssig vor der Tür des Klassenzimmers und stritten uns darum, wer anklopfte und uns entschuldigte.
Er streikte. Also verdrehte ich die Augen angenervt und klopfte heftig an die Tür. Fast mit ein bisschen zu viel Kraft.
Amüsiert grinste Daemon.
"Übertreib. Hämmer nicht gleich die ganze Tür ein."
Von drinnen kam ein "herein" und ich öffnete dir Tür. Höflich entschuldigte ich mich für das Zuspätkommen und ging an meinen Platz. Chris grinste blöd und Steve rief laut:
"Warum kommt ihr denn zu Zweit?"
Die Klasse pfiff und die Jungs klatschten sich ab. Gereizt ließ ich mich auf den Stuhl fallen. Der Tag würde ätzend lang werden.
Und noch jemand machte mir Sorgen. Fynn. Der saß eine Reihe vor mir und bewarf mich mit hasserfüllten Blicken.

Eilig packte ich meine Sachen zusammen. Franzi und Naomi warteten schon an der Tür. Doch kurz bevor ich sie erreichen konnten, stoppte Fynn vor mir.
"Wir müssen reden.", knurrte er mich an.
"Mit dir muss ich garnichts bereden."
Ich ging einfach an ihm vorbei zu meinen Freunden.

"Was wollte der denn?"
Naomi warf ihm einen angewiederten Blick zu.
"Der erlaubt sich auch alles. Gutes Aussehen aber keinen Charakter.", zog Franzi über ihn her.
Zusammen gingen wir zu unseren Spinten. Es hatte bereits zur Pause geklingelt aber ich hatte nicht vor nach Draußen zu gehen.
"Lass uns in die Pausenräume verziehen", sagte ich daraufhin und sah meine Freundinnen fragend an.
Die tauschten nur seltsame Blicke aus.
So beiläufig wie möglich hakten sie sich bei mir ein und zogen mich zum Pausenhof.
"Nee, draußen ist es viel schöner. Müssen doch nicht immer drinnen hocken."
Franzis Stimme klang irgendwie verstellt und ein freches Grinsen umspielte ihre Lippen.
Draußen steuerten sie zielgenau auf eine Jungsgruppe zu. Erst als wir näher an Ihnen dran waren, entdeckte ich Daemon, Steve und Chris. Den Rest der Jungs kannte ich nicht.
Er winkte uns zu und machte Handbewegungen, als würde er uns bedeuten wollen, uns zu Ihnen zu gesellen.
Franzi klatschte sich mit Steve ab und umarmte Chris. Sie war gefühlt mit der ganzen Schule befreundet, eine Sache die ich so sehr an ihr bewunderte. Ihre lockere und offene Art kam bei jedem positiv an.
Naomi stolzierte direkt zu den anderen Jungs und hakte sich in die Unterhaltung mit ein. Typisch. Immer Aufmerksamkeit suchend. Ich grinste.
Doch nach wenigen Minuten sah sie sich immer wieder auf dem Schulhof um. Als würde sie jemanden suchen. Dann lächelte sie verhalten und winkte jemanden zu. Ich drehte mich um. David, ein Junge aus der Paraklasse kam geradewegs auf uns zu. Oh oh. Er war zugleich auch Franzis bester Freund und dem Anschein nach freuten sich beide meiner Freundinnen sehr über seine Anwesenheit.
"Naomi hat einen Blick auf David geworfen, kann das sein?"
Ich drehte mich zur Seite.
Daemon stand mit einem schiefen Grinsen neben mir. Er schob seine Hände in die Hosentaschen seiner ausgewaschenen Jeans und beobachte genau wie ich das Szenario was sich vor uns abspielte.
"Ich hab absolut keine Ahnung, was hier abgeht. Naomi hatte glaube was mit dem, aber sagt es sei nur was Einmaliges gewesen.", gab ich zu.
Daemon sah mich mit einer Mischung aus Belustigung und Skepsis an.
"Was Einmaliges hm? Sagen sie doch alle."
David begrüßte Naomi mit einem sehr, sehr intensiven und vertrauten Kuss auf den Mund, ehe er sich Franzi zuwandte, die die Beiden angewiedert anglotzte.

"Sag ich doch", triumphierte Daemon neben mir und grölte bei den Jungs mit, die bereits ihre Witze über die Beiden rissen.
Doch Franzi nahm die Situation gelassener als ich gedacht hätte. Sie machte sich ein bisschen über ihren besten Freund lustig, um dann Naomi unter die Nase zu reiben, das sie doch gesagt hatte, sie sollen nichts miteinander anfangen und Naomi es so strikt abgestritten hatte.

Als es wieder zum Unterricht klingelte, stöhnte ich erschöpft auf. Daemon sah mich etwas irritiert an, aber wich nicht von meiner Seite, als wir zusammen zu unserem Klassenraum gingen. Kurz davor wurde ich allerdings von einem Mädchen abgefangen.
Melissa zog mich zur Seite und fauchte mir zu das ich mir etwas Zeit für sie nehmen sollte. Daemon schickte ich weg und folgte ihr Richtung Mädchentoilette.
Ich mochte Melissa nicht. Sie war Fynns Schwester und nur schwer auszuhalten.
Und die Klassenzicke höchstpersönlich. Niemand mochte sie, außer vielleicht ein paar Deppen die ein Auge auf sie geworfen hatten und ihre dämliche Clique die Ihr auf Schritt und Tritt folgte.
Eilig zerrte sie mich in die Toilette rein.
Ich hatte erwartet, das ihre Clique drinnen bereits auf mich wartete um mich fertig zu machen, aber es waren nur wir zwei da.
"Was willst du?", murrte ich. Ich saß lieber im Unterricht als mich mit ihr zu unterhalten.
Da legte sie auch schon los.
"Kaum hat Fynn sich von dir getrennt, da hängst du dich wieder an Daemon und springst mit zahlreichen anderen Typen ins Bett. Wiederlich! Was fällt dir ein? Wie kann man nur so eine Schlampe sein? Du und Daemon? Das ich nicht lache! Was bist du nur für ein hinterhältiges Biest!"
Was zum.. was hatte Fynn ihr denn erzählt?
"Ach..", ich reagierte sonderlich ruhig auf ihren Zickenanfall um sie zu irritieren.
"Daemon ist nur ein Kindheitsfreund von mir. Da läuft nix. Keine Ahnung was dein Bruder dir erzählt hat. Aber ICH war es, die die Beziehung beendet hat, weil er sich noch während wir zusammen waren, mit zahlreichen anderen Mädels getroffen hat. Der ist sehr viel aktiver als ich im Bett. Fun Fakt: Ich bin noch Jungfrau. Also keine Ahnung was du von mir willst."
Sie schnappte nach Luft um zu erwiedern doch ich fiel ihr wieder ins Wort.
"Ach und wär nett von dir, wenn du ihm ausrichten könntest, das er sich von mir fernhalten soll und mir nicht ständig hinterherrennen soll. Letztens stand er sogar vor meiner Tür. Der Arme.. er muss echt gebrochen sein. Bedauerlich, oder Melissa?"
Den letzten Satz ließ ich extra sarkastisch rüberkommen.
Sie stand sprachlos da. Ich hatte keine Lust mehr auf das Gezeter und musste eh zum Unterricht.
"Ich muss auch wieder, wir sehen uns!", flötete ich und verschwand aus der Toilette. Sie sah ganz schön überfordert aus, grinste ich in mich hinein.

Der Rest des Tages verlief reibungslos und ich bekam sogar eine 2- in Ethik zurück. Nur doof das ich meinem Vater nicht davon erzählen könnte. Bei dem Gedanken an ihn, verfinsterte sich mein Ausdruck.
"Was ziehst du denn für eine grimmige Grimasse?", lachte Daemon neben mir auf dem Nachhauseweg.
"Hab nur wegen Melissa nachgedacht", log ich.
"Die? Was wollte sie eigentlich?"
Ich hatte seine Neugier geweckt.
"Fynn hat ein paar Lügen rumerzählt."
"Welche?" Er sah mich misstrauisch von der Seite an.
Was sollte ich denn jetzt sagen? Das alle dachten ich würde mit jedem in eine Kiste steigen? Mit ihm vorallem.. wtf.
"Irgendwas komisches. Hab das selbst nicht einmal verstanden", lenkte ich ab.
Er hatte es wahrscheinlich eh bemerkt, aber das war mir jetzt eh egal. Meine Gedanken hingen irgendwo zwischen meinem Vater und meiner Schwester.

Daemon schwieg den Rest des Weges, so wie ich. Wir hatten nichts zu bereden.
Es war seltsam, so selbstverständlich mit zu ihm nachHause zu gehen, als würde ich dort wohnen. Auf irgendeiner Weise tat ich das ja auch.
Drinnen verzog ich mich direkt in mein Zimmer und Daemon verabschiedete sich in sein Zimmer nach Oben.

Während ich ein paar Schularbeiten erledigte, begann mein Handy unaufhörlich zu vibrieren. Zuerst dachte ich, die Mädels würden mich mal wieder zuspammen, bis ich realisierte das mich jemand anrief. Und wer oder was mich eben angerufen hatte...
1 Verpasster Anruf
2 Verpasste Anrufe
3 Verpasste Anrufe
Allessamt von Sarahs Nummer aus.
Panik stieg in mir hoch.
Als sie mich das Vierte mal anrief, drehte ich durch und warf das Handy mehrmals gegen die Wand und hielt mir die Ohren zu, damit ich das nervtönende Vibrieren nicht hören musste. Natürlich hätte ich es auch stummen können, aber daran hatte ich in dem Moment nicht gedacht.

Ich hörte es im Flur rumpeln und die Tür wurde aufgerissen.
"Was zum?"
Daemon stand mit entsetztem Gesicht im Zimmer und starrte mich an. Langsam nahm ich meine Hände von den Ohren. Die Anrufe waren verstummt. Er nahm vorsichtig mein Handy vom Boden und reichte es mir, was ich vielleicht etwas zu hysterisch ablehnte und sagte er solle es einfach auf den Tisch legen.
In dem Moment begann es erneut zu vibrieren. Tränen liefen mir über die Wangen. Daemon wollte mich in den Arm nehmen, doch ich lehnte ab und deutete auf mein Handy. Ein wenig ratlos stand er neben dem Bett und überlegte allem Anschein nach, ob er mich lieber beruhigen sollte oder lieber nach meinem Handy sah.
Er warf einen Blick auf den Bildschirm. Seine Augen weiteten sich und er deutete mit stummen Handzeichen auf das Teil.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich war fertig mit Allem.
Er entschied sich, das Gerät einfach auszuschalten und wegzulegen. Dann wandte er sich mir zu. Ich lag deprimiert auf dem Bett und starrte aus dem Fenster.
"Was wenn sie es wirklich ist?", fragte ich mit einer seltsam monotonen Stimme.
"Unsinn. Denk bitte etwas realistischer, Leo. Und geh auf garkeinen Fall da ran ohne mich. Wenn du Angst hast, komm hoch zu mir."
Ich schüttelte langsam den Kopf. Ich wollte mich nicht mehr bewegen. Hoffte einfach darauf, das er sich, wie die letzten Tage auch, zu mir legte und mich beruhigte. Das war wohl zu weit hergeholt. Denn er knurrte nur irgendwas in meine Richtung und ging dann aus dem Zimmer. Was war denn plötzlich mit ihm los...
Er ließ mich alleine zurück. Völlig fertig, verheult und ohne ein Wort über meinen Zustand zu verlieren. Aber ich ging jetzt nicht zu ihm hoch. So verzweifelt sollte er mich nicht sehen. Also blieb ich sitzen und ließ meine Gedanken und die harte Realität der Gegenwart auf mich einschlagen, bis es mich Stück für Stück zertrümmerte~~~
The good Times and the bad Ones, Kapitel 10- Ende

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