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"Dann fick doch ihn in Zukunft, wenn er ja ach so gut zu dir ist." [...] "Vielleicht mache ich das auch."

Felix POV

Ich stand da völlig fassungslos, mit einem offenen Mund, der meinen Schock widerspiegelte, als ich zwischen Minho und Hyunjin hin und her blickte. Minhos Worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht und ließen mich den Boden unter den Füßen verlieren. "Dann viel Spaß dabei", sagte der Schwarzhaarige, wobei seine Stimme von einer Spur von beißendem Spott durchzogen war. "Ich bezweifle jedoch, dass er dich überhaupt ranlassen wird. Er wirkt wie ein Streber, und solche Typen sind prüde", fügte er hinzu und unterstrich seine Worte mit einer abfälligen Handbewegung. Seine Miene verzog sich zu einem spöttischen Grinsen, während er die Hand durch die Luft wirbeln ließ.

 Hyunjin sagte daraufhin mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, das verriet, dass er sich bestens amüsierte: "Du weißt doch, dass die Braven, die Schlimmsten sind." Seine Augen funkelten belustigt, als er mich Anblickte und ein heißes Gefühl von Scham und Verlegenheit überflutete mein Gesicht, sodass meine Wangen zu glühen begannen.
Ich war völlig sprachlos von dem, was ich hörte. Bevor es irgendwie um mich ging, war es ja noch ganz amüsant zuzuhören, aber jetzt? Meine Kehle fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt, und mein Herz hämmerte wild in meiner Brust. Ich war einfach nur sprachlos und vermutlich so rot im Gesicht wie eine Tomate, denn mir war es mehr als nur unfassbar unangenehm.

Mit einem Räuspern machte ich auf mich aufmerksam, wodurch mich beide ansahen. "Ich denke, da habe ich auch noch ein Wort mitzureden, oder nicht?", sagte ich und versuchte, meine Stimme fest klingen zu lassen, doch sie zitterte leicht vor Verunsicherung. Beide starrten mich einfach nur an, ohne ein Wort zu sagen, und tauschten dann einen kurzen, verschwörerischen Blick aus, gefolgt von einem gemeinsamen Grinsen. Doch die Reaktionen der beiden ließen mich noch unsicherer werden.
Mit zittrigen Händen klappte ich die Mappe vor mir zu und versuchte, meine Unbeholfenheit zu verbergen. Meine Hände zitterten leicht, als ich sie zurück auf den Tisch legte. "Da du jetzt Gesellschaft hast, werde ich gehen", sagte ich und ging zur Tür. Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust, als ich die Tür hinter mir schloss und zittrig ausatmete.

Ich lehnte mich gegen die kühle Tür und ließ meinen Kopf zurücksinken. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich fühlte mich gedemütigt und bloßgestellt und gleichzeitig spürte ich auch eine gewisse Wut in mir aufsteigen. Wie konnten sie so über mich reden, während ich nebenan stehe? Ich war doch nicht ihr Spielball, mit dem sie ihre Langeweile vertreiben konnten.
Kurz blitzte der Wunsch in mir auf, wieder in das Zimmer zurückzukehren und ihnen an den Kopf zu werfen, dass sie Arschlöcher waren. Aber im Endeffekt tat ich nichts. Immerhin konnte ich mein Patient nicht beleidigen. Außerdem verstand ich schnell, dass es irgendwie ihre Art war, so miteinander umzugehen, und dass es für sie normal war, so zu reden, auch wenn es mich ein wenig verletzte. Ich durfte es nicht persönlich nehmen und an mich heranlassen.

Kopfschüttelnd und mit einem bitteren Geschmack auf der Zunge stieß ich mich von der Tür ab. Die Kühle der Türklinke klammerte sich noch an meine Hand, als ich mich durch den schummrigen Flur bewegte, der nur von einem einzelnen, flackernden Licht in ein gespenstisches Halbdunkel getaucht wurde. Meine Schritte hallten leise in der Stille wider, während ich mich auf den Weg zurück zum Stationszimmer machte.
Während ich den düsteren Flur entlangging, fühlte ich eine gewisse Bitterkeit in mir aufsteigen, eine giftige Welle, die meinen Hals hinaufkroch und meine Kehle zuschnürte. Ich konnte nicht verstehen, warum Menschen einander so behandeln mussten und wie sie einander so viel Schmerz zufügen konnten. War es wirklich notwendig, andere herabzusetzen, um sich selbst besser zu fühlen?
Ein Gefühl der Verwirrung und des Schmerzes breitete sich in mir aus.

Für einen Moment durchzuckte mich ein Gedanke so absurd, dass ich ihn fast sofort wieder verdrängte. Sollte ich mich vielleicht sogar geschmeichelt fühlen? Sah ich etwa gut genug aus, dass es jemand in Betracht ziehen würde, mit mir zu schlafen? Doch sofort erstickte ich diese Gedanken mit einem heftigen Kopfschütteln.
Was dachte ich da überhaupt?
Als ob jemals jemand mit mir schlafen wollen würde.
Wie lächerlich.

Am Stationszimmer angekommen, saß Jisung noch immer auf dem Stuhl und lag mit seinem Oberkörper auf dem Tisch, der von Papieren und Akten übersät war. Als ich eintrat, drehte er nur seinen Kopf und sah mich mit seinen müden, dunklen Augen an. "Beehrst du mich auch mal wieder?", fragte er mit einer leichten Spur von Langeweile in der Stimme, die jedoch nicht verbergen konnte, wie sehr er mich vermisst hatte.
Mit einem müden Lächeln setzte ich mich ihm gegenüber und legte mich ebenfalls mit meinem Oberkörper auf den Tisch. "Er hat Besuch, da störe ich nur", murmelte ich und seufzte leise. Die Stille im Raum wurde nur von dem leisen Ticken einer alten Wanduhr unterbrochen.
"Lix?", begann Jisung irgendwann und seine Stimme klang plötzlich zerbrechlich. "Denkst du, dass Augenlasern wehtut?", fügte er fragend hinzu. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn besorgt an. "Wie kommst du darauf?", fragte ich ihn. Er zuckte nur mit den Schultern und rückte mit seinen Fingern seine Brille zurecht. "Ich will die Brille nicht mehr, sie steht mir nicht", murmelte er.

Mit Sorge betrachtete ich ihn, mein Oberkörper erhob sich langsam, während meine Hand durch sein zerzaustes, blondes Haar strich. "Es gibt doch immer noch Kontaktlinsen als Alternative", brachte ich vorsichtig vor.
Jisung wandte seinen Kopf noch weiter in meine Richtung und seine Augen schielten zu mir auf. Ein leises Seufzen entkam ihm, während er den Kopf schüttelte. "Ich vertrage sie nicht, habe es schon versucht. Aber ohne Brille sehe ich fast nichts, deswegen dachte ich, dass Lasern vielleicht eine gute Option wäre", erklärte er und blickte auf einen leeren Punkt im Raum.
"Jisung", flüsterte ich, während mein Herz schwer wurde, "wer hat dir gesagt, dass sie dir nicht steht?" Ich konnte spüren, dass etwas anderes hinter seiner plötzlichen Entscheidung steckte, dass er nicht allein auf diese Idee gekommen war.

Plötzlich richtete er sich auf, seine Augen weiteten sich hinter den Gläsern und ein Ausdruck von Fassungslosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Wie kommst du darauf? Niemand hat es mir gesagt, ich mag mich einfach nicht, wenn ich in den Spiegel schaue und diese riesige Brille auf der Nase sehe", erklärte er hektisch, während er mit den Händen in der Luft herumwedelte. Seine Stimme wurde motziger, als er hinzufügte: "Ich werde es einfach tun. Schlimmer kann es ohnehin nicht werden."
Ich liebte Jisungs Art, er war manchmal wirklich wie ein Kind, und das bewies er hier einmal mehr. Er war viel zu spontan und traf viele Entscheidungen, ohne darüber nachzudenken. Ein wenig beneidete ich ihn dafür, er konnte tun, was er wollte, ohne dass alle in seinem Umfeld sich um ihn sorgten und Angst hatten, er könnte zerbrechen.

Mit einem sanften Lächeln nahm ich ihm die Brille vom Gesicht und setzte sie selbst auf. "Wenn du sie nicht willst, werde ich sie nehmen", sagte ich mit einem leichten Grinsen. Doch als ich durch die Brille sah, wurde mir schwindelig, weshalb ich sie wieder absetzte. "Oder vielleicht doch nicht", murmelte ich. "Du bist wirklich extrem blind."
Mit einem Schnauben schnappte er sich seine Brille zurück und setzte sie sich wieder auf. "Das sage ich doch! Deswegen werde ich mir jetzt direkt einen Termin fürs Augenlasern machen", sagte er und zog bereits sein Handy heraus.
Über seine Art konnte ich nur den Kopf schütteln. "Vielleicht sollte ich mir auch einen Termin beim Friseur machen", fügte er gedankenversunken hinzu. "Ich glaube, das mache ich. Ich will wieder dunkle Haare."

Mit hochgezogener Augenbraue und einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachte ich meinen besten Freund. Er ist die lebende Definition eines sprunghaften Charakters, eine Mischung aus Unberechenbarkeit und Launenhaftigkeit. "Egal was du tust, Ji", sagte ich mit einer Belustigung in der Stimme, "du siehst immer gut aus." Er warf mir einen selbstbewussten Blick zu, ein Grinsen umspielte seine vollen Lippen. "Ich weiß", erwiderte er, und man konnte förmlich das Selbstvertrauen aus jeder Pore seiner Haut strömen sehen.
Es gab Zeiten, da wechselte er seine Haarfarbe so oft wie andere Leute ihre Unterwäsche und seine einst so schönen Haare haben unter diesen Experimenten gelitten. Sie sind brüchig geworden, trocken und spröde, bis er sich endlich dazu durchringen konnte, eine Weile bei einer Farbe zu bleiben und seinen Haaren die Möglichkeit zur Erholung zu geben. Aber ich fürchte, dass es dieses Mal wieder so sein könnte. Er wird sie sich dunkel färben, dann wird es ihm nicht gefallen, und er wird es wieder ändern. Und so weiter und so fort in einem ewigen Kreislauf der Unzufriedenheit, was typisch für ihn war.

Plötzlich ertönte ein lautes Klingeln, das die Stille unterbrach. Man hörte vom Empfang eine Stimme rufen: "Blondie, komm her!" Jisung und ich sahen uns beide kurz verwirrt an, bevor er seufzte und sich erhob. "Er nervt mich wirklich damit", knurrte er und verließ den Raum.
An der Stimme und dem Verhalten, wie penetrant die Klingel gedrückt wurde, gab es nur einen, der so etwas tat – Minho, der Mitbewohner von Hyunjin.
Keine Minute später rief mein bester Freund mich zu sich: "Felix, komm mal her." Verwirrt stand ich vom Stuhl auf und ging zu ihm. Dort stand tatsächlich der Schwarzhaarige und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab, während er mit dem Finger auf den Tresen tippte. "Ey, Blondie Nr. 2", sagte er plötzlich und sah mich mit einem Blick an, der irgendwo zwischen Strenge und Herablassung schwankte.
Fragend erwiderte ich seinen Blick. "Blondie Nr. 2?", fragte ich verwirrt und sah zu Jisung, der nur mit den Schultern zuckte. "Ja?", fragte ich noch verwirrter und sah Minho an, der sich nun um den Tresen herumbewegte und sich ein Blatt Papier schnappte, das für ihn unwichtig aussah. Er griff noch nach einem Stift, der dort herumlag und schrieb etwas auf, dann hielt er mir den Zettel entgegen. "Das ist meine Nummer", erklärte er mir, und seine Stimme klang jetzt ernst und bestimmt. "Ich muss wegen der Arbeit für etwa fünf Tage weg. Wenn irgendetwas mit Hyunjin passiert und wenn dieser Idiot sich nur weigert, das verdammte Essen zu sich zu nehmen, will ich das wissen. Informiere mich über jede Kleinigkeit, egal wie unwichtig sie ist."

Langsam griff ich nach dem Zettel und sah auf die Zahlen, die seine Nummer bildeten. "Ich habe mit ihm geredet", fügte er hinzu, und seine Stimme klang jetzt etwas besorgter. "Er wird im Krankenhaus bleiben und nicht versuchen abzuhauen, bevor er die Erlaubnis bekommt." Er machte eine Pause, sah mich an und ich konnte in seinen Augen etwas Dunkles, Bedrohliches aufblitzen sehen. "Und sollte er nicht hören, verpass ihm einfach eine."
Der Schwarzhaarige fuhr sich durch seine Haare und seufzte. Seine dunklen Augen trafen meine, und seine Miene wurde wieder ernst, wodurch ich verunsichert lächelte. "Das wirst du doch tun, oder?", fragte er mit einer Stimme, die keine Widersprüche duldete. "Wobei du keine andere Wahl hast. Wir zwei sind noch am angenehmsten und ich will ungern jemand anderes herbestellen, der nach diesen Idioten schaut."

Mit einem weiteren Seufzer steckte ich den Zettel in meine Tasche und nickte. "Meine Kollegen und ich werden schon auf ihn aufpassen, solange er kooperativ ist", versicherte ich ihm, obwohl ich insgeheim Zweifel hegte, dass Hyunjin tatsächlich kooperativ war.
Minho hob skeptisch eine Augenbraue und verdrehte dann die Augen. "Wie auch immer. Ruf mich sofort an, wenn etwas ist", erwähnte er noch einmal und verschwand dann, ohne sich zu verabschieden. Jisung und ich warfen uns einen verwirrten Blick zu, bis seine Augen sich plötzlich weiteten und er mich anstarrte. "Gib mir sofort seine Nummer!", forderte mein bester Freund mich auf, und seine Stimme bebte vor Aufregung. "Was?", entfuhr es mir überrascht, und ich sah ihn mit fragenden Augen an.

Seine Augen weiteten sich noch mehr, und eine Röte stieg ihm ins Gesicht. "Ich meine, damit ich ihn im Notfall auch benachrichtigen kann. Was denn sonst?", stammelte er und wandte seinen Blick von mir ab.
Ein Lachen entkam mir, als ich ihn beobachtete. Ich umarmte ihn kurz und gab ihm einen Kuss auf seine Wange. "Du bist so süß, Ji", sagte ich und ließ ihn wieder los. Ich holte den Zettel wieder aus meiner Tasche und überreichte ihn ihm. "Gib ihn mir aber zurück", warnte ich ihn. "Ich gehe jetzt meine Arbeit machen", sagte ich und ließ meinen besten Freund stehen. "Jaja, du gehst sowieso nur zu diesem Rothaarigen zurück", rief er mir nach, und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Kopfschüttelnd ging ich tatsächlich auf den Kontrollgang, der damit endete, dass ich bei Hyunjin landete. Ich trat leise ein und bemerkte, dass er noch immer wach war und in seinem Bett saß. Er wurde von einem Licht angeleuchtet, das aus seinen Händen kam und seine Gesichtszüge in ein geisterhaftes, bläuliches Licht tauchte. Es betonte seine Wangenknochen und seine vollen Lippen. Es ließ ihn noch attraktiver erscheinen, als er ohnehin schon war.
Langsam näherte ich mich ihm und meine Augen beobachteten das neue elektronische Gerät in seinen Händen. "Hat Minho es dir gebracht?", fragte ich ihn und begann meine Routine, während ich auf das neue Handy deutete. "Ja. Ohne würde ich hier drinnen noch umkommen vor Langeweile", murmelte er, ohne seinen Blick vom Bildschirm zu lösen, seine Stimme klang müde.

Nachdem ich seine Vitalzeichen sorgfältig aufgezeichnet hatte, trat ich an sein Bett heran. "Kann ich deine Wunden sehen?", fragte ich vorsichtig und versuchte meine Stimme so sanft wie möglich klingen zu lassen. Erst jetzt hob er seinen Blick vom Handy und sah mich an. "Das nervt wirklich. Wieso willst du die überhaupt alle zwei Stunden sehen? In dieser Zeit wird sich nichts geändert haben", antwortete er, aber hob dennoch sein Oberteil an. Seine Bewegungen waren langsam und mühsam, als würde jeder Muskel in seinem Körper schmerzen. "Ich mache die Regeln nicht", erwiderte ich und sah mir die Wunden an, die noch immer extrem gerötet waren. Einige bekamen bereits eine leichte Kruste um die Schnittstellen, was ein gutes Zeichen war.

Plötzlich wie aus dem Nichts, brach er die Stille mit einer Frage, die ich nicht erwartet hatte. "Sag mal, bist du eigentlich in einer Beziehung?", fragte er und seine Stimme klang neugierig, fast ein bisschen zu neugierig.
Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke, hustete auf und spürte, wie mein Gesicht in Sekundenschnelle errötete. Mit aufgerissenen Augen und einem Herzschlag, der mir bis in die Ohren pochte, sah ich ihn schockiert an. "Was?", fragte ich leise und meine Stimme zitterte unsicher.

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Fractured Fates ʰʸᵘⁿˡᶦˣWhere stories live. Discover now