75 | Unschuld

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"Niemals! Das hätte er niemals getan!"

Ich stand fassungslos vor meiner Mutter, sie sich an Cecilios Arm festhielt und immer wieder ihre Tränen wegwischte. Das reinste Chaos brach in meinem Kopf aus, doch egal wie durcheinander ich mich fühlte - egal ob ich einen Blackout hatte, oder nicht - einer Sache war ich mir sicher ... er hätte mir so etwas niemals angetan.

"Nives ... Du sagst doch selbst, dass deiner Erinnerung einige Stunden dieser Nacht fehlen", entkam es meinem Onkel. Trotzdem wehrte ich mich gegen ihre Anschuldigungen.

"Ja! Ich weiß, dass ich hier war und dann zu Dario gefahren bin."

"Zu Dario?", hakte Cecilio irritiert nach, woraufhin ich nickte.

"Ja, der hat mich zu Ayaz gefahren, wenn ihr es so genau wissen wollt."

"Darum geht es nicht", sprach Cecilio, der meine Mutter tröstete, indem er ihr über den Rücken streichelte. Sie war außer sich. Wahrscheinlich, weil sie jetzt der Meinung war, ich hätte das gleiche durchgemacht, wie sie. Das stimmte allerdings nicht. "Es geht darum, was davor passiert ist. Was hier passiert ist!"

"Ihr glaubt also der Polizei mehr, als mir?", wurde ich lauter. "Ich kann meine Hand dafür ins Feuer legen, dass Riziero mir weder etwas ins Getränk gemischt - noch dass er mich angefasst hat! Wieso sollte er sowas tun?! Ich kenne ihn ... Er ist ein Arsch, aber sowas - nein!"

"Hat er dich nicht auch betrogen?", hörte ich plötzlich Elio hinter mir, der zu uns ins Wohnzimmer gelaufen kam.

"Ja! Das macht ihn aber nicht zu einem Vergewaltiger! Außerdem würde ich ja wohl wissen, wenn mir so etwas passiert wäre! Ihr seid alle verrückt und es ist absolut verwerflich, jemandem so etwas zu unterstellen, der bewusstlos im Krankenhaus liegt!"

Ich wusste nicht mehr, wohin mit meiner ganzen Überforderung. Nervös lief ich auf und ab, während meine Mutter sich weinend zur Fensterfront drehte und Cecilio mich beobachtete. Elio wollte auf mich zu, da hob ich aber meine Hand an.

"Elio! Du kennst Riziero! Denkst du ernsthaft, er könnte sowas tun?! Du weißt genau so gut wie ich, dass er niemals etwas mit Drogen zu tun haben würde!"

"Ich kenne ihn, aber du hast bei Madrisa gesehen, zu was Menschen im Stande sind."

Da ich es nicht einsehen wollte, drehte ich mich zu meiner Mutter. Sie stand mit dem Rücken zu mir. "Mama! Wer hat Riziero bei der Polizei angezeigt?"

"Sie meinten, es wäre unbekannt. Es war ein anonymer Anruf."

"Das ist so absurd! Da seht ihr es doch! Riziero hat mir nichts getan!"

"Was ist mit Riziero?!" Die dunkle Stimme meines Vaters ertönte hinter mir. Sofort drehte ich mich mit großen Augen zum Flur, durch welchen er gemeinsam mit Adamo zu uns trat. Er musterte mich mit verengten Augen, um anschließend zu meiner Mutter zu blicken. Sie drehte sich zu ihm herum, sodass mein Vater fest schluckte, als er ihre vielen Tränen erkannte. Jede einzelne löste in ihm unbändige Wut aus. "Was zum Teufel ist hier los?!", wurde er lauter und stellte sich dabei schützend vor meine Mutter.

"Da kam ein Anruf von -"

"Cecilio!", unterbrach ich meinen Onkel, der aber nur flüchtig zu mir sah, um anschließend weiterzusprechen.

"-der Polizei."

"Polizei?", wiederholte mein Vater ihn und wandte sich dabei zu meiner Mutter. "Amore, was wollte die Polizei?"

Eine Stille kehrte zwischen uns, die kaum ertragbar für mich war. Ich betete, sie würde ihm nichts sagen. Alles was die Polizei behauptete, entsprach nicht der Wahrheit. Riziero hatte mich zu Dario gefahren ... Wieso hätte er das tun sollen, wenn er mir zuvor Drogen verabreicht hatte? Das war alles so sinnlos.

Obsession with my bodyguard Where stories live. Discover now