5 - Rotkäppchen und der Wolf

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Harry und ich lagen noch eine ganze Weile gemeinsam auf der Picknickdecke und erzählten uns gegenseitig beinahe alles, was uns beschäftigte. Von der Kindheit, von unserer Schulzeit, wie wir zu unseren Müttern standen, einfach alles mögliche, was uns gerade einfiel. 
Irgendwann klingelte mein Handy und mit einem schnellen Blick darauf drückte ich den Anruf weg. Harry sah mich fragend an. 
"Musst du nicht rangehen?" fragte er mich.
"Es ist Niall, er will sicherlich in die Bar gehen und fragen wie unser Date lief.", antwortete ich ihm grinsend, woraufhin er lachte. "Er weiß also davon?" 
"Natürlich!" Ich sah ihn an. "Niall weiß alles über mich. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und er kennt alle meine Geheimnisse." 

Er beugte sich zu mir und sah mich mit einem verschmitzten Grinsen an. "Du hast Geheimnisse?" fragte er und ich lachte leise. "Nicht, was du denkst. Zum Beispiel weiß er, dass ich mit 15 meinen ersten Freund, Liam, zuhause zu Besuch hatte, weil meine Eltern weg waren. Sie kamen wieder, viel zu früh. Also zwang ich Liam, sich im Bettkasten zu verstecken." 
Harry sah mich irritiert an. "Im Bettkasten?!" 
Lachend nickte ich. "Das war absolut blöd und er hätte sich lieber vom Balkon schleichen sollen. Denn es folgte ein 40-minütiges Gespräch mit meiner Mutter, die angetrunken war und mir jedes Detail des Abends erzählt hatte!" führte ich weiter aus und wir lachten beide. "Wie ging es ihm da drin?" 
"Als ich ihn befreit habe, war er knallrot im Gesicht und hat geschwitzt wie ein Tier. Ich glaube, noch länger und er wäre erstickt."
"Der Arme!" sagte Harry lachend und fuhr sich durch die Haare. "Definitiv ein interessantes Geheimnis. Und du hast es bereitwillig ausgeplaudert!" 

Ich setzte mich auf und sah ihn an. "Du wirst es hoffentlich nicht meiner Mom verraten, oder?" fragte ich ihn, beäugte ihn dabei misstrauisch. 
Er schmunzelte und schüttelte den Kopf, sah mir in die Augen. "Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Lou. Keine Sorge." 
Einen Moment sah ich ihn nur an, dann beugte ich mich zu ihm und stahl mir einen kurzen Kuss, woraufhin er selig lächelte. 
"Wenn du willst, dann gehen wir mit Niall noch in die Bar. Was denkst du?" fragte er mich, ich konnte nicht umhin zu grinsen. "Du spielst clever, Harry.", sagte ich und stand auf. Er erhob sich ebenfalls und sah zu mir. "Clever?" 
Nickend half ich ihm den Picknickkorb mit den übrig gebliebenen Sachen zu füllen. "Es ist clever, den besten Freund mit einzubeziehen. Das weißt du sicher selbst, nicht?" 
Harry lachte, faltete die Picknickdecke klein und nahm sie sich unter den Arm. "Ich weiß eben wie's geht. Und jetzt schreib ihm, dass wir kommen." 

Lächelnd kam ich der Aufforderung nach, während wir uns gemeinsam in Bewegung setzten. "Macht es dir was aus, wenn wir die Sachen kurz zu mir bringen? Ich will ungern wie Rotkäppchen mit einem Korb in der Bar auftauchen." 
Ich kam nicht umhin, ihn mir in einem Rotkäppchenkostüm vorzustellen und musste grinsen, was er sofort bemerkte und mir einen halb amüsierten, halb mahnenden Blick zuwarf. "Hör auf es dir vorzustellen!" 
"Was denn?" fragte ich unschuldig. 
"Ich weiß genau, was du denkst. Und nein, ich werde so ein Kostüm nicht anziehen." 
"Ach komm!" sagte ich schmollend und legte den Arm um seine Taille, sah unschuldig zu ihm hoch. "Ich zieh mir auch ein Wolfskostüm an..." 
Harry lachte laut auf. "Und Niall geht dann als Großmutter?" 
Ich schüttelte den Kopf und löste mich wieder von ihm. "Ohne Niall..." bemerkte ich und er schenkte mir ein niedliches Lächeln, ehe wir den Weg bis zu seinem Zimmer fortsetzten. 

Dort angekommen, schloss er auf und wir gingen hinein. "Wow!" entfuhr es mir bei dem Anblick dieses perfekt aufgeräumten, blitzsauberen Zimmers. Harry stellte die Sachen auf dem Schreibtisch ab und sah zu mir. "Lass mich raten, bei dir sieht's aus wie auf einem Schlachtfeld?" 
Ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein! Es ist aufgeräumt!" sagte ich defensiv und er lachte und nickte leicht, ehe er sich eine Jeansjacke anzog. "Davon überzeuge ich mich vielleicht lieber bei Gelegenheit!"
Ich ging auf ihn zu und zog ihn am Jackenkragen zu mir heran, sah ihm in die Augen. "Von mir aus gern...." flüsterte ich und er leckte sich über die Lippen und fuhr mit seiner Hand über meinen unteren Rücken. 
"Wenn du wüsstest, was du für eine Wirkung hast..." wisperte er, während er sich zu mir beugte und nun wieder nah an meinen Lippen war. Wie automatisch fielen mir die Augen zu. "Sagt der Richtige..." antwortete ich kaum hörbar. 

Tangled Hearts | L.S.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora