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Minho POV

Ich stand einfach da vor diesem hässlichen Krankenhaus und konnte nicht anders, als auf das riesige, grell leuchtende Neonschild zu starren, das den Namen dieses keimverseuchten Gefängnisses in den Nachthimmel projizierte.
Mit einem Blick auf mein Handy verriet die Uhrzeit mir, dass es kurz nach drei Uhr morgens war. Gerade war ich von einem der Jobs zurückgekommen, die Chan mir gegeben hatte. Bisher waren seine Aufträge noch relativ harmlos gewesen: Entführungen, ein bisschen Folter, Waffen- und größere Drogendeals. Doch die Sorge, die mir wie ein schwerer Stein im Magen lag, war die, wenn Chan seinen Gefallen für meine Bitte nach Arbeit einfordern würde. Erst dann würde das richtige Problem auftauchen.

Das ganze Dealen auf der Straße war im Vergleich zu diesen neuen Aufgaben ein Kinderspiel. Die Kunden, mit denen ich es jetzt zu tun hatte, waren härtere Brocken als die Junkies auf der Straße. Sie waren penibel, fast schon besessen von der Qualität ihrer Ware. Jeder noch so winzige Fussel wurde unter ihre Lupe genommen, jedes noch so kleine Detail kontrolliert.
Sie waren schrecklich und nervig.
Dieser Bastard heute hatte irgendein Problem und ist grundlos völlig ausgetickt. Er erwischte mich kalt, wodurch ich jetzt 'ne aufgeplatzte Lippe und Wange hatte. Auch mein Magen hat's etwas erwischt, aber das war auszuhalten. Diesen Bastard hatte es viel schlimmer erwischt, nachdem ich fertig war mit ihm.

Mit einem lauten Stöhnen fuhr ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht und über meine zerzausten Haare. Ich musste zu Hyunjin, musste wissen, wie es ihm ging, aber die Angst vor dem, was mich erwarten könnte, lähmte mich. Es war wie ein Albtraum, als ich ihn bewusstlos und blutend in unserer Wohnung gefunden hatte. Ich dachte, er würde sterben. Dieser Anblick brannte sich so tief in mein Gedächtnis, dass es fast schon körperlich schmerzte.
Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Angst gehabt, wie in dem Moment, als ich dachte, ihn zu verlieren. Seine blasse Haut, der Schmerz, der sich in seinem Gesicht widerspiegelte, und das Blut, das sich auf dem Boden ausbreitete, ließen mein Herz schmerzhaft schlagen.

Seit dem Vorfall sind drei Tage vergangen, in denen ich kaum geschlafen habe, da mich die Bilder selbst in meinen Träumen verfolgten. Also stürzte ich mich in die Arbeit, um die Bilder und die Angst, um ihn zu betäuben. Ich stand zwar jeden Tag an dieser Stelle und starrte auf das Gebäude, aber brachte es nicht zustande, einen Schritt hineinzuwagen. Aber die Ungewissheit, wie es ihm nun ging, machte mich langsam wahnsinnig.
Ich spürte, wie ein eisiger Schauer meinen Rücken hinab lief, als meine Beine plötzlich zu zittern begannen und mein Atem sich in kurzen, hastigen Stößen verlor. "Ach scheiß drauf", flüsterte ich mir selbst zu, während mein Herz wild gegen meine Brust hämmerte, und setzte unsicher einen Fuß vor den anderen in Richtung des Eingangs des Gebäudes. Doch nach nur drei Schritten blieb ich abrupt stehen und machte wiederkehrt. "Vielleicht doch lieber morgen...", murmelte ich leise, während ich diese drei Schritte wieder zurückging. Doch der Gedanke an ihn ließ mich erneut innehalten. "Aber dieser Bastard braucht mich", sprach ich weiter mit mir selbst und zwang mich erneut, den Blick auf das Gebäude zu richten.

Meine Hände krampften sich zu Fäusten, die Nägel in die Handflächen grabend, während ich mit mir selbst kämpfte. Entweder ich gehe hinein und er ist wach, während sein Zustand langsam besser wird, oder er ist noch immer bewusstlos und sein Zustand wird immer beschissener. Ich machte mir ohnehin schon Vorwürfe, dass ich ihn mit dieser Verletzung allein zu Hause gelassen hatte, denn ich wusste, dass dieser Vollidiot einen Scheiß auf sich selbst gibt und es war eigentlich abzusehen, dass so etwas passieren würde.
Wenn ich hineingehe und es ihm noch immer nicht besser geht, frisst sich dieses beschissene Gewissen noch tiefer in mich. Sollte es ihm aber besser gehen, wäre ich unendlich erleichtert und die Sorgen um ihn würden ein wenig verblassen.

Nervös kaute ich auf meinen Fingernägeln und lief auf der Stelle hin und her, als ich das nächste Mal mein Handy in die Hand nahm und feststellte, dass es bereits vier Uhr war. "Okay", flüsterte ich mir selbst zu, meine Stimme brüchig vor Anspannung und atmete tief durch. "Lieber schnell und schmerzlos als langsam und quälend", sagte ich mir und zwang meine zitternden Beine durch den Eingang.
Wie jedes Mal, wenn ich durch den Eingang kam, sah ich das fette Wachpersonal, das auf seinem Stuhl vor sich hin schnarchte. Es juckte mich nicht wirklich, denn so kam ich zumindest ohne Probleme hinein, aber dieses Krankenhaus sollte sich auf jeden Fall um eine neue Wache kümmern. Ich machte mich direkt auf den Weg zu der Station, in der er auch zuletzt lag. Dort angekommen, klingelte ich, wie schon bei meinen letzten Besuchen, penetrant auf die Klingel des Empfangs dieser Station.

Es dauerte nicht lange: Da kam der bekannte Blondie auch schon aus dem hinteren Zimmer und sah mich mit einem überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht an. "Sag mir, wo Hyunjin liegt, oder ich durchsuche jedes verdammte Zimmer", kam ich direkt zum Punkt und sah den Kleinen an. Dieser zog die Augenbrauen etwas zusammen und kam einige Schritte auf mich zu. "Ist alles in Ordnung bei dir? Du siehst... nicht gerade gesund aus", sagte er, seine Stimme voller Besorgnis und musterte mein Gesicht. "Das sieht aus, als müsste es genäht werden", fügte er hinzu, während er auf meine Platzwunde an der Wange starrte.

Augenrollend seufzte ich und atmete erschöpft durch. "Sag mir einfach, in welches Zimmer ich muss", brachte ich mühsam hervor, meine Stimme überraschend ruhig, wahrscheinlich nur, weil ich so hundemüde war. "Zimmer 1403", sagte er schließlich und war überrascht, dass es so einfach ging. "Danke", flüsterte ich, drückte mich langsam vom Tresen, an dem ich mich abgestützt hatte, bevor ich mich auf den Weg machte.
Doch mein Glück hielt nicht lange an, denn plötzlich versperrte mir der Kerl den Weg und stellte sich direkt vor mich. "Ich habe dir zwar gesagt, in welchem Zimmer er liegt, aber du darfst nicht zu ihm. Es ist mitten in der Nacht und keine Besuchszeit", erklärte er, während seine Stimme sich bemühte, streng zu klingen, doch ich konnte eine Spur von Unsicherheit darin hören.
Ich zog meine Augenbraue nach oben und betrachtete ihn unbeeindruckt. "Das hatten wir schon einmal, Blondie. Geh aus dem Weg", erwiderte ich ruhig und schob ihn an der Schulter beiseite, um an ihm vorbeizukommen. "Nein", rief er und seine Finger krallten sich in meinen Ärmel, um mich zurückzuhalten. "Du darfst nicht zu ihm. Komm morgen wieder", wiederholte er beharrlich.
Müde ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und schloss für einen Moment die Augen. Ich war zu müde, um mich mit diesem Kerl herumzuschlagen.

Als ich ihm zu lange nicht antwortete, fragte er besorgt: "Ist wirklich alles okay bei dir? Du siehst aus, als hättest du Schmerzen." Ich hob meinen Kopf wieder und sah ihn direkt in die Augen. "Und deine Lippe blutet, ich kann das nähen, wenn du willst", fügte er hinzu.
Ich riss meinen Arm aus seinem Griff, packte ihn an den Schultern und drückte ihn gegen die kalte Wand. "Hör zu Blondie. Entweder du hältst jetzt deine gottverdammte Fresse und lässt mich zu meinem Freund, oder die einzigen Worte, die du in den nächsten Minuten sagen wirst, wird mein wundervoller Name sein, den du stöhnst, während ich dir deinen Arsch wund ficke", erklärte ich ihm relativ ruhig, aber dennoch bedrohlich.
Er schnappte scharf nach Luft und vergaß beinahe zu atmen, während er seine Augen aufriss. Als er nach einem Moment der Stille immer noch nichts sagte, ließ ich von ihm ab. "Dachte ich mir", murmelte ich, meine Stimme kalt und distanziert, während ich mich auf den Weg zum Zimmer meines besten Freundes machte.

Als ich vor der Tür zum Zimmer stand, atmete ich tief ein, meine Finger zitterten leicht, und ich zögerte erneut. Vielleicht sollte ich doch lieber wann anders wiederkommen. Die Uhr an der Wand tickte laut und jedes Ticken ließ mein Herz schneller schlagen und mich nervöser werden. Etwa zehn Minuten lang stand ich wie erstarrt da, starrte auf den kalten Metallgriff der Tür und versuchte, meinen Mut zu sammeln, als plötzlich eine Stimme neben mir erklang. "Willst du jetzt endlich rein oder weiterhin die Tür anstarren?"
Schon an der Stimme erkannte ich, wer es war. Als ich meinen Kopf langsam drehte und ihn ansah, verdrehte ich genervt die Augen. "Hau ab, Blondie", knurrte ich leise, doch meine Worte klangen nicht überzeugend, nicht einmal für mich selbst. Doch anstatt auf mich zu hören, kam er nur auf mich zu und griff nach meiner Hand. Seine Haut fühlte sich warm und weich an, im Gegensatz zu meinen rauen, kalten Händen. "Lass mich deine Lippe und Wange nähen", murmelte er plötzlich kleinlaut und sah auf unsere Hände. "Du willst sicher nicht, dass es sich entzündet und schlimmer wird, oder?"

Ich sah wieder zur Tür, meine Augen glitten über das kalte Metall, während ich seine Hand unterbewusst etwas drückte. "Ich hab' keine Versicherung dafür und kann es mir auch nicht leisten. Also hau ab, Blondie", sagte ich, während ich meine Hand aus seiner riss. Doch er ließ nicht locker. "Ich werde es umsonst machen, also lass es mich behandeln", sagte dieser Blondschopf sofort und sah mich mit einem Blick an, der voller Sorge war. Erneut drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Seine blonden Haare fielen ihm in die Stirn und seine dunklen Augen, die durch seine Brille größer wirkten, schienen mich durchdringen zu wollen. Kurz zögerte ich, bevor ich schließlich nickte. "Okay", sagte ich und wurde nun selbst kleinlaut.

Er griff erneut nach meiner Hand und führte mich etwa drei Zimmer weiter. Wir betraten einen Raum, der wie ein Behandlungsraum aussah, aber eher wie ein Lager wirkte, mit all dem Kram, der herumlag. Überall standen Kisten und Kästen, vollgestopft mit medizinischen Utensilien. "Setz dich", forderte der Blondschopf mich auf und ich tat stillschweigend, was er wollte. Ich setzte mich auf die Liege und spürte, wie der kalte Lederbezug unter meinen Fingern knarrte.
Es war erbärmlich, was ich hier tat. Ich ließ mich von Kleinigkeiten ablenken, nur um Hyunjin nicht unter die Augen treten zu müssen. Dabei hätte ich diese lächerlichen Wunden auch selbst nähen können.
Immerhin wäre es nicht das erste Mal gewesen.

Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWo Geschichten leben. Entdecke jetzt