53 | Verrückt

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Meine Nervosität stieg immer höher, umso schneller Dario seinen Maserati durch die Straßen lenkte. Auch das Gefühl, einen riesen Fehler zu machen überkam mich und selbst der Würfel in meiner Hand beruhigte mich nicht mehr. Unsicher warf ich einen Blick zu Dario herüber, der sich in seinem weißen Shirt und seiner dunklen Stoffhose nur aufs Fahren konzentrierte.

"Vielleicht sollte ich doch besser nach Hause", hauchte ich und fühlte mich zerissener denn je. Natürlich wollte ich nicht nach Hause ! Ich wollte zu Ayaz. Was aber, wenn er mir eine Abfuhr erteilen würde? Was, wenn er wegen mir Schwierigkeiten bekommen würde?

Diese neue Seite an mir, nervte mich jetzt schon, denn sonst machte ich mir nie Gedanken um andere! Das gefiel mir viel besser und war wesentlich unkomplizierter.

"Gut, dann fahren wir nach Hause", gab er mir mit einer Ruhe zurück, die mich noch nervöser machte. Er wollte gerade an der Ampel in die Richtung abbiegen, wo sich die Villa befand, da griff ich ihm aber einfach hektisch ins Lenkrad. "Nives!", mahnte er mich, als wir die Spur ruckartig wechselten und in der Dunkelheit hinter uns ein Auto zu hupen begann.

"Bitte halte an!", flehte ich und fuhr mir mit der Hand überfordert durchs Gesicht, während Dario zu meinem Glück den Wagen dann auch am Straßenrand zum stoppen brachte. Aufgeregt drehte er sich zu mir und sah mich mit großen Augen an.

"Warum entscheidest du dich ständig um?"

"Weil ich nicht weiß, was ich machen soll!", gab ich ihm mit überschlagener Stimme zurück und kam in diesem Moment auf mich selbst nicht mehr klar.

"Was du machen sollst?", wiederholte er meine Worte und schüttelte dabei kaum merklich seinen Kopf. Ich musterte ihn fragend, während ich tief ein und ausatmete. "Es geht darum, was du tun willst, nicht darum, was du tun sollst oder was andere erwarten würden. Willst du also, dass ich dich nach Hause fahre oder soll ich dich an der Adresse rauslassen, die du mir gegeben hast?"

Seine blauen Augen lagen durchgehend auf meinen und er wartete wohl nur auf eine Entscheidung meinerseits. Mir fiel es jedoch total schwer, diese zu treffen. Nervös wollte ich damit anfangen, über meine Handgelenk zu streichen, da umgriff Dario aber plötzlich meine Hand und sah mich erneut eindringlich an. Es schien für einen Moment so, als würde er sich vor der Berührung erschrecken, doch er sammelte sich auch zügig wieder.

"Das hast du früher schon immer gemacht, wenn du nicht das bekommen hast, was du wolltest", erklärte er mit dem Blick auf mein Handgelenk gewandt. "Wo wäre also jetzt der Ort für dich, an dem du nicht das Bedürfnis hättest, dir selbst weh zu tun? Zuhause oder bei ihm?"

"Bei ihm", entkam es mir flüsternd, ohne überhaupt eine Sekunde darüber nachdenken zu müssen.

"Na also", erwiderte Dario mir mit einem sanften Lächeln und ließ meine Hand dabei wieder los, um den Wagen anschließend in Gang zu setzen und auf der kaum noch befahrenen Straße zu wenden. Die restliche Fahrt verlief ohne das wir noch ein weiteres Wort miteinander wechselten. Ich wusste auch nicht unbedingt mit ihm umzugehen und wunderte mich, dass er überhaupt so nett zu mir war. Sonst war er so distanziert und abwesend.

"Da wären wir."

Tief durchatmend warf ich einen Blick auf der Windschutzscheibe und erkannte Ayaz  Haus in der Dunkelheit. Auf der Etage, wo sich sein Wohnzimmer befand, flackerte noch Licht, was mir Hoffnung darauf gab, dass er noch wach wäre.

Mit rasendem Herzen vor Aufregung umfasste ich den Griff meiner Tür und wandte mich noch ein letztes Mal an Dario.

"Kein Wort zu meinen-"

"Ich schweige wie ein Grab."

"Danke", lächelte ich und er erwiderte meine Geste. Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich aus und richtete noch schnell mein lilanes Kleid, um daraufhin die Tür des Maseratis zuzumachen und über die Straße zu laufen. Innerlich wirbelten meine Emotionen nur so umher, doch äußerlich bewegte ich mich wie automatisch immer näher auf die Haustür zu. Meine Atmung glitt nur noch sehr flach über meine Lippen, als ich an den Klingelschildern stehend nach seinem Nachnamen suchte.

Obsession with my bodyguard Where stories live. Discover now