67 | Schulhof

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"... und ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Im Grunde denkt jeder, mein Leben wäre total aufregend-", erklärte ich Ayaz, der neben mir auf der Motorhaube seines Audis saß. Er hatte uns eine Pizza gekauft und wir teilten uns diese, während wir über Gott und die Welt sprachen. "-aber eigentlich ist es erst aufregend geworden, seit ich dich kenne."

Er lächelte und sah vor uns zum Meer hinaus. Es sah beinahe schwarz aus in dieser Nacht, was tatsächlich sehr angenehm auf mich wirkte. So kam es mir für einen Moment so vor, als gäbe es nur mich und den Mann neben mir.

"Und dein Leben? Du bist uralt und hast sicher schon viel mehr erlebt als ich." Amüsiert nahm ich mir ein Stück der Pizza, woraufhin Ayaz nur dämlich schmunzelte.

"In der Türkei, da war alles ganz anders als hier", begann er zu erzählen. Obwohl so eine lockere Stimmung zwischen uns herrschte, bemerkte ich aber trotzdem, dass er bei diesem Thema bedrückt wirkte.

"Vermisst du deine Heimat?", hakte ich deswegen nach, doch ohne zu zögern lehnte er sich ein Stück zu mir herüber, um mir einen Kuss auf meine Wange zu hauchen.

"Nein", flüsterte er und sein warmer Atem prallte dabei an meine Haut. Erneut kribbelte mein Bauch und ich liebte es, welch Wirkung er auf mich hatte. Diese ausgelassene Ruhe. Dazu der Geruch des Meeres und der sanfte Wind, der verspielt durch meine Locken wehte. Ich konnte mich nicht erinnern, je so viel Glück empfunden zu haben. Trotzdem wollte ich mehr über ihn erfahren. Mehr darüber, warum er überhaupt nach Italien gekommen war.

"Aber du hast dort doch sicher Familie, die dir fehlt, oder?"

"Sehr strenge Eltern und eine noch strengere Großmutter, ja." Er nahm einen Schluck aus der Eistee Flasche und reichte mir diese anschließend. Auch ich setzte sie kurz an, um mich daraufhin neugierig wieder ihm zuzuwenden.

"Strenge Eltern? Du weißt aber schon, dass du 30 bist?"

"Bei dir hört sich das immer so an, als wäre ich schon dem Tod geweiht."

"Es ist ja auch unfassbar alt", sprach ich mit einer gespielt geschockten Miene. "Ich meine, bald muss ich dich sicher pflegen und sowas. Auf was habe ich mich da nur eingelassen?"

"Du wolltest es doch so." Er grinste überheblich und rutschte dabei das kleine Stück von der Motorhaube herunter, um sich anschließend zwischen meine Beine zu stellen. "Immerhin trägst du wegen mir nicht mal Unterwäsche."

"Wer sagt, dass es wegen dir ist?" Provokant lehnte ich mich nach vorne, um meine Lippen gefährlich nah vor seinen zu platzieren. Meine Augen fixierten seine und ich ließ es mir nicht nehmen, ihn am Kragen seines Pullovers zu mir zu ziehen. Mein Körper schmiegte sich enger an seinen, während ich meine Beine um seine Hüfte schlang und mit ihm in seinen fantastischen Kuss fiel. Mein Herz schlug mir rhythmisch gegen meinen Brustkorb. Schneller und sehnsüchtiger als sonst, was einzig an ihm lag. Wie naiv ich vor kurzem noch über das Leben dachte. Ich glaubte, dieses Gefühl in jemandem finden zu können, der in meinem Alter war. Sie alle konnten in mir aber nicht im Ansatz das auslösen, was Ayaz nur mit seinen Blicken tat.

Als wir uns aus dem Kuss lösten, lächelte ich zu ihm auf. Ich genoss es, dass er mir eine Strähne meiner Haare zur Seite strich und wollte ihn erneut zu mir ziehen, da schüttelte er aber kaum merklich seinen Kopf.

"Ich fahre dich jetzt nach Hause."

"Was?!", entkam es mir irrtiert, da umgriff er aber auch schon meine Hände und half mir von der Motorhaube herunter.

"Da gibt es noch einiges, was ich erledigen muss und ich kann dich nicht mitnehmen."

"Wieso nicht?" Ayaz beugte sich an mir vorbei und nahm die leere Schachtel der Pizza, um diese ein paar Schritte von uns entfernt in den Müll zu schmeißen. Mir kam der Gedanke, dass er sicher etwas für meinen Vater erledigen musste. Andernfalls hätte er mich ja mitgenommen. "Mein Vater, oder?", setzte ich also nach und nachdem er die Flasche Eistee zur Hand nahm, erwiderte er meinen Blick und nickte. "War ja klar."

Obsession with my bodyguard Where stories live. Discover now