Kapitel 9

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Caden

„Habt ihr sie endlich geknackt? Hat ja ganz schön lange gedauert." Trevor sitzt an seinem PC und tippt irgendwas auf seiner Tastatur herum, während ich zumindest versuche ein Buch zu lesen. „Du hättest es ja besser machen können."
„Ich steh nicht so auf Jungfrauen, nehme lieber die mit Erfahrung, du kennst mich doch." Augenrollend lege ich mein Buch zur Seite, was ich ohnehin nicht wirklich gelesen habe, und widme Trevor einen ernsten Blick. „Erstens geht es nicht bloß darum sie zu...knacken, wie du es nennst und zweitens ist sie keine Jungfrau." Trevor kann sich sein Grinsen kaum verkneifen. „Und das weißt du woher? Sie kleidet sich wie eine Jungfrau, sie spricht und verhält sich wie eine. Das Überwachungsvideo aus dem Garten gestern hat mir gereicht, um das zu beurteilen, glaub mir." „Du hast es dir angesehen?"
„Ich sehe mir jedes Video der Kameras an, hier zum Beispiel können wir sehen, wie unsere süße Maddie gerade auf dem Weg zu uns ist. Sie sucht dich bestimmt schon." Grinsend schaut er zur Tür und er hat tatsächlich Recht. Sie klopft an die Tür des Arbeitszimmers. Zuerst sage ich nichts. Ich habe sie nach der Sache im Pool gestern nur noch ins Bett begleitet und seitdem nicht mehr gesehen. Mir war, als bräuchte sie Zeit für sich. „Was?", ruft Trevor, als die Tür sich bereits einen Spalt öffnet und eine von ihren brünetten Haarsträhnen hindurch ragt. „Ist Caden hier? Ich..." Ohne sie ausreden zu lassen springe ich von meinem Stuhl auf und gehe auf sie zu. „Was ist los? Alles in Ordnung?" Trevor lacht. „Jetzt mach dir nicht gleich in die Hose. Du siehst doch, dass es ihr gut geht. Sie hat dich wahrscheinlich nur gesucht, um endlich ihre Jungfräulichkeit an einen von euch zu verlieren nachdem es gestern nicht so weit kam." Maddies Augen füllen sich sofort mit Tränen und in diesem Augenblick kann ich genau sehen, was sie denkt. Sie fühlt sich verraten, bloßgestellt, wenn nicht sogar hintergangen. Sie hat uns vertraut, mir und Cody. Oh, wenn sie wüsste, dass es uns nicht einzeln gibt. Dass sie entweder uns allen oder keinem vertraut. Dass sie entweder uns allen oder niemandem gehört. Uns hat schon immer und wird es auch immer nur zu viert geben. An diese Regel muss sich jeder halten. Auch ahnungslose schöne Mädchen wie unsere Maddie. Ohne etwas zu sagen, nehme ich sie an die Hand und ziehe sie mit mir die Treppen hoch zurück in ihr Zimmer.
„Wieso habt ihr es ihm erzählt? Ihr wusstet ganz genau, dass er sich über mich lustig machen wird!" Heiße Tränen fließen ihr über die rosigen Wangen und in mir breitet sich ein Gefühl von Befriedigung aus. Ich bin nicht ansatzweise wie Trevor oder Dylan, aber ich bin auch nicht wie Cody. Ich mag es, hilflose Mädchen in meiner Nähe zu wissen. Zu wissen, dass sie leidet und Angst hat, macht mich verrückt. Verrückt im positiven Sinne. Ich könnte sie jetzt in den Arm nehmen und sie trösten aber wie schon gesagt, ich bin nicht wie Cody. Ich schließe die Tür hinter ihr, sehe ihr in die Augen und genieße die Tränen, die über ihr hübsches Gesicht laufen und von ihrem Kinn in ihr Dekolleté tropfen. „Wieso weinst du so, hm?" Sie sieht zu mir auf, als hätte ich ihr die eine Millionen Dollar Frage gestellt. „Ich dachte ihr seid anders, ich dachte..." Sie kann vor lauter Schluchzern keinen klaren Satz sprechen. „Anders als wer?" Ich lege meine Stirn an ihre, um ihr noch näher zu sein. „Anders als du, die ihren Freund mit uns betrogen hat?" Maddie fallen jegliche Emotionen aus dem Gesicht, sie sieht mich nicht mehr an. „Anders als du, die einfach bei irgendwelchen Fremden bleibt und ihre Familie zurück lässt?" Ihre Augen sind geschlossen oder auf den Boden gerichtet, ich kann es nicht erkennen. „Wir sind anders, glaub mir. Anders als jeder, den du kennst und noch kennenlernen wirst." Sie antwortet nicht, steht nur da und starrt auf den Boden. „Anders heißt aber nicht gleich schlecht baby, merk dir das." Ich warte nicht auf eine Antwort, sie wird sowieso nichts Vernünftiges darauf sagen können. Sie vertraut uns schon genug, langsam wird es Zeit für sie, den richtigen Caden kennenzulernen.

„Wohin fahren wir?", frage ich beiläufig, während ich mir eine von Trevors Zigaretten anzünde. Ich rauche eigentlich nicht und wenn Blicke töten könnten, könnte man mich schon morgen vergraben. Trevor hasst es, wenn in seinem Auto geraucht wird. „Lass dich überraschen."
Mein Handy leuchtet auf, als ich eine Nachricht von Dylan empfange.
Keine Ahnung, was du gemacht hast aber wie auch immer du das anstellst: bieg es wieder hin. Sie kommt seit gestern nicht mehr aus ihrem Zimmer und jetzt will sie weg von hier, das können wir nicht gebrauchen!
Ich antworte ihm nicht, das tue ich nie. Es reicht, wenn er weiß, dass ich es gelesen habe.
Ein paar Minuten später biegen wir auf den Parkplatz des Green Line ab. Einer unserer unzähligen Stammclubs. Wie immer ist er überfüllt mit jeder Art von Menschen. Geschäftsmänner, Prostituierte, Tänzer, noch mehr Geschäftsmänner und noch mehr Prostituierte. Früher kamen wir öfter hierher. Ed, der Besitzer, ist ein Bekannter von uns und hat nie etwas dagegen gehabt, uns eine von seinen Mädels für ein paar Tage oder Wochen auszuleihen. „Wieso sind wir hier?" Meine Stimme kommt kaum gegen die laute Musik an, doch Trevor versteht mich trotzdem. Mit einem Nicken deutet er auf eine der freien VIP- Lounges, in die wir uns verziehen und das Neongrüne Leuchtschild von Frei auf Besetzt umdrehen. „Ich dachte eine Auszeit würde dir guttun. Hier laufen so viele heiße Nutten rum, da wird schon was für dich dabei sein."
„Nicht so eine Auszeit du Idiot. Ich wollte einfach Ruhe." Genervt lasse ich mich in das Lilafarbene Polster der Couch sinken und beobachte das Geschehen durch die Glastür der Lounge. „Sie würde hier gut reinpassen." Trevor nimmt einen Zug von einem Joint, den er eben gebaut haben muss und hält den Rauch eine Weile in der Lunge. „Nachdem ihr sie entjungfert habt, meine ich." Ich sage nichts, ziehe ihm einfach nur den Joint aus den Fingern und nehme selbst einen langen Zug. Es ist eine Weile her, dass ich irgendwas dergleichen zu mir genommen habe. Durch den ganzen Stress in den letzten Wochen, hatten wir kaum Zeit unseren eigentlichen Hobbys und Tätigkeiten nachzugehen. Normalerweise besteht unser Leben nur aus Party machen, Geld ausgeben, Frauen ficken und ab und zu ein paar Typen zusammenschlagen, die es nicht anders verdient haben. Den letzten Part übernimmt Trevor am liebsten, während wir drei anderen uns den restlichen Aufgaben widmen. So war es schon immer und genauso sollte es auch eigentlich immer bleiben, bis uns dieses süße unschuldige Mädchen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Bei dem Gedanken an sie werde ich ein wenig unruhig. Was sie wohl gerade macht? Ich hoffe Dylan oder Cody beschäftigen sich mit ihr, solange wir weg sind. Nicht, dass sie noch auf dumme Ideen kommt, nachdem was ich gestern zu ihr gesagt habe.

Our Girl - wir brauchen dichWhere stories live. Discover now