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Hyunjin POV

Nachdem der blondhaarige Pfleger endlich weg war, ließ ich einen schweren, schmerzvollen Seufzer los. Seine ganze übertrieben freundliche Masche und die Art, wie er mit geschwollener Nettigkeit sprach, reizten mich extrem. Jedes Wort schien aufgesetzt und künstlich und ich konnte die Fake-Freundlichkeit förmlich spüren. Einfach widerlich.
Ich kam mit solchen oberflächlichen Typen absolut nicht zurecht. Klar, er musste als Pfleger freundlich sein, aber das machte es nicht weniger lästig. Ironischerweise war ich nicht anders, wenn ich diesen verzweifelten Leuten meine Drogen verkaufte. Immerhin wollte niemand etwas von jemandem kaufen, der schlecht gelaunt war. Trotzdem nervte mich dieser Typ.

Mit einem schweren Seufzen drückte ich meinen Kopf in das Kissen, das sich hart und unbequem anfühlte. Ich schloss meine Augen, welche sich unglaublich trocken anfühlten und schwer wie Blei waren. Ich war so unfassbar müde, aber mein Körper ließ mich einfach nicht einschlafen. Das ständige Piepsen der Geräte, an denen ich mit unzähligen Schläuchen angeschlossen war, durchdrang die Stille des Raumes und machte den Versuch zu schlafen noch unmöglicher.
Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, durchzuckte mich ein brennender Schmerz, der von den Einstichen in meinem Oberkörper ausging. Die Stichwunden fühlten sich so an, als würden sie mir mein Inneres auseinanderreißen und zusätzlich verbrennen.

Selbst das Atmen war 'ne verdammte Qual sowie jede kleinste Bewegung. Und die verdammten Fesseln an meinen Armen und Beinen ließen mich fühlen wie ein beschissener Gefangener. Es war geradezu lächerlich, wie ich hier lag, gefesselt und hilflos, während mein Körper von Schmerzen beinahe verreckte.
"Ich werde diesen Bastard umbringen", murmelte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, als ich an den Kerl dachte, weswegen ich hier lag. Es war doch nicht meine Schuld, dass seine Schlampenfreundin ihn betrog.
Gequält verzog ich das Gesicht, da erneute Stiche durch meinen Körper fuhren. Dann fiel mir ein, dass ich Minho auch noch Bescheid geben musste, was vorgefallen war. Genervt seufzte ich und versuchte, diese Gedanken für einen Moment zu ignorieren und wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekomme.

Aber jede verflixte Sekunde fühlte sich an, als würde ich auf einem verdammten Nagelbett liegen.


Felix POV

Nachdem ich das Zimmer des Unbekannten verlassen hatte, ging ich noch zu ein paar anderen Patienten, um die Routineuntersuchung abzuschließen.
Als ich schließlich zurück ins Stationszimmer kam, fiel mein Blick sofort auf Jisung, der immer noch an derselben Stelle saß, wo ich ihn zurückgelassen hatte, mit seinem Handy in der Hand. Nachdem er mich bemerkte, winkte er mich zu sich herüber und sagte: "Schau mal, was ich gefunden habe." Ich setzte mich neben ihn und schaute mit auf sein Handy.
Seine Augen leuchteten kindlich, als er mir Videos zeigte, die er auf Instagram gefunden hatte und die er für besonders witzig hielt. Zwischen den Lachanfällen erzählte er mir von seinem letzten Date, sein Ton schwankte zwischen Hoffnung und Verzweiflung, während er von seiner verzweifelten Suche nach einem Partner sprach.

Plötzlich unterbrach er seine Erzählung und hielt mir sein Handy entgegen, auf dem ein Profil auf einer Dating-App zu sehen war. "Wie findest du diesen Typen?", fragte er mich, als er auf das Bild des Fremden deutete. Seine Stimme zitterte vor Aufregung und seine Augen funkelten gespannt, während er auf meine Reaktion wartete. "Er sieht verdammt gut aus, oder? Denkst du, ich sollte ihm eine Nachricht schreiben?"
Ich konnte nicht anders, als leicht zu lächeln, als ich merkte, wie aufgeregt Jisung war. Sein Verlangen nach Zuneigung war so niedlich, dass es mir das Herz erwärmte. "Natürlich versuch es", ermutigte ich ihn, während meine Augen über das Profil des Fremden glitten. "Er sieht zumindest gut aus."

Jisungs Augen leuchteten vor Vorfreude, als er sich bereit machte, eine Nachricht zu verfassen. Ich konnte nicht anders, als mich für ihn zu freuen, dass er vielleicht endlich das findet, wonach er suchte. Jisungs Finger tanzten über das Display seines Handys, während er seine Nachricht an den attraktiven Fremden formulierte. Ein Hauch von Nervosität mischte sich in seinem Gesicht, aber seine Entschlossenheit war unverkennbar.
Ich konnte förmlich spüren, wie sein Herz schneller schlug, während er auf eine Antwort wartete, nachdem er sie abgeschickt hat. "Oh mein Gott, ich habe es wirklich getan", murmelte er, während er den Text erneut las.

Plötzlich sprang er auf und sein Gesichtsausdruck verriet Panik. "Nein, nein, nein!" Überrascht sah ich ihn an, bevor ich etwas sagen konnte, hielt er mir erneut das Display vor die Nase und deutete auf eine Stelle. "Ich habe einen Schreibfehler gemacht! Jetzt denkt er sicherlich, ich sei dumm oder so! Soll ich mich entschuldigen und es korrigieren?", plapperte er hektisch los, während ich noch damit beschäftigt war, den Text zu lesen, der überraschend süß war und keineswegs, wie ein Standardtext wirkte.
"Das ist nicht so schlimm und du bist definitiv nicht dumm. Warte einfach ab, was kommt und wehe, du korrigierst es. Das wirkt sonst so, als hättest du einen zwanghaften Verbesserungsdrang", erklärte ich ihm ruhig.

Jisung seufzte, während sein Blick weiterhin besorgt auf dem Bildschirm klebte. Ich konnte förmlich spüren, wie sein Kopf gerade ratterte. "Wenn er wirklich Interesse hat, wird ihm der Schreibfehler egal sein", fügte ich hinzu und legte meine Hand auf Jisungs Arm, um ihn zu beruhigen. "Das Wichtigste ist, dass deine Nachricht ehrlich und von Herzen kommt."
Sein schweres Schlucken war hörbar und er nickte langsam, als ob er meinen Worten nur widerstrebend zustimmte. "Vermutlich hast du recht", murmelte er und legte das Handy dann zur Seite.
Kurz darauf klingelte mein Timer, der mich daran erinnerte, dass zwei Stunden vergangen waren. Ich stand auf und streckte mich. "Ich geh dann mal nach den Unbekannten sehen", teilte ich meinem besten Freund mit. Er winkte mir abwesend zu, da er doch wieder das Handy in der Hand hielt und gespannt draufschaute.

Ich machte mich auf den Weg durch den dunklen, stillen Krankenhausgang, bis ich schließlich an dem Zimmer ankam, das ich besuchen wollte. Leise öffnete ich die Tür, da ich von ausging, dass der Patient schlief und ich ihn nicht wecken wollte. Aber zu meiner Überraschung lag er noch immer wach, was ich durch das schwache Licht der Nachtlampe erkennen konnte.
Ich näherte mich dem Krankenbett und sah ihn besorgt an. Er sah unglaublich erschöpft und müde aus. "Du solltest etwas schlafen, findest du nicht?", fragte ich sanft, während ich begann, die neuesten Vitalzeichen penibel aufzuzeichnen.
Als ich fertig war, wandte ich mich ihm zu, nur um festzustellen, dass er mich stumm anstarrte, ohne zu antworten. "Ich muss jemanden anrufen", flüsterte er mit brüchiger Stimme. Seine Stimme klang brüchig und die Schmerzen, die er hatte, waren unüberhörbar. "Natürlich, wen denn?", fragte ich nach und sah ihn. "Meinen Mitbewohner, er weiß sicherlich noch nichts hier von", murmelt er weiter, während er mich weiterhin ansah.

Im Gegensatz zu zuvor wirkte er nun seltsam ruhig, fast schon beruhigend und dennoch angenehm. "Okay, ich rufe ihn für dich an, wenn du mir seine Nummer gibst", antwortete ich ruhig und wiederholte die gleichen Untersuchungen, die ich bereits vor zwei Stunden durchgeführt hatte. "Lass mich ihn anrufen", hauchte er erneut, während er mir ohne Widerstand erlaubte, seine Wunden anzuschauen.
Während ich seine Wunden betrachtete, spürte ich die ungewöhnliche Hitze seiner Haut und legte meine Hand auf seine Stirn, um die Temperatur zu überprüfen. "Du hast Fieber. Warum hast du nichts gesagt? Du musst doch frieren", seufzte ich und eilte zur Heizung, um sie anzuschalten. "Ich werde dir etwas gegen das Fieber und die Schmerzen geben. Das wird dich auch müde machen, damit kannst du dann besser schlafen", erklärte ich, während ich die Informationen über das Fieber in die Mappe eintrug, die ich zuvor noch kurz mit dem Thermometer, das immer in meiner Tasche ist, gemessen hatte.
"Lass mich Minho anrufen", drängte er, doch ich zögerte. "Einverstanden, wenn du ohne Widerworte die Tabletten schluckst, die ich dir gleich geben werde", schlug ich vor, obwohl ich wusste, dass es nicht richtig war, ihm solche Bedingungen zu stellen. Doch ich hoffte, dass es ein Kompromiss war, der uns beiden helfen konnte, da ich glaube, dass er die Tabletten sonst ablehnen würde.
"Okay", stimmte er zu, was mich doch etwas überrascht schauen ließ.

Ein wenig überrumpelt davon sah ich ihn an und nickte dann zufrieden, nachdem ich mich wieder gefangen hatte. "Gut, dann hole ich eben die Tabletten und dann rufen wir ihn gemeinsam an", sagte ich, während ich den Raum verließ. Im Stationszimmer suchte ich die passenden Tabletten heraus, griff nach meinem Handy für den Anruf und einem Glas, bevor ich zurückkehrte.
Als ich wieder im Zimmer des Unbekannten war, platzierte ich zunächst alles auf dem Nachttisch und setzte mich dann neben sein Bett auf den Stuhl. "Kennst du die Nummer deines Mitbewohners? Ist er überhaupt noch wach? Es ist schließlich 2 Uhr nachts", fragte ich ihn und machte mich bereits bereit, die Nummer einzugeben. Er nickte leicht und nannte mir die Nummer, kurz darauf erklang ein Tuten.
Ich hatte das Handy auf laut gestellt und hielt es dem rothaarigen Unbekannten entgegen. "Welcher Bastard ruft mich um diese gottverdammte Uhrzeit an und stört?", erklang sofort eine aufgebrachte Stimme, als der Anruf entgegengenommen wurde.

Mit skeptischem Blick, ob es die falsche Nummer sein könnte, sah ich den Mann vor mir an, der nur die Augen verdrehte, und eine Spur von Müdigkeit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er leise sprach. Seine Stimme klang schwach, als er sagte: "Minho, ich bins."
Für einen Moment herrschte Stille auf der anderen Seite. "Hyunjin?", erkundigte sich die Stimme. "Du elendiger Mistkerl, bist mit meinem Geld abgehauen. Ich mach' dich kalt! Und was ist das für eine Nummer?" Ein Seufzen begleitete das Schnalzen der Zunge des Rothaarigen. "Halt die Klappe, Minho. Ich bin im Krankenhaus, irgendein Bastard hat auf mich eingestochen, und ich rufe gerade von einem anderen Handy an. Also komm vorbei und hol mich hier raus", sprach der Mann vor mir mit müder Stimme.

Dann herrschte erneut Stille auf der anderen Seite der Leitung. "Ach so", antwortete die Stimme gelassen, als wäre es nichts Ungewöhnliches, was mir ein ungutes Gefühl in der Magengegend bescherte. "In welchem Krankenhaus bist du?", erkundigte sich der andere Mann schließlich.
Daraufhin schaute der Unbekannte mich an, und ich verstand sofort. "Er liegt im Seoul National University Hospital", sagte ich dann ins Handy und auf der anderen Seite hörte man ein genervtes Aufseufzen. "Gott, auch noch so weit weg", jammerte die Stimme.
Dieser Minho schnaubte deutlich hörbar. "Du bist so unglaublich nervig, Hyunjin." Hyunjin, wie er anscheinend hieß, lachte leicht trotz seiner Verletzungen. "Was willst du, Minho? Wo bliebe denn der Spaß, wenn ich nicht hin und wieder für ein bisschen Drama und Abwechslung in deinem Leben sorgen würde?"
"Abwechslung? Du sorgst höchstens nur für das Drama und jetzt muss ich auch noch mitten in der Nacht durch die halbe Stadt fahren, um dich abzuholen", erwiderte die Person am anderen Ende der Leitung. "Du hast doch sowieso nichts Besseres zu tun", konterte der rothaarige Mann mit einem schelmischen Grinsen.

Die Antwort des Gegenübers kam sofort, begleitet von einem Hauch Sarkasmus: "Du machst es mir wirklich schwer, dich zu mögen, Hyunjin." Hyunjin konnte nicht anders, als leicht zu lächeln, bevor er weitersprach: "Ich bin doch dein Lieblingsärger. Ohne mich würdest du dich doch langweilen."
"Das bezweifle ich stark", murmelte Minho, und man hörte, wie eine Tür auf der anderen Seite der Leitung ins Schloss fiel. "Du bist eher wie eine lästige Mücke, die einfach nicht verschwinden will."
Hyunjin konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Du würdest dich viel zu sehr langweilen ohne mich", entgegnete Hyunjin schwach. "Es gibt genug andere Möglichkeiten, um sich zu amüsieren, glaub mir", entgegnete dieser Minho trocken. Der rothaarige Mann seufzte theatralisch. "Aber keine so unterhaltsam wie meine", sagte er mit einem schwachen Grinsen auf den Lippen.

Ich konnte förmlich sehen, wie der andere Mann auf der anderen Leitung seine Augen verdrehte, als er wieder sprach: "Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir das antue."
"Weil du tief im Inneren weißt, dass du ohne mich verloren wärst", sagte Hyunjin, ohne zu zögern. "Außerdem weiß ich, dass du es insgeheim liebst, mein Ritter in glänzender Rüstung zu sein", neckte Hyunjin seinen Mitbewohner weiter.
Minho schnaubte erneut. "Du übertreibst maßlos, Hyunjin. Wenn du mich verarscht hast, wirst du es bereuen", knurrte dieser Minho, doch seine Stimme klang mehr amüsiert als ernsthaft verärgert und legte abrupt auf.

Nachdem der Anruf beendet war, steckte ich mein Handy wieder in die Tasche und sah Hyunjin an. Das, was ich eben zwischen ihnen gehört hatte, klang nach einer merkwürdigen Freundschaft, aber irgendwie schien es zu funktionieren. "Also heißt du Hyunjin, ja?", fragte ich ihn dann leicht lächelnd, doch seine Antwort war ein Schulterzucken, das signalisierte, dass er mir gegenüber noch immer distanziert blieb.
"Ich hoffe, dass du irgendwann auch so entspannt mit mir reden kannst, zumindest, solange dein Aufenthalt hier noch anhält", sagte ich und ging das Glas mit Wasser befüllen. "Ich habe meinen Teil eingehalten, jetzt bist du dran", fügte ich hinzu und ging direkt auf ihn zu. "Wohl wahr", antwortete er knapp und nahm die Tabletten ohne Widerworte in den Mund.

Ich stützte seinen Kopf etwas ab, um ihm dabei zu helfen, aus dem Glas zu trinken. Zufrieden stellte ich das Glas zurück und setzte mich wieder auf den Stuhl. "Du weißt aber schon, dass du hier nicht raus darfst, oder?", fragte ich ihn lächelnd, um ihn daran zu erinnern. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und sah mich an. "Danke, dass ich ihn anrufen durfte", sagte er schwach und schloss seine Augen, ohne auf meine Worte einzugehen.
Überrascht sah ich ihn an und lächelte schwach. Ich stand auf, um das große Licht auszuschalten, sodass nur noch das Nachtlicht den Raum erhellte. Ich setzte mich wieder neben ihn, um darauf zu warten, dass er einschlief.

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Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWhere stories live. Discover now