78 | Nichtsnutz

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"Seid ihr verrückt?!"

Ich kam im Eingang der Villa an, wo ich meinen Vater erkannte, der seine Waffe genau auf Orlandos Gesicht richtete. Dieses war bereits von Blut ubersäht. Panisch sah ich zum Türrahmen des Wohnzimmers, in dem Cecilio, Enzo und Ayaz standen. Keiner tat etwas. Jeder sah nur zu.

"Padre!", sprach ich meinen Vater an und lief dabei direkt auf ihn zu. Er beachtete mich nicht und drückte den Lauf der Pistole an Orlandos Stirn. Sein gesamter Körper bebte vor Zorn.

"Ich gebe dir eine aller letzte Chance, mir sofort die Wahrheit zu sagen!", brüllte er. Ich wollte zwischen die beiden, da riss Cecilio mich aber zurück.

"Lass ihn", hauchte er, doch ich riss ungläubig meine Augen auf und schlug seine Hand von meinem Arm.

"Ganz sicher nicht!", gab ich ihm zurück und lief erneut zu meinem Vater. "Padre! Hör sofort auf!", forderte ich mit Nachdruck in der Stimme. Zu meiner Erleichterung blickte mein Vater zu mir. Die Waffe nahm er trotzdem nicht herunter.

"Wieso sollte ich aufhören?! Dieser Bastard hat dir etwas ins Trinken getan!"

"Das weißt du doch gar nicht!", wurde ich lauter und sah dabei zu Ayaz. "Nur weil dieser Nichtsnutz das erzählt, muss es nicht stimmen!"

Ich konnte an Ayaz Augen erkennen, wie sehr ihn diese Worte verletzten. Es tat gut, denn er hatte mir ebenfalls weh getan. Eine Grenze überschritten, der er nie zu nahe hätte kommen sollen.

"Sie hat Recht!" Orlando Stimme lenkte meine Aufmerksamkeit auf ihn. Er nahm die Hände hoch und sah meinem Vater direkt in die Augen. "Ich habe nichts getan! Ich war mit Stella unterwegs! Ich war es nicht!", erklärte er immer wieder, doch mein Vater drückte erneut die Pistole an seine Stirn.

"Und das soll ich dir glauben!", schrie er, da umfasste ich vorsichtig die Pistole und blickte meinen Vater flehend an.

"Ich glaube ihm! Ich würde mich ja wohl erinnern an ihn! Er war gar nicht hier!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Es klappte auch, denn auch wenn mein Vater so zornig wirkte, atmete er mehrere Male tief durch.

"Gino. Bitte steck die Pistole weg", erklang dann auch die Stimme meiner Mutter hinter mir. Mein Vater suchte ihren Blick. Sofort entwich der Hass aus seinen Augen, sobald er sie ansah. Nur ganz langsam, nahm er die Waffe runter und steckte diese weg. Eine Last fiel von meinen Schultern, die mich zuvor noch vollkommen anspannte. Mein Vater lief zu Cecilio, während ich mich vor Orlando stellte.

"Geh einfach", wies ich ihn an, woraufhin er plötzlich ein dreckiges Grinsen auflegte. Ich verstand nicht, wie er so locker auf all das reagieren konnte.

"Nives...", flüsterte er ganz leise und kam mir dabei näher. "Falls deine Familie mir noch einmal zu nahe kommt, erzähle ich dem Mann mit der Waffe nur zu gerne von deiner Affäre mit dem Bodyguard."

Innerlich schockte mich seine Drohung. Würde mein Vater in diesem Zustand von Ayaz erfahren, würde er ihm ohne zu zögern etwas antun. Äußerlich blieb ich jedoch ruhig und ließ dabei nicht eine Sekunde Orlandos Augen aus dem Blick. Ein gespieltes Schmunzeln legte sich auf meine Lippen.

"Versuch es und du bist tot. Das verspreche ich dir...", erwiderte ich ihm und öffnete anschließend die Haustür, durch welche er rauslief. Natürlich drehte sich dieses Arschloch noch mal mit einem Lächeln zu mir herum. Diesen Blick würde ich nie vergessen. Das viele Blut in seinem Gesicht ... Hätte mein Vater ihn doch nur an diesem Tag erschossen ...

"Nives!", mahnte mein Vater mich im nächsten Moment und wollte an mir vorbei und Orlando folgen. Ich hielt ihn jedoch am Arm zurück.

"Lass es! Ich bitte dich!", sprach ich laut auf ihn ein und blickte dabei auch zu Cecilio, meiner Mutter, Enzo und Ayaz. "Ich will, dass ihr alle aufhört! Versteht ihr das endlich!"

Obsession with my bodyguard Where stories live. Discover now