Kapitel 19

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Madelyn

Licht dringt durch meine Vorhänge, Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase. Ich öffne ganz langsam meine Augen, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Cody hält mich noch genauso im Arm wie gestern Nacht, als wir eingeschlafen sind. Bei den Erinnerungen daran, was wir hier getrieben haben, werden meine Wangen ganz heiß, sie färben sich wahrscheinlich gerade auf das Level einer Tomate oder eines überreifen Apfels. Zum Glück schläft Cody noch. Seine Augen sind geschlossen, seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig. Das braune Haar fällt ihm leicht zerzaust in die Stirn, was mich unwillkürlich lächeln lässt. Er sieht noch friedlicher aus als sonst und das, obwohl er von allen wohl das harmloseste Bild abgibt. Im Gegensatz zu Trevors oder Dylans Armen sind seine nicht vollkommen von schwarzen Symbolen übersät. Er hat lediglich ein kleines Tattoo auf Brusthöhe, welches mir vorher nicht aufgefallen ist. Um es mir besser ansehen zu können drehe ich mich ein wenig mehr in seine Richtung und spüre ein unbehagliches Ziehen in der Magengegend als ich es erkenne. Es ist ein Frauenname in dünner geschwungener Schrift, daneben eine Sonnenblume.
Die Schrift ist etwas verlaufen aber ich glaube, das soll Lucia heißen. Lucia. Hat er doch eine Freundin? Nein. So ist Cody nicht und selbst wenn, sollte mir das nichts ausmachen. Er hat schließlich mit mir geschlafen und mich geküsst als ich noch nichts von ihrer Existenz wusste. Stopp, das reicht. Er hat keine Freundin, vielleicht ist es seine Mutter oder seine Oma. Aber wieso sollte er sich nur den Namen seiner Mutter tätowieren lassen und nicht den seines Vaters? Vielleicht hatten sie kein gutes Verhältnis, vielleicht ist sie tot? Gott, Maddie halt die Klappe. Ich bedanke mich bei meiner inneren Stimme für diesen überaus höflichen Denkanstoß und schäle mich ganz leise aus seinem Griff und anschließend aus meinem Bett, schnappe mir neue Klamotten und ein Handtuch und schleiche mich dann, so leise ich kann in mein Badezimmer. Dass er nicht aufgewacht ist, obwohl ich mir das Knie am Schrank angestoßen habe zeigt, dass es richtig war ihn schlafen zu lassen. Ich weiß nicht, wo sie waren oder was sie gemacht haben, als sie mich hier mit Trevor zurückgelassen haben aber es muss anstrengend und nervenaufreibend gewesen sein. Das würde auch erklären, wieso es so still im gesamten Haus ist.

Nach einer langen Dusche, die mir jegliche Sorgen aus meinem Kopf gespült hat, spähe ich kurz in mein Schlafzimmer. Cody schläft immer noch, auch von unten höre ich, bis auf das Tapsen der Hunde, keine Geräusche. Ich schlüpfe in meine kuscheligen Hausschuhe und betrete die Küche. Luna kommt auf mich zu gerannt, ihre kleine Pfote steckt in einem Verband, als ich sie vorsichtig berühre fiept sie kurz. „Guten Morgen, mein Schatz.", flüstere ich und streichele ihr über den Kopf. „Wo ist dein Papa?" Ich schaue mich um, kann Duke nirgendwo entdecken, auch im Garten scheint er nicht zu sein. Einer der Männer, ich vermute Trevor, ist wohl mit ihm unterwegs und hat die arme kleine Luna einfach hier gelassen. Wie gemein.
Es dauert einen kurzen Moment, bis ich mich in der Küche zurecht finde, doch dann blühe ich auf. Ohne darüber nachzudenken, was ich überhaupt tue mische ich einen Teig für die Pancakes an, die ein paar Minuten später in der Pfanne brutzeln. Nebenbei lege ich ein paar Toasts in den Toaster und bediene die Kaffeemaschine. Keine halbe Stunde später steht alles auf dem Tisch, der nur noch darauf wartet von mir gedeckt zu werden. Für Luna und Duke bereite ich das Hundefutter zu, wie es auf der Packung steht und stelle Luna ihre Portion schon ins Wohnzimmer.
Dukes Napf bleibt am Ende der Küchenzeile stehen, denn es stinkt wirklich bestialisch. Gerade als ich den Tisch fertig gedeckt habe und die heiße Kaffeekanne darauf platziere öffnet sich die Haustür und Duke kommt ins Esszimmer gerannt, gefolgt von Dylan und nicht Trevor, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Er strahlt mich an, ehe sein Blick auf den gedeckten Tisch fällt. „Guten Morgen Kleines.", grinst er und zieht mich in seine Arme.
„Morgen.", nuschle ich zurück, während ich gefühlt in seinen Armen zerfließe.
„Hast du das alles alleine gemacht?" Er deutet auf den Tisch und sofort überkommt mich ein Schamgefühl? Ist es lächerlich? Zu kitschig? Habe ich es falsch gemacht? Mögen sie gar keine Pancakes? Klappe.Halten.Madelyn. Meine innere Stimme holt mich zurück in die Realität, in der ich immer noch in Dylans Armen stehe. „Ja aber...aber wenn ihr das nicht mögt, also...also wenn ihr doch was anderes lieber möchtet, kann ich...also..." Er drückt mich an den Schultern sanft ein Stück von ihm weg, um mich ansehen zu können. „Das ist perfekt, du hast das richtig gut gemacht. Dankeschön." Lächelnd drückt er mir einen Kuss auf die Wange und ich weiß nicht, ob es sein Lob oder der Kuss, oder vielleicht auch beides war, was mir so ein wohliges Gefühl in den Bauch geschickt hat.
Nach und nach gesellen sich auch die Anderen zu uns an den Tisch. Alle, bis auf einer. Von Caden fehlt jede Spur und meine inneren Alarmglocken beginnen schon wieder zu klingeln. „Beruhig dich, Caden hat den fettesten Kater seines Lebens und schläft noch. Kein Grund gleich wieder loszuheulen." Seine worte sind hart, doch sie treffen mich kaum, da er im selben Atemzug seine Hand unter dem Tisch auf meinem Oberschenkel ablegt und beruhigend drüber streicht. Ich nicke bloß und schiebe mir noch ein Stück Pancake in den Mund. „Was ist eigentlich mit Lunas Pfote? Was hat der Arzt gesagt?", fragt Cody. „Gebrochen. Dieser Wichser, der die Fratze an die Tür geschmiert hat, hat wohl einfach draufgetreten, als sie ihn bemerkt hat oder so ähnlich. Ich konnte ihn nicht sehen, er war zu schnell weg aber ich schaue mir später noch mal die Aufnahmen der Überwachungskameras genauer an.", antwortet Trevor, dessen Hand immer noch auf meinem Oberschenkel ruht. „Ich wollte es dir eigentlich gestern schon erzählen aber du warst ja anderweitig beschäftigt." Sein Grinsen gilt zwar Cody, doch der Griff um meinen Oberschenkel wird fester. Als würde es nicht reichen, dass ich bestimmt schon wieder aussehe wie Emily Erdbeer höchstpersönlich, spüre ich die Hitze nicht nur in meinem Gesicht sondern auch zwischen meinen Beinen. Nicht schon wieder, du hattest gestern Nacht erst Sex, Maddie.
„Geh schon, wir können auch alleine Frühstücken, er braucht dich gerade bestimmt dringender als wir." Dylan sieht mich lächelnd an, er hat offensichtlich gemerkt wie unangenehm mir Trevors Kommentar war. Mit einem schwachen Nicken stehe ich auf, schnappe mir einen neuen Teller und lege ein paar Pancakes und Toast drauf. „Kaffee trinkt er mit Milch und einem Löffel Zucker. Toast mag er mit Marmelade, gern geschehen." Sein spöttisches Lächeln, während Trevor mir diese Tipps gibt, entgeht mir nicht. „Wieso muss er sich immer über mich lustig machen, egal was ich tue? Das ist total anstrengend!", jammere ich, als er mit Dukes Napf das Esszimmer verlassen hat. „So ist er eben, ignorier es einfach Maddie." Codys Worte lassen mich lächeln, der Blick auf seinen Mund jedoch, lässt mich wieder rot anlaufen. Bevor es einer von ihnen merkt, mache ich mich mit dem Teller und der Tasse auf den Weg zu Cadens Schlafzimmer und lasse die beiden allein am Tisch sitzen.

Our Girl - wir brauchen dichWhere stories live. Discover now